Projekt der Handwerkskammer Koblenz bringt ausländische Fachkräfte mit hiesigen Arbeitgebern zusammen
KOBLENZ/WESTERNOHE. - Foto: HwK Koblenz / Ann-Kathrin Maaß - Rückblick: Gespannt stehen Sophie Opolka-Mittler von der Zoth GmbH & Co. KG sowie Ann-Kathrin Maaß von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz an einem warmen Tag im Mai 2023 am Gleis des Limburger ICE-Bahnhofs und warten auf den Zug, der vom Frankfurter Flughafen in ihre Richtung gefahren kommt. In dem Zug sitzt Muhamed Malic, ein junger Elektroniker aus Bosnien und Herzegowina, der damals über das Projekt „Handwerk bietet Zukunft (HabiZu)“ eine Arbeitsstelle beim Familienunternehmen Zoth im Westerwald gefunden hat. Der damals 27-Jährige hatte sich in seiner Heimatstadt Sarajewo auf das Projekt beworben, einen Deutschsprachkurs absolviert und im Bewerbungsgespräch überzeugt.

Er weiß noch genau, wie er sich damals gefühlt hat: „Ich habe meine Koffer angeschaut und es kam mir unwirklich vor, dass das ganze Leben in zwei Koffer passt. Aber ich habe mich von Anfang an auf die Herausforderung gefreut“, sagt der 29-Jährige heute. Auch Opolka-Mittler freute sich über den neuen Mitarbeiter. „In unserer Branche ist der Fachkräftemangel die größte Herausforderung der Zukunft. Unser Unternehmen braucht qualifizierte Fachleute aus dem Ausland. Dass junge Menschen sich auf den Weg in ein fremdes Land machen, um dort zu arbeiten, beeindruckt mich sehr. Für uns war es eine neue Erfahrung, Mitarbeiter aus dem Ausland einzustellen und zu begleiten. Wir freuen uns, dass Muhamed so gut in Deutschland angekommen ist und seine Fähigkeiten in unserem Team einbringt“, berichtet sie.
Schon kurz nach den ersten Tagen des Ankommens ging es für den Elektroniker beruflich los. Zuvor hatte die zuständige Stelle eine Gleichwertigkeitsfeststellung der Berufsqualifikation durchgeführt. Dabei hatte sie Anpassungsmaßnahmen ermittelt, die nun in Deutschland betrieblich und überbetrieblich umgesetzt wurden. Mit einem Weiterbildungsplan und der Unterstützung des Arbeitgebers sowie der HwK Koblenz schloss Malic bereits im November 2023 erfolgreich seine Berufsanerkennung ab.

Zwei Jahre ist die Einreise von Muhamed Malic nun her. Seine Geschichte ist ein „best-practice-Beispiel“ einer gelungenen Integration, denn er ist längst ein wertvoller Mitarbeiter bei der Zoth GmbH und hat sich auch privat gut eingelebt.  Foto: HwK Koblenz / Ann-Kathrin Maaß

Zwei Jahre ist seine Einreise nach Deutschland nun her und seine Geschichte ist ein „best-practice-Beispiel“ einer gelungenen Integration. Malic ist ein wertvoller Mitarbeiter bei der Zoth GmbH und hat sich auch privat gut eingelebt. „Man musste sich an alles gewöhnen. Neue Menschen, neue Herausforderungen, alles war neu. Aber das Projekt und Frau Opolka-Mittler waren immer an meiner Seite. Meine Motivation ist Weiterentwicklung, deshalb suche ich aktuell nach einem C1 Deutschkurs.“ Und wie beurteilt er die berufliche Seite? „Tolle Kollegen und tolles Arbeitsklima!“, so Malic. „Die positive Erfahrung von Muhamad Malic zeigt, dass die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte nicht nur eine Möglichkeit ist, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern auch eine Chance, die Unternehmenskultur zu bereichern“, unterstreicht Ann-Kathrin Maaß von der HwK Koblenz. „Mittlerweile ist es durch internationale Studien sehr gut belegt, dass diverse Teams, in denen unterschiedliche Perspektiven und Problemlösungsansätze aufeinandertreffen, zu deutlich innovativeren und kreativeren Lösungen kommen und wirtschaftlich erfolgreicher sind. Von Vielfalt können wir nur profitieren - davon sind wir bei Zoth fest überzeugt“, zeigt Opolka-Mittler auf.
Das Projekt „Handwerk bietet Zukunft“ wurde von 2020 bis 2023 vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, der Bundesagentur für Arbeit und der sequa gGmbH in drei deutschen Pilotregionen durchgeführt. Vor dem Hintergrund des novellierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ist ein neues Pilotprojekt entstanden. Das Nachfolgeprojekt zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte für das deutsche Handwerk heißt „Future International Talents (FIT) for German Climate Businesses“ und ist im Herbst 2024 angelaufen. Diesmal in neun Pilotregionen und auch die HwK Koblenz ist wieder mit dabei. Das Projekt vermittelt Fach- und qualifizierte Arbeitskräfte aus Kolumbien und Usbekistan, die sprachlich sowie kulturell auf eine Tätigkeit in Deutschland vorbereitet werden. Arbeitgeber und Fachkräfte werden dabei durch ihre Handwerksorganisation in jedem Schritt des Einwanderungs- und Integrationsprozesses individuell beraten, begleitet und unterstützt.
Dabei kommt der neu geschaffenen Einreisemöglichkeit über die „Erfahrungssäule“ im Projekt eine zentrale Rolle zu: Seit März 2024 können qualifizierte Arbeitskräfte ohne Anerkennung des Abschlusses einreisen, wenn sie einen mindestens zweijährigen und im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufsabschluss haben sowie mindestens zwei Jahre einschlägige Berufserfahrung in den letzten fünf Jahren erworben haben, die in Verbindung mit der angestrebten Tätigkeit steht. Dies gilt, sofern es sich um nicht-reglementierte Berufe handelt. Das Mindestgehalt beträgt im Regelfall 45 Prozent der jährlichen Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung. Ausnahmen gelten bei tarifgebundenen Arbeitgebern. Das Projekt „FIT for German Climate Businesses“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. 
Weitere Informationen: www.fitforclimate.de sowie bei der HwK Koblenz, ann-kathrin.maass@hwk-koblenz.de, Tel. 0261 -398125.