Patienten profitieren von der geringeren Medikamentengabe
KOBLENZ. Erstmals in Koblenz wurde eine Lungenembolie mittels Kathetertechnik behandelt. Bei einer Patientin waren beide Lungenarterien durch Blutgerinnsel verstopft. Das Team des Herzkatheterlabors am Kemperhof hat über die Leiste zwei spezielle
Katheter in die Lungengefäße eingelegt. Darüber konnten die Blutgerinnsel durch eine lokale medikamentöse Behandlung in Kombination mit einem neuartigen Ultraschallverfahren binnen kurzer Zeit aufgelöst werden.

Dr. med. Ramin Sotoudeh, der Leitende Oberarzt des Herzkatheterlabors im Kemperhof, wendet die ultraschallgestützte Therapie bei Lungenembolie an. Foto: GK-Mittelrhein/Kerstin Macher

Bei einer Lungenembolie werden die Arterien der Lunge durch eingeschwemmte Blutgerinnsel verstopft. Das Blut kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dies macht sich durch plötzliche Brustschmerzen und Atemnot bemerkbar. Die akute Lungenembolie kann oft lebensbedrohlich sein. Die Diagnose wird meist mittels Computertomographie oder Lungenszintigraphie gestellt. „Blutverdünner, das heißt gerinnungshemmende Medikamente, die eine Zunahme der Blutgerinnsel verhindern, oft aber nicht zu deren vollständigen Auflösung führen, sind die Standardtherapie bei Lungenembolien. Bei der aggressiveren, sogenannten Lysetherapie werden die Gerinnsel zwar aktiv aufgelöst, dies führt aber bei der hochdosierten, systemischen Medikamentengabe leider oft zu schweren – teilweise lebensbedrohlichen – Blutungen und kommt deshalb nur bei wirklich schwersten Verläufen zum Einsatz“, erläutert Dr. med. Ramin Sotoudeh, der Leitende Oberarzt des Herzkatheterlabors. Mit dem nunmehr neu etablierten Verfahren ist eine Abgabe der Therapie direkt im Lungengefäß unter gleichzeitiger Verstärkung der Wirksamkeit durch den integrierten Ultraschall möglich.
Von eben diesem Verfahren hat erst kürzlich eine 51-jährige Patientin profitiert. Sie war wegen zunehmender Atemnot und Brustschmerzen vom Notarzt in den Kemperhof eingeliefert worden. In der CT zeigte sich, dass Blutgerinnsel die Arterien beider Lungen verstopft hatten. Der dadurch erschwerte Blutfluss durch die Lungen hatte bereits zu einer akuten Schwächung des Herzens geführt. Deshalb wurde bei der Patientin die neue Technik angewendet, um minimalinvasiv die Blutgerinnsel rasch aufzulösen.
Dr. med. Ramin Sotoudeh und das Team des Herzkatheterlabors am Kemperhof haben über die Leiste zwei spezielle Katheter in beide Lungen eingelegt. „Dort erfolgte eine örtliche Auflösung der Gerinnsel durch einer lokale, extrem niedrig dosierte Lysetherapie, in Kombination mit einer neuartigen Ultraschall-Fragmentation. Die Ultraschallwellen bewirken eine schnellere und vollständige Auflösung des Thrombus, hierdurch können wir die Dosis des aggressiven Lysemedikaments um fast 90 Prozent reduzieren“, beschreibt der Kardiologe den Vorgang.