Neuwied, 30. Oktober 2025 – Wenn das Wetter kühler und ungemütlicher wird, entscheiden sich alljährlich immer weniger Menschen für einen Zoobesuch als Freizeitbeschäftigung. „Diese Saisonalität erleben alle Zoos und so ganz werden wir uns davon wahrscheinlich auch nie befreien können“, vermutet Jasmin Kuckenberg, die stellvertretende Direktorin des Zoo Neuwied. „Aber um diesem Phänomen entgegenzuwirken und auch in der kühlen Jahreszeit attraktiv für Besuchende zu bleiben, setzen Zoos in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt auf den Bau von Tierhäusern, die es den Leuten ermöglichen, Tiere aus tropischen Regionen auch dann noch zu erleben, wenn es für diese in ihren Außenanlagen zu kalt ist.“

Aus diesem Grund hat der Zoo Neuwied die Prinz Maximilian zu Wied-Halle eröffnet, ein großes Tierhaus in dem rund 20 Tierarten aus Südamerika ganzjährig Bedingungen vorfinden, bei denen sie sich wohlfühlen. „Die Halle ist seitdem eines unserer Highlights und bei den Besuchenden sehr beliebt. Das merken wir auch daran, dass die Anzahl der Jahreskarten im Jahr nach der Eröffnung um rund 25% im Vergleich zum Jahr vor Eröffnung gestiegen ist, da für viele Leute durch die Halle auch Zoobesuche im Herbst und Winter lohnender wurden“, berichtet Kuckenberg. „Und auch aus zoologischer Sicht ist das Haus ein Erfolg. Der größte Teil des Tierbestandes lebt schon seit der Eröffnung im Sommer 2018 in den neuen Anlagen und fühlt sich dort wohl, viele der Arten haben dort auch bereits erfolgreich Nachwuchs großgezogen“, freut sich die Biologin. 
Bei den Totenkopfäffchen und den Zwergmaras gab es bereits kurz nach ihrem Einzug und seitdem regelmäßig Nachwuchs, bei anderen Arten hat es länger gedauert: „Bei unseren Nachtaffen hatten wir zunächst eine Geschwistergruppe, erst nachdem wir zwei der Tiere abgegeben und ein unverwandtes Tier aus einer anderen Einrichtung erhalten hatten, konnten wir züchten. Besonders lange hat es bei den Pakas gedauert. Durch das spezielle Naturell der Tiere, die tagsüber einzelgängerisch leben und viel Freiraum benötigen, nachts aber gemeinsam schlafen müssen, um eine Bindung aufzubauen, hat es hier viele Anläufe und einige Tipps erfahrener Paka-Züchter gebraucht, bis es geklappt hat – aber seitdem führen die Pakas ein fruchtbares Familienleben“, schmunzelt Kuckenberg.

Auch andere Dinge haben nicht auf Anhieb funktioniert – oder sich anders ergeben, als anfangs gedacht: „Die Haltung der Sumpfmeerschweinchen, haben wir mittlerweile zugunsten von Felsenmeerschweinchen aufgegeben. Diese sehen sehr ähnlich aus, zeigen aber ein viel aktiveres Verhalten und nutzen die Klettermöglichkeiten der Anlage viel besser. Eine Sache, die definitiv anders geplant war, ist die Toilettenroutine der Tapire: Da bekannt ist, dass Tapire gern baden und auch ihr Geschäft gern ins Wasser verrichten, haben wir ihnen neben dem großen Badebecken ein kleineres Becken als Toilette gebaut. Trotzdem nutzen unsere Tapire aber das Badebecken als Toilette, was leider deshalb fast immer total dreckig aussieht“, seufzt die Biologin. „Auch die Haltung des Faultiers war anders geplant. Wir haben ein aufwändiges Gerüst aus Kletterästen durch die ganze Halle gebaut, an dem das Faultier sich entlanghangeln und alle Futterplätze- und Schlafkisten erreichen konnte. Unser Lento hat dieses Gerüst jedoch von Anfang an ignoriert und bewegt sich über Stahlträger und Lüftungsrohre, auf denen er auch schläft. Die Tiere haben halt ihren eigenen Kopf“, lächelt die stellvertretende Zoodirektorin schulterzuckend. „Solange sie sich wohlfühlen, dürfen sie selbst entscheiden, wie sie sich fortbewegen, wo sie schlafen und ihr Geschäft verrichten.“
In den kommenden Wintermonaten können sich Besucher des Zoos in der Prinz Maximilian zu Wied Halle wunderbar aufwärmen – „Und wenn es draußen eher düster ist, brauchen die Augen beim Besuch des Nachttierbereichs auch gar nicht so lange wie im Sommer, um sich dort auf die nächtlichen Lichtverhältnisse einzustellen“, verspricht Kuckenberg, und gibt noch einen Ausblick für die Zukunft: „Wenn alles gut läuft, bekommt Lento auch irgendwann wieder eine neue Partnerin. Faultiernachwuchs fehlt uns nämlich bisher noch in der Erfolgsgeschichte unserer Prinz-Max-Halle.“