ISM-Bericht bescheinigt Neuwied solide Steuerung in der Kinder- und Jugendhilfe
(Foto: Ulf Steffenfauseweh) - Bundesweit steigen die Anforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe spürbar, vielerorts geraten Kommunen finanziell und strukturell unter Druck. Für Neuwied zeichnet der aktuelle Bericht des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM) hingegen ein insgesamt stabiles Bild. Die Stadt liegt im interkommunalen Vergleich im Durchschnittsbereich und setzt konsequent auf präventive, ambulante Hilfen.
Vorgestellt wurde der Bericht im Stadtrat durch den Geschäftsführer des ISM, Heinz Müller. Die regelmäßige ISM-Berichterstattung begleitet die rheinland-pfälzischen Kommunen seit mehr als zwei Jahrzehnten und gilt für Neuwied als zentrales Instrument der Jugendhilfeplanung. Sie liefert belastbare Daten zu demografischen Entwicklungen, sozialen Rahmenbedingungen sowie zur Inanspruchnahme einzelner Leistungen.

„Der Bericht gibt uns einen fundierten Überblick über Trends, Bedarfe und Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe landesweit und ganz konkret für unsere Stadt. Diese Daten sind eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen und eine zielgerichtete Weiterentwicklung unserer Angebote“, sagt Bürgermeister Peter Jung.

Foto: Ulf Steffenfauseweh

Ein Schwerpunkt des aktuellen Berichts liegt auf sozialer Ungleichheit und der Bevölkerungsentwicklung. Deutlich wird, dass Armut weiterhin ein wesentlicher Faktor für den Unterstützungsbedarf von Kindern und Familien ist, insbesondere in Ein-Eltern-Haushalten. Neuwied liegt bei der Kinderarmutsquote unter dem Durchschnitt vergleichbarer Städte. Die Analyse zeigt zudem, dass bereits geringe Veränderungen in diesem Bereich spürbare Auswirkungen auf den Umfang der Hilfen hätten.
Mit Blick auf die Hilfen zur Erziehung weist der Bericht für Neuwied eine stabile Entwicklung aus. Mehr als 50 Prozent der Leistungen werden ambulant erbracht. Damit verfolgt die Stadt weiterhin einen präventiven Ansatz, der darauf abzielt, Familien frühzeitig zu unterstützen und stationäre Maßnahmen möglichst zu vermeiden. Im interkommunalen Vergleich liegt Neuwied zwischen dem Durchschnitt der kreisangehörigen Städte und dem der kreisfreien Städte.
Jugendamtsleiter Bernhard Fuchs sieht die Ergebnisse als Bestätigung der bisherigen Arbeit. „Die Zahlen zeigen, dass wir in Neuwied auf eine ausgewogene Steuerung setzen und frühzeitig unterstützen, statt erst einzugreifen, wenn sich Probleme verfestigt haben. Prävention, verlässliche Strukturen und die enge Zusammenarbeit mit freien Trägern sind dabei zentrale Erfolgsfaktoren“, sagt Fuchs.

ISM-Geschäftsführer Heinz Müller - Foto: Ulf Steffenfauseweh

Gleichzeitig ordnet das ISM die Situation der Kommunen in einen bundesweiten Zusammenhang ein. Die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, vor allem durch gesetzlich verankerte individuelle Rechtsansprüche. Hinzu kommen Fachkräftemangel, steigende Anforderungen im Kinderschutz sowie wachsende Bedarfe im Bereich psychischer Belastungen von Kindern und Jugendlichen. Auch die geplante Weiterentwicklung hin zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe wird die Kommunen künftig zusätzlich fordern.
„Die Kinder- und Jugendhilfe ist eine zentrale kommunale Aufgabe auf grundgesetzlicher Grundlage. Sie ist keine freiwillige Leistung, sondern unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur und erreicht heute alle Kinder, Jugendlichen und Familien“, erläuterte ISM-Geschäftsführer Heinz Müller. Die Daten zeigten zugleich, dass Neuwied mit seiner Steuerung, den präventiven Strukturen und der Zusammenarbeit mit freien Trägern gut aufgestellt ist.
Zum Abschluss dankt Bürgermeister Peter Jung allen Mitarbeitenden im Jugendamt. „Sie tragen tagtäglich mit großem Engagement, hoher Fachlichkeit und Verantwortungsbewusstsein dazu bei, Kinder und Jugendliche bestmöglich zu unterstützen, oft unter herausfordernden Rahmenbedingungen. Durch ihren Einsatz gelingt es uns, in der Kinder- und Jugendhilfe mit Stabilität und Weitblick zu agieren“, sagt Jung. Sein Dank gilt ebenso den zahlreichen Institutionen, freien Trägern und Kooperationspartnern. Ihre verlässliche Zusammenarbeit sei eine wesentliche Voraussetzung dafür, gemeinsam tragfähige Strukturen zu schaffen und präventive Unterstützung erfolgreich leisten zu können.