Zertifizierte Ambulanz im Kemperhof betreut Kinder und Jugendliche seit mehr als 20 Jahren

KOBLENZ. Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, die besonders häufig im Kindesalter auftritt. „Etwa 25 Prozent der Neuerkrankungen werden bei Kindern festgestellt“, sagt Dr. med. Thomas Hoppen, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Kemperhof. „In der Regel ist Epilepsie gut behandelbar und nicht alle Patienten sind dauerhaft auf die Einnahme von anfallshemmenden Medikamenten angewiesen“, so der Kinderneurologe weiter. Seit über 20 Jahren ist die Epilepsie-Ambulanz für Kinder und Jugendliche im Kemperhof kompetente Anlaufstelle für Betroffene. Nun wurde die Einrichtung gemeinsam mit dem Team der Neuropädiatrie und Epileptologie erneut von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie rezertifiziert. Aktuell gibt es bundesweit 98 zertifizierte Epilepsie-Ambulanzen für Kinder und Jugendliche, davon drei in Rheinland-Pfalz.

Sie freuen sich über die erfolgreiche Rezertifizierung der Epilepsie-Ambulanz für Kinder und Jugendliche im Kemperhof (von links): Dr. med. Thomas Hoppen, Sonja Lambert, Dr. med. Tobias Lindau und Britta Weinheimer-Johann.  Foto: GK-Mittelrhein/Jutta Münch

Während eines epileptischen Anfalls sind Bereiche im Hirn übermäßig aktiv und senden zu viele Signale an die Muskulatur, was sehr unterschiedliche Auswirkungen haben kann: Während manche Anfälle nur einige Sekunden andauern und kaum bemerkbar sind, weil nur wenige Muskeln zucken, lösen andere starke Krämpfe aus. Doch nicht hinter jedem Zucken bei Kindern muss gleich eine Epilepsie stecken. Treten jedoch gehäuft Zuckungen ohne erkennbaren Grund auf, rät Hoppen zu einer medizinischen Abklärung.
Dazu führt das Team der zertifizierten Epilepsie-Ambulanz am Kemperhof jährlich rund 1.500 Elektroenzephalographien (EEG) und weitere spezielle EEG-Methoden wie Kurzableitungen auf der Intensivstation oder mobile Langzeit-Ableitungen durch. Dabei wird die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen. „Ergeben sich daraus Hinweise auf eine Epilepsie, folgen weitergehende Untersuchungen wie eine Sonographie und Kernspintomographie des Kopfes“, erläutert Dr. med. Tobias Lindau, ebenfalls Oberarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Kemperhof und Kinderneurologe. „Je nach Art und Ausprägung der Epilepsie ist für die Diagnose viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl nötig“, ergänzt Lindau.
Zum Team gehören unter anderem mehrere erfahrene EEG-Assistentinnen, die die oftmals handwerklich besonders herausfordernde EEG-Ableitungstechnik bei jungen Kindern perfekt beherrschen. Darüber hinaus spielt die sozialmedizinische Betreuung der Patienten eine wichtige Rolle. So berät das interdisziplinäre Team der Ambulanz etwa zu Schulungsmöglichkeiten, Selbsthilfeangeboten oder Rehabilitationsmaßnahmen. Aber auch bei Fragen rund um die Bewältigung des Alltags mit Epilepsie wie Kraftfahreignung, Ausbildung und Beruf, Partnerschaft und Familie sowie Sport und Reisen sind die Experten ebenso kompetente wie einfühlsame Ansprechpartner.
Neben Mainz und Trier gehört die Kinder- und Jugend¬medizin im GK-Mittelrhein in
Koblenz zu den einzigen Kliniken in Rheinland-Pfalz, in denen die volle Weiterbildungsmöglichkeit für Ärztinnen und Ärzte zur Kinderneurologin und zum Kinderneurologen besteht.