Neubau der Seehundanlage kann beginnen

Es ist ein feucht-kalter Morgen Anfang März und ein leichter Geruch nach feuchtem Schlick liegt in der Luft. Kurator Daniel Waked steht am Rand des leeren Seehundbeckens im Zoo Neuwied und atmet erleichtert aus: „Dieser Transport hat mir im Vorfeld schlaflose Nächte bereitet. Es gab so viele Aspekte, die wir zwar gut geplant hatten, bei denen wir uns aber auch auf Unwägbarkeiten haben einstellen mussten. Da es jetzt so reibungslos geklappt hat und alle Beteiligten so gut zusammengearbeitet haben, fällt mir gerade eine große Last von den Schultern.“

Seit Sieben Uhr morgens war Waked mit dem Zoo-Team im Einsatz, um den Abtransport der sechs Neuwieder Seehunde in den Wildlands Zoo im niederländischen Emmen durchzuführen. Der Auszug der Seehunde gibt den Startschuss für den Abbruch und anschließenden Neubau der Seehundanlage, welche aus dem Jahr 1996 stammt und nicht mehr zeitgemäß ist. Nachdem der ursprünglich geplante Beginn der Arbeiten im November 2023 aufgrund gestiegener Kosten verschoben werden musste, konnte mit der endgültigen Finanzierungszusage der Else Schütz Stiftung, die den Löwenanteil der Baukosten übernimmt, Ende Februar das „Go“ gegeben werden.
„Normalerweise versuchen wir vor einem Transport, die Tiere darauf zu trainieren, freiwillig in die Transportkisten zu gehen, um Stress zu vermeiden. Aber selbst wenn uns die Kisten bereits vor dem Transport zur Verfügung gestanden hätten, wäre bei sechs Tieren die Wahrscheinlichkeit zu groß gewesen, dass eines nicht mitmacht und ins Becken flüchtet. Einen Seehund aus dem Wasser zu fangen ist praktisch unmöglich, und das Wasser aus dem Becken abzulassen dauert einen ganzen Tag. Also blieb uns nichts anderes übrig als das Becken bereits am Vortag des Transportes leerlaufen zu lassen und die Seehunde in die Kisten zu dirigieren. Wie viele der Seehunde wir morgens an Land vorfinden würden und wie viele im leeren Becken, das wussten wir vorher nicht“, erläutert Zootierarzt Waked seine Sorgen.

Auch das Verhalten der Tiere in der ungewohnten Situation war schwer einzuschätzen und für die am Fang beteiligten Menschen stellte zudem der rutschige Untergrund im Becken eine Herausforderung dar. Doch es lief alles glatt: Zwei Seehunde konnten unproblematisch an Land in die Transportkisten verladen werden. Fürs Verladen der restlichen Vier stiegen die Mitarbeitenden an einem Halteseil ins Becken hinab und konnten die Seehunde mit Hilfe von großen Brettern in die Kisten leiten, ohne sie festhalten zu müssen. „Das Spannendste war es, die 200 kg schweren Kisten unfallfrei ins Becken hinabzulassen und dann voll beladen wieder herauszuheben“, berichtet Waked. Gelöst wurde diese Problematik durch einen Bagger, der am Rand des Beckens geparkt wurde und mit seinem Arm die Kisten mühelos hinablassen und wieder hochziehen konnte.
„Mittlerweile haben uns die niederländischen Kollegen informiert, dass die Seehunde gut in Emmen angekommen sind. Nun geht es bei uns spannend weiter mit Abriss und Neubau, und nächstes oder übernächstes Jahr können wir Seehundbulle Flip mit seinen Damen dann hoffentlich wieder hier bei uns begrüßen – in einer wunderschönen neuen Seehundanlage.“