Die Universität Koblenz hat ihren ersten Gleichstellungsplan vorgelegt. Er umfasst eine Analyse des Ist-Zustands sowie einen umfangreichen Maßnahmenkatalog. Aktuelle Zahlen geben einen Überblick über den Frauenanteil unter den Studierenden, Professuren, Promovierenden und Mitarbeitenden. Im Audio-Interview gibt Dr. Tanja Gnosa, Gleichstellungsbeauftragte der Universität, eine vertiefende Einordnung in den Gleichstellungsplan.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein zentrales Grundrecht und deren Förderung eine wichtige Aufgabe in Deutschland. Die Universität Koblenz stellt sich dieser Verantwortung und hat als eigenständige Universität im vergangenen Jahr einen neuen, umfassenden Gleichstellungsplan erarbeitet. Der Plan konkretisiert die Ziele aus dem Entwicklungsplan uk2030 und wurde nun mit aktuellen Zahlen zur Gleichstellung an der Universität veröffentlicht. Er umfasst eine Analyse des Ist-Zustands sowie einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der nun systematisch abgearbeitet werden soll.
„Mit einem Frauenanteil von über 58 Prozent unter den Studierenden und einem Anteil von rund 52 Prozent unter den akademischen Mitarbeitenden sind wir in Sachen Gleichstellung schon heute gut aufgestellt. Darauf wollen wir uns jedoch nicht ausruhen, sondern uns möglichst in allen Bereichen weiter verbessern. Mit dem Gleichstellungsplan haben wir daher eine Vielzahl von laufenden Maßnahmen vertieft, aber auch neue Angebote entwickelt. Zudem ist uns der Austausch zur Entwicklung immer neuer Standards wichtig, weshalb wir seit dem vergangenen Jahr nun auch in den zwei renommierten Netzwerken ‚Erfolgsfaktor Familie‘ und ‚Familie in der Hochschule e.V.‘ Mitglied geworden sind“, kommentiert Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl, Vizepräsidentin Forschung und Transfer der Universität Koblenz.
„Insbesondere der Frauenanteil unter den Professuren ist an der Universität Koblenz mit rund 41 Prozent besonders hoch – und zwar im bundesdeutschen (28 Prozent Professorinnen) wie im rheinland-pfälzischen (rund 27 Prozent) Vergleich. Damit die Universität ihrer Vorreiterrolle weiterhin gerecht werden kann, dürfen wir uns darauf aber nicht ausruhen. Deswegen freue ich mich besonders darüber, dass der Gleichstellungsplan und die darin enthaltenen Maßnahmen auf breite Zustimmung gestoßen sind. Jetzt gilt es, unsere Maßnahmen konsequent umzusetzen, das Erreichte zu sichern und so Gleichstellung in allen relevanten Prozessen der Universität weiter zu verankern“, erklärt Dr. Tanja Gnosa, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Koblenz.
Frauenanteile und Maßnahmen
Mit Beginn des Jahres 2024 waren 58,5 Prozent der im Wintersemester eingeschriebenen 9.459 Studierenden weiblich. Der Frauenanteil unter den Promovierenden lag bei 48,5 Prozent. Unter den Mitarbeitenden im akademischen Bereich lag der Anteil der Frauen bei 51,7 Prozent, in Technik und Verwaltung waren es 60,7 Prozent. Der Frauenanteil unter den Professor*innen lag bei 40,9 Prozent.
Im Rahmen des Gleichstellungsplans wurden insgesamt 17 Maßnahmenpakete entlang der drei folgenden Schwerpunkte festgelegt. Im Folgenden werden die wichtigsten Maßnahmen kurz beschrieben:
Gender Mainstreaming: Um den Frauenanteil unter den Professor*innen zu steigern, will die Universität geschlechtersensible Kriterien noch stärker als bisher im Prozess der Gewinnung neuer Professor*innen verankern und zur Steigerung der Attraktivität von Professor*innenstellen in Fächern mit niedrigem Frauenanteil eine zusätzliche Forschungsstelle für Bewerberinnen anbieten. Der Anteil von Frauen unter den Promovierenden in den Naturwissenschaften soll durch Anschubstipendien und den Ausbau eines bestehenden Mentoringprogramms gesteigert werden. Um junge Frauen für ein Studium im MINT-Bereich zu gewinnen, soll die Arbeit des Ada-Lovelace-Projekts, einer durch die Uni in Koblenz vor mehr als 25 Jahren angestoßenen, hochschulübergreifenden landesweiten Initiative, weitergeführt werden. Ebenfalls diesem Ziel sowie der zusätzlichen Begeisterung männlichen Nachwuchses für die Sozialwissenschaften soll die weiter intensivierte Nutzung des Zukunftstags (ehemals Girls‘ Day und Boys‘ Day) durch die Universität dienen. Zudem sind ein zusätzliches Kursangebot des Gleichstellungsbüros für Studierende und die Weiterführung eines Gender Studies Zertifikats geplant. Weitere Maßnahmen wie der Aufbau pseudonymisierter Bewerbungsverfahren, die Überarbeitung der uniweiten Empfehlungen für gendersensible Sprache, die Einführung von All-Gender-Toiletten, ein jährliches Gendercontrolling sowie der Ausbau dezentraler Gleichstellungsarbeit sind in Arbeit oder bereits umgesetzt.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Studium: Um die Möglichkeit zu fördern, Elternschaft und die Pflege von Angehörigen mit dem Berufs- oder Studienalltag zu vereinbaren, hat sich die Universität den Aufbau von Teilzeitstudiengängen sowie die Einrichtung einer Kinder-Notbetreuung vorgenommen. Bereits vorhanden sind Wickel- und Ruhe- bzw. Eltern-Kind-Räume an allen Uni-Standorten, eine von der Universität entwickelte Babysitter-Online-Börse sowie ein Studierenden-Online-Service zur Entlastung von weiteren haushaltsnahen Dienstleistungen, Angebote zur Elternberatung, Mittel zur Einstellung studentischer Hilfskräfte für Nachwuchswissenschaftler*innen mit Kindern sowie ein Pflege-Guide für Mitarbeitende und Studierende zum Thema Pflege von Familienangehörigen. Konkret in einer Pilotierungsphase ist außerdem ein Dual Career Service, der den Lebenspartner*innen von zuziehenden Mitarbeiter*innen Beratungsleistungen zu beruflichen Anschlussmöglichkeiten in der Region anbietet und dadurch die Attraktivität der Universität Koblenz als Arbeitgeberin steigern soll (siehe Pressemitteilung vom 23.1.2024).
Null-Toleranz bei sexualisierter Belästigung und Gewalt: Gegenüber sexualisierter Belästigung und Gewalt vertritt die Universität eine klare Null-Toleranz-Haltung. Beschwerden über Übergriffe werden konsequent verfolgt. Wichtig sind jedoch die weitere Sensibilisierung für das Thema und die konsequente Bekanntmachung von Beratungsangeboten und Kontaktstellen. Die Universität Koblenz hat daher im vergangenen Jahr eine Posteraktion am Campus umgesetzt, setzt weiter auf Führungskräftefortbildungen und plant eine semesterweise Informations- und Austauschveranstaltung für Studierende, die in diesem Jahr erstmals von der Gleichstellungsbeauftragen gemeinsam mit den studentischen Gremien (AStA) angeboten wurde und weiter etabliert werden soll. Zusätzlich soll ein Leitfaden für alle Uni-Mitglieder mit Empfehlungen zum Umgang mit sexualisierter Belästigung und Gewalt erarbeitet werden.
Alle Details zu den Maßnahmen sowie zur Gleichstellungsstatistik aus den Jahren 2022 und 2023 finden Sie im Gleichstellungsplan (hier zum Download).
Eine vertiefende Einordnung des Gleichstellungsplans und einen Einblick in die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Koblenz erhalten Sie hier in einem Audio-Interview mit Dr. Tanja Gnosa zum Thema Gender Mainstreaming.
Über die Universität Koblenz
Die Universität Koblenz ist die jüngste Universität Deutschlands – und fußt gleichzeitig auf einer langen akademischen Tradition. Ihre vier Profilbereiche „Bildung“, „Informatik“, „Kultur und Vermittlung“ sowie „Material und Umwelt“ sind auf einzigartige Weise miteinander verbunden. Sie geben auch wichtige Impulse für die Lehrkräftebildung, die an der Universität eine zentrale Rolle einnimmt. Eine fächerübergreifende Zusammenarbeit und kurze Wege auf dem Campus prägen den Universitätsalltag. Die Universität Koblenz hat rund 9.400 Studierende. Forschung und Lehre der Universität werden vorangetrieben von über 100 Professuren in vier Fachbereichen. Insgesamt sind an der Universität Koblenz rund 1.100 Mitarbeitende beschäftigt.
Ihr Selbstverständnis hat die neue Universität Koblenz in dem Begriff „weiter:denken“ zusammengeführt. Darin spiegeln sich der Ansporn und der Anspruch aller Mitglieder der Universität, Gewohntes und Bekanntes immer wieder zu hinterfragen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen und Vorreiter eines ganzheitlichen, interdisziplinären Denkens zu sein.
Seit Mitte des vergangenen Jahres ist die Universität Koblenz Mitglied des Unternehmensnetzwerkes „Erfolgsfaktor Familie“. Das Netzwerk wurde im Jahr 2006 vom Bundesfamilienministerium und von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ins Leben gerufen und tritt, unterstützt durch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH), dem DGB sowie weiteren Branchen und Fachverbänden, dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft zu machen. Ziel des Netzwerks ist es, die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen den insgesamt mehr als 8.600 Mitgliedern zu fördern.
Im November 2023 hat die Universität Koblenz zudem die Charta „Familie in der Hochschule“ unterzeichnet und ist somit dem Verein "Familie in der Hochschule e.V." beigetreten. Ziel des aus 134 Mitgliedsinstitutionen bestehenden Netzwerks ist die spezifische Förderung der Familienorientierung und Wertschätzung von Sorgeverantwortung an den jeweiligen Mitgliedshochschulen, in deren Umfeld sowie an Forschungseinrichtungen. Dies geschieht durch die Entwicklung von Maßnahmen, Instrumenten und Materialien, die in den Mitgliedsinstitutionen angewendet werden und untereinander mittels eines transparenten und offen geleiteten Erfahrungsaustauschs über Good Practices zur Verfügung stehen. Der Verein bietet eine Vielzahl von Austauschmöglichkeiten und eine jährliche Tagung zum Thema „Familie in der Hochschule“ an, die der Sensibilisierung und Weiterbildung in diesem Bereich dient.