Dass Joachim Streit, der Spitzenkandidat der Freien Wähler zur Europawahl, die Äußerung des französischen Präsidenten Macron, dass er einen zukünftigen Militäreinsatz seiner Truppen in der Ukraine nicht ausschließe, kritisiert, ist isoliert inhaltlich betrachtet völlig in Ordnung. Meines Erachtens überblickt Joachim Streit aber nicht den Kontext. Im Hinblick auf die richtige Idee, Munition für die Ukraine aus Drittländern zu beziehen, weil die Kapazitäten in der EU nicht ausreichen, stand Macron bislang erfolgreich auf der Bremse, weil er der Entwicklung der europäischen Industrie Vorrang einräumen wollte.

Das hatte zur Folge, dass die ukrainischen Truppen wegen Munitionsmangel im Nachteil sind. Inzwischen ist es aber offenbar beim französischen Präsidenten angekommen, dass der Zeitraum durch anderweitige Lieferungen überbrückt werden muss, bis die Produktionskapazitäten der EU-Länder ausgebaut sind. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Macrons Geschwafel über den Militäreinsatz seiner Truppen in der Ukraine nur sein Ablenkungsversuch von seinem tatsächlichen Versagen, als er in Verkennung der Wirklichkeit eine „Buy European Clause“ für alle militärischen Ausrüstungen gefordert hatte, wovon er jetzt Abstand nimmt. Ein Spitzenkandidat zur Europawahl sollte sich schon ein bisschen mehr Mühe geben, Zusammenhänge zu durchschauen.