Von Rainer Claaßen
Die kunstvoll gestalteten Anfangssequenzen von Filmen werden im Englischen als „Opening Titles“ bezeichnet. Ein treffender Begriff auch für den Auftakt zum Sonderkonzert „Viva la Musica“, das am vergangenen Freitag in der Neuwieder Marktkirche stattfand: Elegant und stimmgewaltig intonierte der Chor „Cappella Vocale“ aus Neuwied mit seinen gut zwei Dutzend Sängern und Sängerinnen nur diese Worte zur Musik von Iván Eröd als Auftakt für ein rundherum gelungenes Konzert.
Die in Neuwied gut bekannte Gruppe hat sich das Ziel gesetzt, selten gesungene Chormusik einzustudieren und in Gottesdiensten und Konzerten aufzuführen. Die aktuelle Veranstaltung hat einen etwas bitteren Beigeschmack: Der langjährige Kantor und Leiter des Chors, Thomas Schmidt, wird Anfang des kommenden Jahres den Ruhestand antreten – das bedeutet, dass er auch dieses Chorprojekt nicht weiter anleiten wird. Da Schmidt ein sorgfältiger Planer ist, hat er dieses Abschiedskonzert frühzeitig angesetzt – voraussichtlich wird der Chor erst wieder mit einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin auftreten.
Foto: Rainer Claaßen
Beim Konzert in der Marktkirche wurde der Chor durch Beate Bareis an der Flöte und Claudia Späth am Kontrabass unterstützt – eine reizvolle Kombination der beiden Musikerinnen, die im Duo auch je eine Sonate von Mozart und von Leonardo Vinci gekonnt intonierten. Thomas Schmidt wechselte zwischen Dirigentenpult, Cembalo und Klavier, um jedem der insgesamt 14 aufgeführten kurzen Stücke die passende Stimmung zu verleihen.
Dabei wurde ein weiter Rahmen gespannt, der vom 18. Jahrhundert mit Michael Haydn und Mozart bis in die Gegenwart mit Ola Gjeilo und David J. Evans reichte. Der Chor überzeugte sowohl bei den klassischen als auch bei den modern anmutenden Stücken, darunter die Fuge aus der Geographie – ein rhythmisch anspruchsvoller Sprechgesang – und ein improvisiertes Vater Unser. Es ist Thomas Schmidt erneut gelungen, mit dem eingespielten Team ein nahezu perfektes Konzert umzusetzen.
Zum Abschluss überraschte der Chor den scheidenden Leiter dann noch mit einem im Text leicht veränderten Stück von Jay Althaus: Mit den Worten „Das ist ein Lied für unseren Kantor! Sing danke, Dank, Dankeschön! Wir danken Dir aus voller Brust, für Deine Zeit, Geduld und Lust!“ wurde der endgültige Abschied vorweggenommen.
Ein rundherum gelungener Abend – Neuwied und Umgebung darf gespannt sein, wie es mit dem Chor Cappella Vocale weitergehen wird