Von Hate-Mail, Kafka, Tabubruch und Schicksalen von Frauen

Mittwochs um 20 Uhr ist ein Termin, den man sich in Neuwied besser stets freihalten sollte. Dann nämlich öffnet sich der Vorhang in der Schauburg, Heddesdorfer Straße 84, und gibt den Blick auf die große Kinoleinwand frei. Was dort – im Minski – gezeigt wird, ist ein überaus abwechslungsreiches Programm: Egal ob witzig oder traurig, ob leichte Unterhaltung oder ernste Themen, ob spannende Dokumentationen oder mitreißende Spielfilme, beim vielfach ausgezeichneten Minski-Programm kommt Jeder auf seine Kosten. Auch im Juli stehen wieder fünf ganz besondere Kinoabende in Neuwied an.

In Zeiten von Social Media und anonymen Kommentarspalten gehören Hassnachrichten für viele Menschen zum Alltag. Vor rund hundert Jahren sah das noch anders aus, doch auch Edith Swan wird Opfer von Schmähbriefen. Dabei führt sie ein stilles, gottesfürchtiges Leben und scheint keine Feinde zu haben. Dennoch fällt der Verdacht schnell auf Ediths aufbrausende Nachbarin Rose. Doch ob sie die „Kleinen schmutzigen Briefe“ tatsächlich geschrieben hat, findet man am Mittwoch, 3. Juli, im Minski heraus.

Passend zum hundertsten Todesjahr von Franz Kafka blickt der biografische Spielfilm „Die Herrlichkeit des Lebens“ am 10. Juli auf einen späten und doch bedeutenden Lebensabschnitt des Schriftstellers zurück: Sein Zusammenleben mit Dora Diamant kurz vor Kafkas Tod. Ein Film über große Gefühle im Angesicht des unausweichlichen Schicksals.

Ein Zopf verwebt verschiedene Stränge so ineinander, dass sie ein harmonisches, kunstvolles Ganzes ergeben. Im Falle der Filmadaption des Romans von Laetitia Colombani werden die gänzlich unterschiedlichen Schicksale von drei Fauen abwechselnd erzählt und dabei zueinander in Beziehung gesetzt – im Minski zu sehen am 17. Juli: Smita lebt mit ihrer Familie als „Unberührbare“ in Indien im Elend. Doch für ihre Tochter wünscht sie sich ein besseres Leben und begibt sich deshalb auf eine gefährliche Reise. Als Guilias Vater plötzlich stirbt, muss sie feststellen, dass der von ihm geführte Familienbetrieb – eine sizilianische Perückenmanufaktur – vor dem Ruin steht. Sarah ist erfolgreiche Anwältin in Montreal, doch eine plötzliche Erkrankung erschüttert ihr gesamtes Leben.

Anne ist eine erfolgreiche Anwältin, die vor allem Missbrauchsopfer vertritt. Doch in ihrem eigenen familiären Umfeld läuft nicht alles rund: Ihr Stiefsohn Théo erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen Vater. Dann kommt es zwischen Anne und dem 17-Jährigen zum Tabubruch. „Im letzten Sommer“ läuft am 24. Juli im Minski.

Zum Abschluss unternimmt das Minski am 31. Juli in „Morgen ist auch noch ein Tag“ eine Zeitreise ins Jahr 1946: Delia lebt mit ihrem gewalttätigen Ehemann, den gemeinsamen drei Kindern und ihrem Schwiegervater in Rom in ärmlichen Verhältnissen. Ivano verprügelt und erniedrigt sie, nimmt ihr das selbstverdiente Geld ab und lässt sich keine Gelegenheit entgehen, ihr seine gesetzlich verankerte Vorrangstellung einzubläuen. Zwar findet Delia immer wieder Schlupflöcher, um der patriarchalen Enge der eigenen vier Wände zu entfliehen, doch sie kann ihre Kinder nicht zurücklassen. Aber dann unternimmt sie eine kleine Rebellion.

„Mittwochs ins Kino“ – das Minski ist eine Kooperation zwischen dem städtischen Jugendamt, der Volkshochschule der Stadt Neuwied sowie den Filmtheaterbetrieben Weiler. Kinokarten können über eine Online-Buchung zur Sitzplatzreservierung auf www.kinoneuwied.de oder an der Abendkasse erworben werden.