Ulrich Adams präsentiert sein neues Buch über Irlich – Im Fokus stehen die „Trümmerkinder“
Seit fast 70 Jahren lebt Ulrich Adams in Irlich und widmet sich schon seit einiger Zeit intensiv der Geschichte seines Heimatstadtteils. Besonders die Zeit gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lässt den passionierten Historiker nicht los. Am 29. November wird er in der Pfarrkirche St. Peter und Paul den dritten Band seiner Buchreihe „Ein Dorf erinnert sich“ vorstellen, der sich dieses Mal mit den Erlebnissen der Kinder während und nach den Bombardierungen befasst.
„Irlich wurde am 3. November 1944 nahezu komplett zerstört“, erläutert Adams. „Die Generation, mit der ich für das neue Buch gesprochen habe, litt unter extremen Entbehrungen. Im ersten Teil des Buches kommen Menschen zu Wort, die 1939 und 1940 geboren wurden – ich nenne sie ‚Trümmerkinder‘“, fügt er hinzu.
Foto: Rainer Claaßen
Mit großer Sorgfalt und Beharrlichkeit hat Adams die damaligen Bewohner Irlichs aufgespürt und in langen Gesprächen ihre Erinnerungen wachgerufen. „Ich hatte den Eindruck, dass viele bisher noch nie über ihre damaligen Erlebnisse gesprochen haben. Vielleicht war die Erinnerung zu belastend“, so Adams weiter.
Die Not im zerstörten Irlich war groß, besonders für die Kinder mangelte es an allem: Kommunionanzüge wurden aus alten Militärröcken genäht, die Schuhsohlen bestanden aus Pappe oder Metall, und Spielzeuge waren oft industrielle Abfallprodukte. Obwohl Adams die Gespräche sachlich wiedergibt, steckt in ihnen viel Bewegendes. Der einleitende Leitspruch passt: „Alles, was erzählt wird, hat sich wirklich ereignet – nichts hat sich so ereignet, wie es erzählt wird“, zitiert Adams den Filmemacher Edgar Reitz, der als Inspirationsquelle für die Buchreihe diente. Die Erinnerungen mögen manchmal trügen, doch in ihrer Gesamtheit sind sie real.
Die Wahl des Ortes für die Buchvorstellung war einfach: „Viele der Geschichten, die mir erzählt wurden, spielen im Umfeld der katholischen Kirche. Sie ist weitgehend erhalten geblieben und diente unter anderem als Treffpunkt der Pfadfinder, die damals für etwas Abwechslung bei den Kindern und Jugendlichen sorgten“, erklärt Adams, der selbst der Kirche nicht besonders nahesteht.
Oberbürgermeister Jan Einig lobt das Engagement des ehemaligen Stadtverwaltungsmitarbeiters: „Ich finde es großartig, wie hier die Heimatgeschichte des Ortes dargestellt wird. Das trägt dazu bei, dass sich die Einwohner stärker mit ihrem Stadtteil identifizieren und die Geschichte anschaulich kennenlernen können“, sagt Einig.
Interessant ist der Kontrast zwischen den Schilderungen der Jahrgänge 1939/40 in der ersten Hälfte des Buches und den Erinnerungen der Menschen, die etwa fünf Jahre später geboren wurden. „Man hat beim Lesen das Gefühl, als lägen Jahrzehnte dazwischen“, bemerkt Adams. Während die „Trümmerkinder“ noch von Hunger, Wohnungsmangel und vermissten oder verstorbenen Angehörigen berichteten, drehte sich nur wenige Jahre später vieles bereits um Karnevalskostüme und Weihnachtsgeschenke – und sogar ein Mandolinenorchester gab es damals in Irlich.
Das Buch erweckt die Vergangenheit zum Leben und zeigt eindrücklich, wie sehr sich die Welt verändert hat. An manchen Stellen schwer zu ertragen, verdeutlicht es im Vergleich der beiden Generationen auch, wie schnell sich die Dinge wieder bessern können. Zusätzliche Anschaulichkeit bietet ein Bildteil mit historischen Fotos in der Buchmitte.
Informationen zur Buchvorstellung: Das 153 Seiten umfassende Buch „Ein Dorf erinnert sich – Teil III“ wird am 29. November ab 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Irlich vorgestellt. Der Autor und viele der 19 Zeitzeugen, die zum Buch beigetragen haben, werden anwesend sein. Das Buch kann dort erworben werden und ist anschließend in Petras Shop in der Rodenbacher Straße 77 und voraussichtlich in der Apotheke am Weiherplatz erhältlich.