Menschen mit Behinderung aus dem Heinrich-Haus tauschten zum bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“ für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Arbeitnehmern aus der Region und überzeugten mit ihren Fähigkeiten.
Wenn es darum geht, Teilhabe am Arbeitsleben in Deutschland zu organisieren, kommt Werkstätten für Menschen mit Behinderung (kurz WfbM) eine zentrale Rolle zu. Sie bieten Rehabilitation durch arbeitsmarktnahe, wertschöpfende Tätigkeiten für Menschen mit Behinderungen. Von der Arbeit in Werkstätten haben die meisten Menschen aber nur eine sehr grobe Vorstellung. Beim Aktionstag Schichtwechsel können Mitarbeitende aus Unternehmen daher selbst an den Arbeitsprozessen in den Werkstätten mitwirken und neben den vielseitigen Dienstleistungen und Produkten auch die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen kennenlernen. Beschäftigte der Werkstätten wiederum zeigen im Rahmen des Schichtwechsels ihr Können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Ein Mitarbeiter der Firma Eaton weist Eduard Zimmer aus der Engerser Werkstatt in seine neue Aufgabe ein, bei der er seine feinmotorische Fertigkeit beweist.  Foto: Nadine Zimmermann

Das Heinrich-Haus beteiligte sich bereits das dritte Mal an der deutschlandweiten Aktion. Aufgrund wachsenden Interesses von Seiten der Unternehmen und der Werkstattbeschäftigten beschränkte man sich nicht nur auf den offiziellen Aktionstag – in diesem Jahr der 10. Oktober – sondern entschloss sich, die Aktion auf mehrere Tage auszuweiten. 38 Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen wie Handwerk und Industrie, Service, Dienstleistung und Gastronomie waren dabei. So arbeiteten 27 Arbeitnehmer aus diesen Betrieben für einen Tag an einen WfbM-Standort des Heinrich-Hauses während 41 Beschäftige aus den Werkstätten in die Betriebe gingen. So auch Eduard Zimmer, die seinen Platz in der Werkstatt mit einem Arbeitsplatz bei Eaton in Neuwied tauschte. Hier lernte er die Prozesse des Energieunternehmens kennen und übernahm Aufgaben in der Industriemontage. Im Gegenzug besuchten Auszubildenden und Mitarbeitende der Firma Eaton die Engerser Werkstätten des Heinrich-Hauses. Hier werden bereits seit über 15 Jahren Bauteile für die Firma Eaton montiert, die anschließend in den Produktionsprozess eingebunden werden. „Diese Tätigkeiten erfordern Präzision, Geschick und Konzentration. Die Menschen in der WfbM leisten einen wichtigen Beitrag zum Endprodukt und für die Firma Eaton“, so Eduard Penner, Ausbildungsleiter bei Eaton. „Es war faszinierend zu sehen, mit welcher Sorgfalt die Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigten.“
Wie im vergangenen Jahr war auch die Agentur für Arbeit wieder beim „Schichtwechsel“ dabei. Während der Teamleiter in der Werkstatt Besen und spezielle Bürsten fertigte, wurden einem Werkstattbeschäftigten die Aufgaben in der Behörde erklärt. Auch Bürgermeister Peter Jung nahm an der Aktion teil und arbeitete bereits zum dritten Mal in einer Werkstatt mit. Dieses Jahr war er in der digitalen Medienproduktion tätig, wo er gemeinsam mit den Werkstattbeschäftigten Drohnenaufnahmen fertigte und diese zu einem Video zusammenschnitt. Für die Menschen mit Behinderung öffneten sich in der vergangenen Woche viele Türen: Sie arbeiteten für einen Tag in einem Fahrradgeschäft, in Kindergärten, bei der Polizei, im Einzelhandel und in verschiedenen Industrieunternehmen der Region. Das Feedback war durchweg positiv. Einige Unternehmen haben aufgrund der Aktion auch Praktikumsplätze für die Zukunft angeboten. Interessierte Unternehmen können sich jederzeit an Christiane Kahlert und Thomas Becker, Integrationsmanagement des Heinrich-Hauses, wenden, gern per E-Mail an christiane.kahlert@heinrich-haus.de oder thomas.becker@heinrich-haus.de. Der Schichtwechsel 2025 findet am 25. September statt.