Stiftung für Natur und Umwelt in MYK wertet alte Kiesgrube bei Rhens durch Naturschutzmaßnahmen zu artenreichem Ökosystem auf
05.12.2024  PD-Nr. 404-2024  Foto: Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz
KREIS MYK. Am Kieselberg bei Rhens am Rhein entsteht auf einer Fläche von rund sechs Hektar ein artenreicher Biotopkomplex. Das Projekt wird von der kreiseigenen Stiftung für Natur und Umwelt in Kooperation mit der Stadt Rhens durchgeführt und umfasst neben der alten Kiesgrube weitere benachbarte Flächen.

Durch die Baggerarbeiten zur Freistellung sieht das Gelände der alten Kiesgrube am Kieselberg bei Rhens noch wie ein lebensfeindlicher Zustand aus, aber durch die Naturschutzmaßnahmen wird der Weg in ein artenreiches Ökosystem geebnet. Foto: Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz

Von den Abbauarbeiten in der Kiesgrube profitierten in der Vergangenheit viele seltene, auf Offenland angewiesene Tierarten, darunter Amphibien, Reptilien und Libellen. Mit dem Ende des Kiesabbaus und dem folgenden Zuwachsen des Geländes mit Sträuchern und Gehölzen verschwand der hochwertige Lebensraum für diese Arten, die auch von den beim Abbau entstehenden Tümpeln und der natürlichen Wasserzufuhr der alten Grube profitiert hatten. „Der Wegfall dieses artenreichen Ökosystems ist besonders dramatisch, da solche Lebensräume in Rhens und Umgebung nicht mehr vorkommen“, erklärt Tanja Stromberg, Geschäftsstellenleiterin der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz. Das kontinuierliche Freistellen der alten Grube sei eine wichtige Naturschutzmaßnahme, so Stromberg. Sie lässt daher aufkommende Gehölze mit ihrem Wurzelwerk regelmäßig entfernen.
Was auf den ersten Blick eher an eine öde Mondlandschaft erinnert, stellt sich bei näherer Betrachtung als wichtiger Entwicklungs- und Schutzraum für gefährdete Tiere dar: „Die Kleine Pechlibelle ist auf offene Pioniergewässer angewiesen. Diese Art haben wir nach den ersten Maßnahmen im vergangenen Winter schon dieses Frühjahr wiederentdeckt“, freut sich Tanja Stromberg. Etwas tiefere Gewässer mit einigem Bewuchs besiedeln seltene Molcharten wie der Kammmolch. Er ist laut Roter Liste in Rheinland-Pfalz stark gefährdet und steht daher unter strengem Schutz. Aber nicht nur das Wasser, auch die umgebenden, vegetationsarmen Rohböden aus Kies und Sand zeichnen sich durch einen besonderen Artenreichtum aus: So benötigt die Ringelnatter kleinteilig strukturierte Landschaften am Rande von Teichen und Sümpfen. Von den Naturschutzmaßnahmen profitieren daneben Insekten wie Laufkäfer und Wildbienen. Letztere legen ihre Niströhren in den bei Baggerarbeiten entstehenden Steilwänden an.
Der Insektenreichtum wiederum macht das Gebiet mit seinen umliegenden Streuobst- und Grünlandbeständen für selten gewordene Vogelarten wie den Neuntöter attraktiv. Die an die Grube angrenzende Ackerfläche sowie der aktuell artenarme Grünlandbestand werden in den kommenden Jahren mithilfe von regionalem Saatgut in artenreiches Grünland umgewandelt, das aus einer bunten Vielfalt unterschiedlichster Wildkräuter besteht. Sie bilden die Grundlage für zahlreiche Schmetterlinge, Heuschrecken, Wildbienen, Käfer und Vertreter anderer Tiergruppen. Einen weiteren wichtigen Aspekt betont Tanja Stromberg in diesem Zusammenhang: „Artenreiches Grünland ist nicht zuletzt wegen seiner Eigenschaft als CO2-Speicher von hoher ökologischer Bedeutung.“
Mehr Infos zu den Projekten der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz gibt es online unter www.stiftung-natur-umwelt-myk.de