Acht Preisträgerinnen und Preisträger für herausragende Abschlussarbeiten prämiert
Die Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz e.V. (WWA) hat auch in diesem Jahr wieder den Hochschulpreis der Region Koblenz vergeben. Ausgezeichnet wurden die Abschlussarbeiten je einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers der insgesamt 8 Hochschulen in der Region. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 20.000 Euro wurden erneut von der Sparkasse Koblenz, der Kreissparkasse Mayen, der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück sowie der Sparkasse Westerwald-Sieg gestiftet. Die feierliche Preisverleihung fand am gestrigen Montag, 6. November 2023, mit rund 70 Gästen an der Universität Koblenz statt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger bei ihrer Ehrung an der Universität Koblenz. Bild: Philip Bruederle
Begrüßt wurden die Gäste der Veranstaltung durch Prof. Dr. Stefan Wehner (Präsident der Universität Koblenz und Vorstandsvorsitzender der WWA), Clemens Hoch (Minister für Gesundheit und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz) sowie Jörg Perscheid (Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Koblenz).
„Ich freue mich außerordentlich, dass mit der diesjährigen Verleihung des Hochschulpreises wieder exzellente akademische Arbeiten gewürdigt werden. Die Abschlussarbeiten der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefern neue Perspektiven auf spannende und hochaktuelle Themen. Sie liefern einen eindrucksvollen Beleg für die großen Forschungspotenziale der Wissensregion Koblenz, von denen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft profitieren. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich. Sie alle können zurecht stolz sein auf diesen Erfolg“, erklärte Prof. Dr. Stefan Wehner.
„Wissenschaft und Wirtschaft – das ist eine fruchtbare Beziehung mit Tradition in Rheinland-Pfalz. Eine Beziehung, von der viele Impulse für unser Land und seine Menschen ausgehen. Um sich im Wettbewerb um Ideen, Talente und Wachstum und Beschäftigung zu behaupten und den gesellschaftlichen und technologischen Wandel mitgestalten zu können, müssen sich Bildungs- und Forschungseinrichtungen einer Region strategisch in wichtigen Themenfeldern mit Wirtschaft und Gesellschaft verzahnen. Eine solche enge Verzahnung von Hochschulen, Forschungseinrichtungen, regionalen Unternehmen, Kammern und Verbänden sowie öffentlichen Dienstleistern begünstigt in besonderem Maße die Entwicklung einer ganzheitlichen Wertschöpfung zum Wohle der Region. Wir sind in Rheinland-Pfalz bereits auf einem sehr guten Weg, die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist schon heute sehr erfolgreich“, sagte Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Dies alles sei nicht denkbar ohne Initiativen aus den Regionen, so der Minister.
„Die Menschen sollen erfahren, dass es sich lohnt, hier, an den Hochschulen unserer Region, zu studieren. Sowohl potentielle Studenten, aber auch potentielle spätere Arbeitgeber. Mit der Verleihung des Hochschulpreises werben wir nachdrücklich für unseren Hochschulstandort. Es ist auch eine ‚Investition in die Zukunft‘“, sagte Jörg Perscheid, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Koblenz.
Die 8 Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Arbeiten:
Hannah Simon von der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz hat sich in ihrer Bachelorarbeit der Fragestellung auseinandergesetzt, ob bzw. inwieweit Artenschutz und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen in der, im Rahmen des sogenannten Osterpakets erfolgten, letzten Änderung des § 45b des Bundesnaturschutzgesetzes in Einklang gebracht werden konnten. Als Ergebnis ihrer Arbeit stellte sie fest, dass mit der Gesetzesänderung zwar ein bundeseinheitlicher Rahmen für die Artenschutzprüfung geschaffen wurde, Rechtsklarheit und Verfahrensbeschleunigung jedoch weitestgehend ausbleiben.
Leona Rethmann von der WHU – Otto Beisheim School of Management beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit den Auswirkungen von Scheidungen und Adoptionen auf die Nachfolge in Familienunternehmen, die zweifellos zu den herausforderndsten Ereignissen für Unternehmer gehört. In ihrer Arbeit gibt sie für klassische, westliche Familienkonstellationen zahlreiche praktische Empfehlungen. Basierend auf 15 Interviews mit Mitgliedern aus Unternehmerfamilien ergeben sich die vier wichtige Aspekte Wertekonstrukte, persönliche Verbindungen, Präsenz in der Sozialisationsphase und Identifikation mit dem Unternehmen. Zudem sollten Streit der Eltern, räumliche Entfernung und fehlende Sozialisation im Adoptionsfall vermieden werden.
Fabian Otto vom zfh – Zentrum für Fernstudien im Hochschulverbund setzte sich in seiner Master-Arbeit mit der drahtlosen Vernetzung von Smart Cities mithilfe sogenannter Low Power Wide Area Networks (LPWAN) wie LoRaWAN auseinander, die zukünftig beispielweise zur Überwachung der Lärmbelastung und Luftqualität oder für zur Steuerung des bedarfsgerechten Leerens von Glas- und Altkleidercontainern oder Wässern von Grünanlagen eingesetzt werden könnten. Otto prüfte in seiner Arbeit, ob die versprochenen Reichweiten bzw. die gute Gebäudedurchdringung, die Zuverlässigkeit und der niedrige Energieverbrauch eingehalten werden. Dazu entwickelte er eigens Hard- und Software in Form des universellen Sensornodes „LoRaProMini“, die zusätzlich als Open-Source-Projekt zur Verfügung gestellt wurde.
Julia Grebel von der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit der strafrechtlichen Betrachtung des Phänomens „Stealthing“. Dies bezeichnet eine Verhaltensweise, bei dem ein Sexualpartner während der Ausübung des Geschlechtsverkehrs, heimlich und ohne Einwilligung des anderen Sexualpartners, das Kondom entfernt und den Sexualakt ungeschützt ausübt. Hauptziel der Bachelorarbeit war es zu untersuchen, inwieweit „Stealthing“ nach dem deutschen Sexualstrafrecht sanktioniert werden kann. Um diese Frage beantworten zu können, setzte sich Grebel mit der derzeit bestehenden Rechtsprechung und den vorliegenden Lehrmeinungen zu der strafrechtlichen Einordnung auseinander. Im Ergebnis stellte sie fest, dass die strafrechtliche Einordnung in Deutschland zwar mehr als umstritten, aber nach der Strafrechtsreform im Jahr 2016 unter § 177 Abs. 1 des Strafgesetzbuchs dennoch sanktionswürdig sei.
Luan Nguyen von der Hochschule der Deutschen Bundesbank widmete sich in seiner Bachelorarbeit der Frage nach der Eignung von Krypto-Token zur Absicherung von Investitionen vor Vermögensverlust in Krisenzeiten. Hierzu wurden verschiedene Krypto-Token auf ihre sogenannte Safe-Haven-Eigenschaft untersucht. Anhand eines Volatilitätsindex wurden unterschiedliche Krisenzeiträume identifiziert, die sowohl die Covid-19-Krise als auch den geopolitischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine umfassten. Nguyen zeigte auf, dass Krypto-Token in Krisenzeiträumen positiv mit den Referenzportfolios korrelierten. Einzig bei der Binance Coin ließ sich während des bisherigen Ukraine-Krieges kein signifikanter Zusammenhang mit einem aktienorientierten Portfolio beobachten. Krypto-Token fungierten somit nicht als Safe Haven, sondern vielmehr als Diversifier, schlussfolgerte Nguyen. Die Untersuchung des breitgestreuten Krypto-Index CCi30 bekräftigte das Resultat.
Dr. Dr. Christoph Kruck von der Vinzenz Pallotti University beschäftigte sich in seiner Dissertation (Promotion Dr. theol.) mit der christlichen und islamischen Mystik unter besonderer Berücksichtigung des Werks von Annemarie Schimmel. Im Rahmen der Arbeit werden konkret drei mystische Wege, die sowohl für das Christentum als auch für den Islam charakteristisch sind, miteinander verglichen: Der „regulierte“ Weg im christlichen Orden bzw. einer Sufi-Bruderschaft, ein stärker affektiv-voluntaristisch geprägter Weg sowie ein eher intellektuell-systematisch geformter Zugang. Sämtlichen dieser Zugänge – unabhängig ob christlich oder islamisch – gemeinsam sei eine ausgeprägte Sehnsucht nach Gott, so das Ergebnis von Kruck. Annemarie Schimmel (1922–2003), langjährige Professorin für islamische Sprachen und Religionsgeschichte an der Harvard University, gilt als Expertin für die mystische Dimension des Islam und hat durch ihr Leben den Dialog mit der islamischen Welt eindrucksvoll bezeugt. Mit ihrem Denken und Werk untermauert sie die Bedeutung der abgeleiteten dialogförderlichen Haltungen.
Niklas Sixt von der Hochschule Koblenz legte in seiner Master-Arbeit den Fokus auf die Fragestellung, ob ein Quarzit als Grundmaterial für die Herstellung eines zeitweise fließfähigen, selbstverdichtenden Verfüllbaustoff (ZFSV) dienen kann. Der eigens hergestellte ZFSV besteht aus dem Quarzit und einer Tonsuspension. Zur Anwendung kommt der ZFSV vorwiegend bei der Wiederverfüllung von Leitungszonen, da durch eine hohe Fließfähigkeit eine hohlraumarme Verfüllung im Leitungsgraben gewährleistet wird und keine Nachverdichtung des Materials mehr durchgeführt werden muss. Ein Hauptaugenmerk der Ausarbeitung lag auf der Untersuchung der thermischen Leitfähigkeit des eigens hergestellten ZFSV. Hierfür wurde in einem kleinmaßstäblichen Laborversuch die Erwärmung eines Leitungsgrabens simuliert. Anhand der Ergebnisse konnte die gute thermische Leitfähigkeit des ZFSV aus Quarzit aufgezeigt werden.
Linda Schürmann von der Universität Koblenz beschäftigte sich in ihrer Doktorarbeit/Dissertation mit der Fragestellung, wie man dem zu beobachtenden Trend einer sinkenden Lernmotivation von Schüler*innen allgemein, aber auch in Ausnahmesituationen wie dem Homeschooling während der COVID-19 Pandemie entgegenwirken kann. Um das herauszufinden, untersuchte Linda Schürmann in ihrer Dissertation neben der motivationalen Kompetenz angehender Lehrkräfte auch den Einfluss des Lernorts auf die selbstbestimmte Motivation Lernender. Schürmann zeigte, dass außerschulische Lernorte wie eine Forschungsstation, aber auch digitale Lernorte nicht per se motivierend sind, sie es unter Berücksichtigung individueller Faktoren wie dem Geschlecht oder den bisherigen Leistungen aber sein können. Konkret sollte zukünftig schon im Lehramtsstudium ein stärkerer Fokus auf das Thema Motivation gelegt und die Betrachtung der Rolle der Lehrkraft in diesem Zusammenhang sowie die Bedeutung des jeweiligen Lernorts in Relation dazu deutlich gemacht werden. Angehende Lehrkräfte können so besser darauf vorbereitet werden, die Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler durch die Nutzung unterschiedlicher – auch digitaler – Lernorte bestmöglich zu fördern.
Über die WWA:
Die Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz e.V. (WWA) unterstützt den Dialog zwischen den Hochschulen, der Wirtschaft, der Gesellschaft, der Politik und der Kultur. Sie bietet öffentliche Veranstaltungen und wissenschaftliche Vortragsreihen der Hochschulen an und verleiht jährlich den Hochschulpreis der Region Koblenz.