Stefan Herschbach: Umsetzung und Finanzierung bleiben Mammutaufgabe für die nächsten 20 Jahre 

07.07.2025  Foto: Martin Christ
Neuwied. Wie heizen wir künftig Haus und Heim? Antworten soll die kommunale Wärmeplanung liefern, deren Ergebnisse die Stadt im Herbst vorstellen will. Für Stefan Herschbach, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuwied (SWN), ist die Wärmeplanung ein wichtiger, aber nur ein kleiner Schritt. Er warnt vor zu hohen Erwartungen: „Die Wärmeplanung zeigt die Richtung, ist jedoch nur ein Teil des Gesamtkonzepts, das kontinuierlich anzupassen ist. Es bleibt noch viel zu klären gerade in Bezug auf Umsetzung und Finanzierung."
Wärmepumpe, Holzhackschnitzel, Nah- oder Fernwärme. Schritt für Schritt soll auf die Nutzung von Erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme umgestellt werden. Öl- und Gasheizungen sollen ab 2045 ausgedient haben: „Das Gasnetz ist über Jahrzehnte gewachsen. Mit Gas werden etwa 90 Prozent des Energiebedarfs zum Heizen gedeckt.“

Die SWN unterstützten bisher das Erstellen der Datenanalyse, die eine differenzierte Bewertung des zukünftigen Energiebedarfs ermöglicht: „Das ist natürlich wichtig für weitere Planungen.“ 
Beispiel Fernwärme: Sinnvoll und wirtschaftlich ist sie nur in Gebieten mit hoher Wärmedichte. Die Analyse identifiziert Bereiche mit über 600 Megawattstunden Wärmebedarf pro Hektar als potenzielle Kandidaten. Für andere Gebiete wird die Umstellung auf Wärmepumpen priorisiert, wobei auch hier flexible Lösungen wie Geothermie für kleinere Bereiche in Betracht gezogen werden könnten. 

Die Kommunale Wärmeplanung ist auch für die Stadtwerke Neuwied ein wichtiges strategisches Instrument. Bis zur Klimaneutralität 2045 und der vollständigen Umgestaltung unserer Wärmeversorgung müssen jedoch noch viele offene Fragen geklärt werden, sagt SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach. Foto: Martin Christ

Auch die Erwartung, dass Fernwärme in kurzer Zeit verfügbar ist, dämpft der SWN-Chef: „Der Ausbau ist nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr aufwändig.“ Nicht zuletzt sei auch die Frage der Wärmeerzeugung noch nicht abschließend geklärt: „Das ist aber die absolute Voraussetzung.“ Mit der Firma Flohr sei man im Gespräch, um die Abwärme der Holzverbrennung zu nutzen: „Wir sind da auf einem guten Weg. Aber jede Wärmeversorgung benötigt auch eine verlässliche Redundanz, die im Falle des Ausfalls eines Hauptsystems dessen Funktion übernehmen kann.“ Heute seien das Gaskessel, aber ob diese auch in Zukunft genutzt werden könnten, sei unklar. 
Die Wärmewende sei eine riesige Herausforderung, sagt Herschbach, aber auch eine Chance, unabhängiger zu werden. Die Energiekrise und zuletzt die großen Preissprünge an den Börsen durch den Nahostkonflikt hätten gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Versorger zu sein: „Wir möchten auch Energieerzeuger werden und einen Großteil der benötigten Energie lokal in Neuwied produzieren.“ Eine konkrete Forderung richtet er jedoch auch an die Bundespolitik: „Wir brauchen Planungssicherheit. Eine Regierung wird alle vier Jahre gewählt. Wir investieren aber für die nächsten 30 oder mehr Jahre. Wir können den Menschen nur Planungssicherheit geben, wenn wir sie auch als Versorger haben.“
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