Umfrage unter knapp 3.000 Betrieben der Handwerkskammer Koblenz: aktuelle Lage und Aussichten vor allem bei den Bau- und Ausbaubetrieben getrübt
KOBLENZ. Die Handwerksbetriebe stehen vor großen Herausforderungen, sei es durch den Fachkräftemangel, die Energiewende oder den rückläufigen Wohnungsbau. Ebenso belastet die weiter steigende Bürokratie gerade die kleinen Handwerksunternehmen. Von den befragten Betrieben aus dem Kammerbezirk der Handwerkskammer (HwK) Koblenz melden aktuell 81 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 87 %) eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Einzelne Konjunkturindikatoren wie der Auftragseingang und die Umsatzentwicklung stellen sich rückläufig dar. Auch die Einschätzungen für die nächsten drei Monate sind verhalten. Dann gehen ebenfalls 81 Prozent (87 %) der Befragten von einer zufriedenstellenden Geschäftslage aus.

Die konjunkturelle Beurteilung der Bau- und Ausbauhandwerke hat sich zwar aufgrund der Zurückhaltung gerade im Neubaubereich verschlechtert, doch Renovierungen und Modernisierungen in Bestandsbauten sind nach wie vor gefragt – im Bild Maler- und Lackierermeisterin Tabea Anding, die jüngst ihre Meisterprüfung bei der HwK Koblenz als Beste ihres Faches bestand.  Foto / Quelle: Michael Jordan

„Die schwierigere wirtschaftliche Gesamtsituation schlägt durch auf das regionale Handwerk, vor allem bei den Bau- und Ausbaubetrieben. Betriebsauslastung, Umsatzentwicklung und die Investitionsbereitschaft haben sich nach den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage der HwK Koblenz unter rund 3.000 befragten Mitgliedsunternehmen verringert“, kommentieren HwK-Präsident Kurt Krautscheid und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich die neuesten Ergebnisse. „Wichtig ist, dass Wirtschaft und Politik umgehend gemeinsame Lösungen umsetzen, um die Wirtschaft, vor allem die Baukonjunktur, langfristig zu unterstützen und zu stärken. Das Handwerk muss Maßnahmen wie die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die Ausbildung der Fachkräfte und die Erschließung neuer Absatzmärkte vorantreiben. Dafür bedarf es einer hohen Investitionsbereitschaft, die nur mit langfristigen, verlässlichen politischen Maßnahmen zu realisieren ist“, so die Kammerspitze. Mit passgenauen Beratungsleistungen unterstützt die HwK ihre Mitgliedsbetriebe in der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen, Verstärkung der Nachhaltigkeit oder zu Beratungen für Design, Kommunikation, Marketing, zu technologischen Transformationsprozessen und zu weiteren aktuellen Themen.

Über eine Verbesserung der Wirtschaftslage informieren die Unternehmen des Kfz-Handwerks – im Bild Kfz-Technikermeister Jan Kleemann, der jüngst seine Meisterprüfung bei der HwK Koblenz als Bester seines Faches bestand.  Foto / Quelle: Michael Jordan

Unterschiedliche Beurteilung der Geschäftslage nach Gewerkegruppen
Über alle Branchen hinweg wird die Geschäftslage von 81 Prozent (87 %) der Befragten mit gut und befriedigend in einer Bandbreite von 74 bis 90 Prozent (67% bis 91 %) bewertet. Von den Betrieben aus dem Kfz-Handwerk geben 90 Prozent (89 %) der Befragten eine gute oder befriedigende Einschätzung ab. Dies ist im Frühjahr 2024 der höchste Wert. Insbesondere bei den Bau- und Ausbauhandwerken hat sich die Beurteilung der Geschäftslage am deutlichsten reduziert. Von den Baubetrieben, wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer, informieren aktuell 74 Prozent (84 %) über eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Durch steigende Baupreise und Zinsen ist die Auftragslage im Neubaubereich deutlich gesunken. Bei den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger ist der Wert mit 81 Prozent (91 %) ebenfalls deutlich gesunken. Von den Betrieben der Handwerke für den gewerblichen Bedarf wie etwa Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer oder Gebäudereiniger bewerten aktuell 86 Prozent (90 %) die Lage mit gut oder befriedigend. Die weiteren Gewerkegruppen geben leicht bessere Geschäftslagebeurteilungen als noch vor einem Jahr ab. Von den befragten Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren und Fleischer geben 85 Prozent (80 %), von den Betrieben der personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie Friseure, Kosmetiker oder Schumacher 81 Prozent (76 %) eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage an. Bei den Betrieben der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker melden im Frühjahr 2024 77 Prozent (67 %) eine gute oder befriedigende Geschäftslage.

Die konjunkturelle Beurteilung der Bau- und Ausbauhandwerke hat sich zwar aufgrund der Zurückhaltung gerade im Neubaubereich verschlechtert, doch Renovierungen und Modernisierungen in Bestandsbauten sind nach wie vor gefragt – im Bild Dachdeckermeister Peter Dinkelbach (hinten), der jüngst seine Meisterprüfung bei der HwK Koblenz als Bester seines Faches bestand.  Foto: HwK Koblenz / Jörg Diester

Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung rückläufig
Die Kapazitätsauslastung hat sich im Frühjahr 2024 leicht verschlechtert. 71 Prozent (74 %) der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz geben an, mindestens zu 70 Prozent ausgelastet zu sein. Der Auftragsvorlauf hat sich ebenfalls auf 11,9 Wochen (14,4 Wochen) reduziert. Die Umsatzentwicklung hat sich insgesamt verschlechtert: aktuell geben 18 Prozent (24 %) der Befragten an, dass die Umsätze gestiegen sind, 44 Prozent (44 %) geben gleich hohe Umsätze gegenüber dem Vorquartal an, 38 Prozent (32 %) müssen Umsatzeinbußen hinnehmen.
Beschäftigungsentwicklung verhalten, Investitionstätigkeit rückläufig
9 Prozent (8 %) der befragten Betriebe stellen im ersten Quartal diesen Jahres Mitarbeiter ein, 20 Prozent (16 %) müssen Personal entlassen. 71 Prozent (76 %) der befragten Betriebe haben in diesem Jahr noch keine personellen Veränderungen vorgenommen. Perspektivisch befürchten 13 Prozent (9 %) in den nächsten drei Monaten Personal entlassen zu müssen, 12 Prozent (13 %) möchten mehr Personal beschäftigen.
Die Investitionstätigkeit der Handwerksbetriebe hat sich leicht verschlechtert. 16 Prozent der Befragten (18 %) geben höhere Investitionen an, 46 Prozent (53 %) haben zumindest gleich hohe Investitionen getätigt, 38 Prozent (29 %) der Befragten geben geringere Investitionen an. Das Investitionsvolumen ist im ersten Quartal 2024 leicht gesunken. Der Anteil investierender Betriebe im Kammerbezirk beträgt aktuell 58 Prozent (57 %) bei einer durchschnittlichen Investitionssumme pro Betrieb von 37.000 Euro (40.000 Euro).
Prognosen im Handwerk bleiben verhalten
Aktuell erwarten 81 Prozent (87 %) der Handwerksbetriebe in den nächsten drei Monaten eine gute und zufriedenstellende Geschäftslage. Für den Sommer rechnen 74 Prozent (81 %) der befragten Handwerker mit Wachstumsimpulsen, 26 Prozent (19 %) befürchten Umsatzrückgänge. 23 Prozent der befragten Unternehmen (27 %) gehen in den nächsten drei Monaten von einem steigenden Auftragsvolumen, 56 Prozent (58 %) von Konstanz aus. Die zukünftige Investitionsbereitschaft wird von 60 Prozent (64 %) der Betriebe als konstant oder steigend angegeben, 40 Prozent (36 %) der Befragten möchten geringere Investitionen tätigen.
Zahlen und Fakten zur Wirtschaftskraft des Handwerks
Aktuell sind bei der Handwerkskammer Koblenz rund 21.700 Betriebe eingetragen. Dies entspricht 39 Prozent aller Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz.
Informationen zu Einzelheiten der Frühjahrsbefragung 2024 bei der Handwerkskammer Koblenz,
Tel. 0261/ 398-161, presse@hwk-koblenz.de, www.hwk-koblenz.de

Grafik: Gedämpfte Konjunkturlage im Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz

Die aktuelle Wirtschaftslage im Handwerk hat vor allem durch die Beurteilung der Bau- und Ausbaubetriebe einen Dämpfer erhalten. Im Frühjahr 2024 geben im Kammerbezirk Koblenz über alle Handwerke 81 Prozent der Befragten ein gutes oder befriedigendes Geschäftsklima an, Anfang 2023 waren es 87 Prozent. Auch die Prognosen bleiben verhalten. 81 Prozent der Handwerksbetriebe in der Region Mittelrhein gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage zum Sommer hin verbessert oder gleichbleibt.
Quelle: HwK Koblenz