Weißenthurms Bürgermeister Johannes Juchem hatte zum Tag des offenen Denkmals eingeladen. Wie in jedem Jahr informierte Hermann Doetsch über historische und sakrale Bauwerke.  
Fotos: Jürgen Grab  
Weißenthurm (jüg). Kürzlich fand, wie alljährlich bundesweit, der „Tag des offenen Denkmals“ auch in Weißenthurm statt. Das gab vielen interessierten Bürgerinnen und Bürgern (insgesamt waren es diesmal mehr als 40 Personen, darunter auch etliche aus den Nachbarorten) in Weißenthurm Gelegenheit, in ansonsten geschlossene Denkmäler in der Stadt Einblick zu nehmen und mehr über die Geschichte sowie weitere Details über interessante und geschichtsträchtige Bauwerke am Thur zu erfahren. „Meist erkennt man erst dann, wenn die entsprechenden historisch bedeutsamen Baudenkmäler hautnah betrachtet werden können, welche historischen Schätze in unmittelbarer Umgebung entdeckt werden können“, mit diesen Worten hatte Bürgermeister Johannes Juchem in seiner Einladung alle historisch interessierten Menschen in der Stadt und ihrer Umgebung angesprochen, wobei etliche Gäste diesem Aufruf gerne und interessiert gefolgt waren und sich von Hermann Doetsch und seiner bekannt unterhaltsamen Art auf das Beste informiert fühlten.

Der historisch versierte und kenntnisreiche frühere 1. Beigeordnete der VG Weißenthurm und vielfach versierte Thurer Bürger hatte sich mit seinem umfassenden historischen Detailwissen – sowohl im profanen als auch im sakralen Bereich – besonders hervorgetan, wobei er nicht nur die vielfachen historischen Abläufe schilderte, sondern immer auch so manche interessante Anekdote anmerkte, die seine diversen sachkundigen Anmerkungen unbedingt in unterhaltsamer Weise ergänzten. Seit 1997 bietet Doetsch kulturelle Führungen, insbesondere am Tag des Denkmals, durch die Stadt an, zunächst gemeinsam mit dem späteren Ehrenbürger Andreas Busch und später allein oder in Begleitung des Musikers Hans Wohlgemuth. Diese Führungen sind jeweils geprägt von fundiert-historischen Kenntnissen und einer gehörigen Portion Humor, was seine jeweiligen Gäste immer wieder gerne zur Kenntnis nehmen.  

Doetsch erklärte unter anderem die Historie des „weißen Turms“ (Eulenturm) sowie das alles überragende Grabmal für den französischen Revolutionär und Kriegsherrn Lazare Hoche auf einer Anhöhe oberhalb des „Weißen Thurms“, das für den in Wetzlar eines natürlichen Todes verstorbenen legendären Feldherrn im Auftrag seiner Soldaten errichtet worden war. Dabei hatte Hoche am Thur seine Truppen gesammelt, um mit ihnen den Rhein zu überqueren und dort bei Neuwied seine siegreiche Schlacht gegen die „Österreicher“ und später gegen die Truppen der deutschen Fürsten zu schlagen. Nachdem der Feldherr zunächst in Koblenz bestattet worden war, zogen später seine Soldaten mit dem Sarg nach Weißenthurm, wo er schließlich seine letzte Ruhe fand. Benannt ist die Stadt nach dem Weißen Thurm, einem spätmittelalterlichen Wohn- und Zollturm, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich im Auftrag des Trierer Kurfürsten Werner von Falkenstein (1388–1418) am damaligen Grenzübergang zwischen den Kurfürstentümern Mainz und Köln an der Handelsstraße von Koblenz nach Köln errichtet wurde.  

Schließlich war die heimische katholische Pfarrkirche die letzte Station des Denkmalspaziergangs, wobei die dortigen Wandgemälde und die sehenswerten Fenster weitere Details bei den Schilderungen des kenntnisreichen Erzählers darstellten. Bei all dem spielen bei den Ausführungen des kulturhistorisch äußerst informierten Weißenthurer Bürgers immer auch seine besonderen Kenntnisse über die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt am Rhein mit dem langjährigen Bimsabbau und dessen Steineherstellung, über die Existenz gleich mehrerer Brauereien und Gaststätten sowie die Herstellung differenzierter Bleche in der aufstrebenden Stadt am Rhein und die damit verbundene Fortentwicklung des Gemeinwesens eine wichtige Rolle. Auch die politische Rolle der Stadt am Rhein bzw. mit ihrem Wehr- und Wachturm war zeitweise, infolge ihrer Lage an der Grenze zwischen dem Mainzer und dem Kölner Erzbistum, von großer Bedeutung für das Gemeinwesen. Einstmals war auch der Bau eines Bahnhofs von hoher Wichtigkeit, der sogar Auswirkungen auf die Mobilität der Neuwieder Fürstenfamilie hatte, denn die Installation einer rechtsrheinischen Bahnstrecke wurde erst viel später vorgenommen, und so musste die Fürstenfamilie ihre Reisen immer von Weißenthurm aus antreten, um entferntere Ziele zu erreichen.  

Die Besucherinnen und Besucher dieses spannenden und informativen Rundgangs zwischen dem mittelalterlichen Turm an der Hauptstraße und dem Grabmal für den legendären französischen General Lazare Hoche mussten zwar etliche Höhenmeter bewältigen, doch dieser Spaziergang zum Hoche-Denkmal lohnte sich allemal. Zum einen ist der Fernblick über die Stadt Weißenthurm hinweg über die Rheinbrücke bis hin nach Monrepos durchaus grandios, und zum anderen hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, den Innenraum des Grabmals kennenzulernen, wo u. a. der heimische Karnevalsverein seine historischen Orden und weitere Insignien zur Schau stellt. Außerdem bildete ein abschließendes gemeinsames Kaffeetrinken im Turm ein kommunikatives Erlebnis, bei dem der heimische Karnevalsverein ebenfalls seine historischen Utensilien ausstellt.  

Schließlich konnte „Fremdenführer“ Doetsch beim abschließenden Kirchenbesuch sein kunsthistorisches Wissen unter Beweis stellen, wobei er sakrale Kleinodien mit etlichen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der besonders schönen und bedeutsamen Art vorstellte, und somit die Kirche bei allen Besucherinnen und Besuchern, insbesondere mit ihren wunderbaren Wandmalereien, einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte. Schließlich hatte Hans Wohlgemuth das „letzte Wort“ (Lied), indem er voller Enthusiasmus das sinnbildliche Lied sang: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein...“