Erste Bilanz zeigt: Weitere gemeinsame Anstrengungen sind nötig
Drei Jahre nach der Verabschiedung des strategischen Integrationskonzeptes der Stadt Neuwied ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme: Welche Ziele des Konzeptes konnten bereits erfolgreich umgesetzt werden? Wo besteht weiterhin Handlungsbedarf? Diesen Fragen widmet sich der erste Bericht zur Umsetzung des Integrationskonzeptes in Neuwied.
Den umfangreichen Bericht nahmen in einer gemeinsamen Sitzung der Beirat für Migration und Integration und der Sozialausschuss der Stadt Neuwied zustimmend zur Kenntnis. „Die gestiegene Fluchtmigration der vergangenen Jahre, die überlastete Integrationsinfrastruktur und der eklatante Wohnungsmangel haben die Integrationsarbeit nicht nur in der Stadt Neuwied zuletzt stark erschwert. Umso erfreulicher ist es, dass es uns gelungen ist, unsere Integrationsarbeit und Flüchtlingshilfe auf der Grundlage des Konzepts wesentlich voranzutreiben“, sagte Bürgermeister Peter Jung als Vorsitzender des Sozialausschusses. Dies spiegele sich in dem 106 Seiten starken Bericht wider, den die städtische Integrationsbeauftragte Dilorom Jacka vorgelegt hatte. Sie ist zusammen mit Regina Berger, Leiterin des Amtes für Soziales, Senioren und Integration, federführend für die Umsetzung des Integrationskonzepts verantwortlich.
Bürgermeister Peter Jung kann in Sachen Integrationsarbeit auf ein starkes Netzwerk zurückgreifen, wie sich auch bei den Treffen des bereits etablierten „Runder Tisch Flüchtlinge“ zeigt. Foto: Stadt Neuwied
Die Umsetzung der vier Handlungsfelder des Integrationskonzeptes, „Arbeit und Wirtschaft“, „Bildung und Sprache“, „Soziales“ sowie „Zusammenleben“, treiben vier gleichnamige Arbeitsgruppen voran. In diesen engagieren sich zahlreiche Expertinnen und Experten aus der ganzen Breite der Neuwieder Zivilgesellschaft: unter anderem aus verschiedenen Wohlfahrtsverbänden, der Arbeitsverwaltung, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, aus Schulen sowie aus Behörden und Ämtern. Der Beirat für Migration und Integration ist als Stimme der Migranten in allen vier Arbeitsgruppen vertreten. Dessen Vorsitzender Raffaele Zampella hatte sich mit weiteren Beiratsmitgliedern bereits sehr intensiv bei der Entwicklung des Konzepts eingebracht. Das Zusammenwirken der Arbeitsgruppen koordiniert eine Steuerungsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern aller Stadtratsfraktionen, der Geschäftsführungen der Wohlfahrtsverbände sowie dem Beiratsvorsitzenden Zampella. Um alle Termine noch transparenter zu arbeiten, hat die Verwaltung nun einen Integrationskalender herausgegeben.
Erfolgreiche Integrationsprojekte greifen passgenau ineinander
„Der Bericht belegt eindrucksvoll, dass wir mit der Umsetzung unseres Integrationskonzepts eine mit vielen Ebenen abgestimmte und strategisch ausgerichtete Integrationspolitik betreiben“, fasst Bürgermeister Jung zusammen. Ein Beispiel sei das Projekt „Sprachförderangebot für Schulneulinge“: Das städtische Jugendamt bereitet dabei Kinder, die keine Kita besuchen konnten und über nicht ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, in Kooperation mit Grundschulen und Kitas auf den Schulbesuch vor.
Ein weiteres sehr erfolgreiches Projekt richtet sich unter Leitung der Volkshochschule Neuwied an Eltern mit Migrationshintergrund, die bisher keinen Zugang zu Deutschkursen hatten – sei es, weil sie ihre kleinen Kinder betreuen müssen, oder weil sie nicht anerkannte Flüchtlinge sind. Um Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in die Berufswelt zu erleichtern, wurde am Jobcenter Neuwied vergangenes Jahr eine spezielle Anlaufstelle reaktiviert: der Integration Point. Dort finden arbeits- und ausbildungssuchende Migrantinnen und Migranten eine individuelle und passgenaue Beratung. Beteiligt sind neben Mitarbeitenden des Jobcenters unter anderem Fachkräfte der Kammern, der Migrationsberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände, sowie des Jugendmigrationsdienstes. Den kompetenten Umgang mit einer vielfältigen Kundschaft übten Mitarbeitende der Stadtverwaltung und des Jobcenters bei einem Interkulturellen Training in Kooperation mit der Caritas Neuwied.
Integration bleibt gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe
Die Integrationsbeauftragte Dilorom Jacka sieht die Stadt auf einem guten Weg, konstatiert jedoch besonders mit Blick auf die steigenden Flüchtlingszahlen einen erhöhten Handlungsbedarf. „Die Integrationsbemühungen müssen unbedingt fortgesetzt werden. Integration bleibt eine gesamtgesellschaftlich herausfordernde Daueraufgabe. Deshalb dürfen wir nicht nur die hauptamtlichen Integrationsangebote weiterentwickeln, sondern müssen auch das ehrenamtliche Engagement der Neuwiederinnen und Neuwieder im Bereich der Flüchtlingshilfe und der Integrationsarbeit stärken. Dafür müssen wir auch Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen.“ Angesichts von digitalen Transformationsprozessen, dem Klimawandel, der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftemangel halten Bürgermeister Jung und Jacka eine Fortschreibung des Integrationskonzepts für unausweichlich.
Dabei müsse sich die Integrationsarbeit weiterhin stark auf geflüchtete Menschen konzentrieren. Gleichzeitig gelte es jedoch, gerade in der historisch gewachsenen multikulturellen Gesellschaft Neuwieds, „ebenfalls all die Menschen mit Migrationshintergrund im Blick zu behalten, die seit Jahrzehnten unser Stadtbild prägen und mitgestalten, sich in Neuwied zuhause fühlen und die Stadt in vielerlei Hinsicht geprägt haben“, betont Bürgermeister Jung.
Der Bericht zur Umsetzung des Integrationskonzeptes in den Jahren 2020 bis 2023 ist abrufbar unter www.neuwied.de/integrationskonzept. Fragen und Anregungen dazu nimmt als Integrationsbeauftragte Dilorom Jacka unter djacka@stadt-neuwied.de entgegen.