Landrat Achim Hallerbach traf sich mit Melitta Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung zum Ideenaustausch
Kreis Neuwied. Ist die medizinische Grundversorgung bald selbst eine Notfallpatientin, die am Tropf hängt? Dieser Frage ging Landrat Achim Hallerbach jetzt im Arbeits-Austausch mit Melitta Fechner, Zulassungs- und Kooperationsberaterin bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, auf den Grund.
„Im Landkreistag bilden die Zukunft der Bereitschaftsdienste, die zunehmende Zahl an Praxisschließungen sowie der Fachkräftemangel gerade in der Kinder- und Jugendmedizin ein Schwerpunktthema, zu dem wir hier im Landkreis Neuwied Problemlösungen durch Kooperationen mit innovativen Denkansätzen suchen“, beschreibt Landrat Hallerbach die Intention des Dialogs, der nicht einmalig bleiben- und an anderen Stellen fortgeführt werden soll.

Trafen sich zum Ideenaustausch: Landrat Achim Hallerbach und Melitta Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Foto: Thomas Herschbach

Zur Rekrutierung von Nachwuchskräften im Gesundheitssektor hatte der Landkreis bereits im vergangenen Jahr und auf Anraten der Kassenärztlichen Vereinigung das Modell des „Mediziner Camp“ ins Leben gerufen.  Dahinter verbirgt sich die Idee, eine überschaubare Anzahl von Medizinstudentinnen und -studenten in den Landkreis Neuwied einzuladen und mit ihnen vor Ort und in Kooperation mit einer Hausarztpraxis und den Landkrankenhäusern Asbach, Dierdorf und Linz ein maßgeschneidertes Hospitationsprogramm durchzuführen.

„Die Kassenärztliche Vereinigung hat uns dieses Format als eine Möglichkeit der Mediziner-Gewinnung nahegebracht,“ beschreibt Landrat Achim Hallerbach die intensiven Bemühungen des Kreises und der Kooperationspartner. Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung sei zwar originäre Aufgabe der KV, so der Kreischef weiter. „Aber uns allein darauf zu verlassen, reicht leider nicht. Wir müssen selbst aktiv werden“, bringt es Achim Hallerbach auf den Punkt.
In diesem Zusammenhang gelte es, dem Veränderungsprozess in der Medizin Rechnung zu tragen.
Die Einschätzung von Landrat Hallerbach wird wie auch von Melitta Fechner unterstützt: „Aktuellen Erkenntnissen zufolge legt die nachfolgende Generation der Ärzteschaft vermehrt Wert auf größtmögliche Flexibilität auch hinsichtlich der Arbeitszeiten. Partnerschaft und Familienleben gewinnen bei einer steigenden Zahl weiblicher Mediziner Vorrang gegenüber dem Wunsch nach Selbstständigkeit“, stellt die KV-Beraterin fest. Zugleich bestünden Berührungsängste hinsichtlich der damit verbundenen administrativen Tätigkeiten. Vor diesem Hintergrund sei es notwendig, das unternehmerische Denken zu fördern.
Um in die Aufgabe, eine eigene Praxis zu führen, hineinzuwachsen, befürworten Landrat Hallerbach und Melitta Fechner ein Mentoring durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen in einer Art „Willkommenskultur“.
Erklärtes Ziel ist nicht nur eine interne Vernetzung unter der Ärzteschaft, sondern auch die Bildung von Kooperationsmodellen zwischen Landkreis, Verbandsgemeinden und Medizinern. Zugleich plädierten beide dafür, bestehende Strukturen gegebenenfalls zu vergrößern, anstatt neue medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu schaffen.
„Wir sind uns einig, dass Anreize und Impulse geschaffen werden müssen, um den medizinischen Nachwuchs für unseren Landkreis zu gewinnen und die ärztliche Versorgung zu gewährleisten“, betont Landrat Achim Hallerbach, der den unmittelbaren Austausch auch auf anderen Ebenen fortsetzt.