Oberbürgermeister Jan Einig bekräftigt bei Firmenbesuch, dass die Schaffung von Gewerbeflächen für ihn Priorität hat
Der Prophet gilt im eigenen Land bekanntlich wenig. Umso schöner war es für Oberbürgermeister Jan Einig und Wirtschaftsfördererin Alexandra Rünz, als sie beim Besuch der Vario Software AG diese Rolle gar nicht übernehmen mussten. Denn die beiden Firmenchefs des IT-Vorzeigeunternehmens aus der Matthias-Erzberger-Straße fanden von sich aus genug lobende Worte für Neuwied. „Unsere Mitarbeiter wollen einfach nicht ewig im Auto sitzen und sagen mir deshalb ganz oft, wie froh sie sind, in einer Stadt zu arbeiten, in der es fast nie Stau gibt. Und auch die Kunden finden Lage und Anbindung super“, berichtete zum Beispiel Prokurist Hendrik Schneider. Sein Vater und Geschäftsführer Ralf Schneider ergänzte, dass auch die Nähe zum Bahnhof für das Haus ein entscheidender Vorteil sei. „Vor allem wegen der Verbindung zur Uni Koblenz. Aber rund zehn Prozent unserer Belegschaft reisen auch mit Bus und Bahn zur Arbeit an. Hätten wir die nicht, hätten wir ein riesiges Problem“, unterstrich er. Kurzum: „Wir fühlen uns in Neuwied sehr wohl“, so das Fazit der beiden Unternehmer.
Auf mittlere Sicht jedoch wird ein Umzug trotzdem Thema. Denn als inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen mit rund 90 Mitarbeitern betreut die Vario AG zwar schon jetzt mehr als 10.000 Kunden, der Kurs ist aber mittelfristig auf weiteres, starkes Wachstum ausgerichtet. Der Business-Plan sieht vor, dass sich die Anzahl der Beschäftigten bis 2029 mehr als verdoppeln soll, verriet Hendrik Schneider. Und dann wird es im aktuellen Bürogebäude zu eng. „Wir unterstützen Sie natürlich nach Kräften bei der Suche nach einem geeigneten Standort in unserer Stadt“, versicherte OB Jan Einig, der in diesem Zusammenhang noch einmal unabhängig vom Einzelfall unterstrich, dass die Schaffung von Gewerbeflächen bei ihm ganz oben auf der politischen Agenda steht. „Wir brauchen zusätzliche Flächen. Leider ist über viele Jahre versäumt worden, die Grundlagen dafür zu schaffen. Aber wir haben uns auf den Weg gemacht. Das Thema hat für mich absolute Priorität“, betonte er.
Ähnlich war sich der OB mit den beiden Unternehmern einig, dass die Stadt als Wohnstandort für junge Menschen noch Potenzial hat. Der Bau eines größeren Apartment-Hauses, das für Studenten attraktiv ist, wäre aus Sicht der Firmenchefs wünschenswert. „Wir wissen, dass es diesbezüglich Bedarf gibt. Wir brauchen noch ein wenig, aber haben das Thema auf dem Zettel“, machte Jan Einig deutlich.
Hendrik Schneider führte abschließend aus, dass die Vario AG kürzlich einen ukrainischen Flüchtling als Azubi eingestellt hat. „Fachlich hat er ein brutal hohes Niveau, aber es war eine Herausforderung für ihn, auf mögliche Arbeitgeber zuzugehen. Und so haben viele Scheu“, führte er aus, dass hier in seinen Augen noch große Reserven schlummern. „Wir müssen insgesamt als Staat die Grundlagen schaffen, dass Flüchtlinge schnellstmöglich in Arbeit kommen. Dabei müssen wir auch mal unbürokratische Wege gehen“, forderte der OB und hielt fest: „Arbeit ist der beste Weg zur Integration.“