Zwischenbilanz: Goetheanlagen gestaltet, Gärten angelegt und viele Begegnungen ermöglich – In der südöstlichen Innenstadt wachsen Nachbarschaften
(Foto: Birgit Bayer) Vor 15 Jahren nahm das Quartiersmanagement (QM) „Soziale Stadt“ in der südöstlichen Innenstadt seine Arbeit auf – mit einem kleinen Büro in einer GSG-Wohnung, einer engagierten Quartiersmanagerin und einer großen Aufgabe: Das Viertel mit seinen aktuell 3.400 Bewohnern aus 70 Nationen sollte lebenswerter werden. Heute, ein Jahrzehnt und ein halbes später, zieht die Stadt Neuwied eine positive Zwischenbilanz: Es ist viel erreicht worden! Aber die Arbeit geht weiter.

Quartiersmanagerin Alexandra Heinz, seit Beginn mit Herzblut dabei, erinnert sich: „Unser erstes Projekt war der Stadtteilgarten. 17 kleine Parzellen, auf denen Menschen Gemüse anbauen können, die sonst keinen Garten haben. Den Garten gibt es noch immer – und er ist genauso beliebt wie am ersten Tag.“

Seit 2014 verfügt das QM über ein eigenes, modernes Gebäude mit Stadtteiltreff. Hier entstanden zahlreiche Projekte und Angebote, die das Miteinander fördern – von Sprachkursen über ein Repair-Café bis hin zu interkulturellen Begegnungen.
Auch städtebaulich hat sich viel getan. Das auslaufende Förderprogramm von Bund und Land zielte vor allem auf bauliche Maßnahmen: Der Spielplatz am Sandkauler Weg wurde unter Beteiligung der Kinder neugestaltet. Die größte und bekannteste Maßnahme ist die Umgestaltung der Goethe-Anlagen. „Sie sind heute eine grüne Oase mitten in der Stadt, ein großer Garten für alle“, freut sich Bürgermeister Peter Jung. Die von den Bürgern als Wunsch in die Planungen eingebrachte Fontäne ist vor allem im Sommer ein überaus beliebter Treffpunkt für Familien. Veranstaltungen wie der Creole-Sommer oder „R(h)ein chillen“ locken Besucher aus der ganzen Stadt und darüber hinaus.

Quartiermanagerinnen Alexandra Heinz und Julia Frericks werden tatkräftig unterstützt von Ehrenamtler Eyad Sawas.  Foto: Birgit Bayer

Mehr Sicherheit, neue Freizeitangebote
Ein weiterer Schwerpunkt war es, Angsträume zu beseitigen: Unter der Brücke, die früher ein „Angstraum“ war, wie Alexandra Heinz es formuliert, sorgt heute ein modernes Lichtkonzept für mehr Sicherheit. Dort entstanden auch Fitnessgeräte und ein Basketballplatz, die täglich gut besucht sind – geschützt vor Regen und ideal für Sport zu jeder Jahreszeit.
Das QM versteht sich als Schnittstelle zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik. Anfangs gab es Skepsis: „Manche dachten, ich sei vom Sozialamt und wolle kontrollieren“, erinnert sich Heinz. Durch viele Gespräche und sichtbare Verbesserungen wuchs das Vertrauen. Eine aktivierende Befragung zeigte früh die Bedarfe auf, vier Arbeitsgruppen erarbeiteten konkrete Projekte. „In der südöstlichen Innenstadt leben viele Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das Quartiersmanagement ist hier ein wichtiger Stabilisator. Ohne diese Arbeit gäbe es viele Angebote gar nicht – und wir wollen das auf keinen Fall riskieren“, betont Bürgermeister Jung. Deshalb möchte die Stadt das QM auch nach dem Auslaufen der Förderung weiterführen. Das Personal ist ohnehin städtisch angestellt.
Sozialarbeit als Investition in die Zukunft
Rund 50 Projekte und Angebote laufen derzeit – viele davon von Vereinen, Initiativen, kirchlichen Einrichtungen und auch engagierten Bewohnern getragen, aber durch das QM, zu dem neben Alexandra Heinz auch Julia Frericks gehört, erst möglich geworden. Das Quartiersmanagement arbeitet eng mit Partnern wie der benachbarten Moschee, dem Friedensdienst „Eirene“, dem Mehrgenerationenhaus, der Diakonie und Sportvereinen zusammen. „Wir sind oft der Motor, der organisiert, vernetzt und Projekte auf den Weg bringt“, erklärt Heinz. Und Bürgermeister Peter Jung stellt fest, dass die Sozialarbeit im Quartier für ihn „kein Kostenfaktor, sondern gut angelegtes Geld“ ist.
Denn in den vergangenen 15 Jahren haben sich Nachbarschaften gebildet, neue Treffpunkte sind entstanden, Ängste wurden abgebaut. Und das QM kann schnell und kurzfristig reagieren. Zwei Beispiele: Während Corona wurden Impfaktionen im Bootshaus an den Goethe-Anlagen und in den Gebäuden der Moschee organisiert, in der Energiekrise sofort Beratungsangebote geschaffen. „Das Projekt ist unheimlich vielfältig. Es ist ein tolles Projekt“, bringt es Alexandra Heinz auf den Punkt.
Einblicke in die Arbeit des QM bietet auch ein Imagefilm, der abrufbar ist unter: www.neuwied.de/soziale-stadt.