Die Reichspogromnacht von 1938 jährt sich in diesem Jahr zum 85. Mal. Um der Opfer dieser schrecklichen Taten zu gedenken und die Erinnerung an die Menschen lebendig zu halten, lädt die christlich-jüdische Gesellschaft, die jüdische Kultusgemeinde in Kooperation mit der Stadtverwaltung am Donnerstag, 9. November 2023, um 17:30 Uhr zu einem Schweigemarsch entlang verschiedener Stolpersteine durch die Koblenzer Altstadt ein. Treffpunkt ist um 17:30 Uhr vor der Florinskirche am Florinsmarkt, einem wichtigen Ort für die Geschichte der Juden in Koblenz. Von dort aus startet der Rundgang durch die Gemüsegasse Richtung Liebfrauenkirche. Hier wird der Familie Daniel gedacht. Über die Braugasse geht es weiter in Richtung Görgenstraße, auch hier wohnten damals jüdische Familien, die gewaltsam Ihrem Zuhause entrissen wurden. Im Anschluss geht es links über die Clemensstraße durch die Gymnasialstraße am Rathaus vorbei zur Citykirche am Jesuitenplatz. Die Citykirche lädt alle Teilnehmenden im Anschluss ab 19:00 Uhr zu einem gemeinsamen Gedenkgottesdienst ein.

Bildnachweis: StAK_FA_160_Florinsmarkt 11 Bürresheimer Hof (Synagoge) Altes Kaufhaus 1939-02.

Die Bedeutung des Florinsmarkts, genauer gesagt des „Bürresheimer Hofs“, ging unter anderem der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e. V. nach: Dort befand sich die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde von Koblenz, direkt am Florinsmarkt. Im Jahr 1850 erwarb die jüdische Gemeinde einen Teil des Gebäudekomplexes und es entstand eine Synagoge sowie eine Religionsschule, zwei Krankenanstalten und eine Dienstwohnung für den Rabbiner. In der Folgezeit entwickelte sich ein recht reges Gemeindeleben. Es war geprägt von der in Koblenz seit längerem ansässigen Mittelschicht, bestehend aus Ärzten, Rechtsanwälten, Kaufleuten u.a.

Diese wichtige Stätte der Koblenzer Juden fand beim Novemberpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ihr jähes Ende. Damals wurde die gesamte Inneneinrichtung des Bürresheimer Hofes zerstört, das Inventar, liturgische Gerätschaften, Bänke wurden aus den Fenstern auf den Florinsmarkt geworfen. Angezündet wurde das Gebäude nicht – aus Sorge, dass die danebenliegende Bebauung in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Später waren es dann die Bombenangriffe auf Koblenz, die die Synagoge auch außen zerstörten (FÖRDERVEREIN MAHNMAL FÜR DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS IN KOBLENZ E.V.; dort finden Sie auch eine Vielzahl der Biografien hinter den Stolpersteinen).