Wenn der Spitzenkandidat der Freien Wähler zur Europawahl 2024, Joachim Streit, kundtut, anhaltende europäische Uranimporte aus Russland machten uns unglaubwürdig, und deshalb fordert, wenn wir uns für ein weiteres Sanktionspaket entschieden, dann für eines, das auch den Import von Uran umfasse, ist mir nicht klar, was Joachim Streit von den US-Amerikanern erwartet. Gemäß der US-Statistikbehörde Census Bureau wurden von den USA im Jahre 2023 701,8 Tonnen angereicherten Urans im Wert von 1,19 Mrd. Dollar in Russland eingekauft, so viel wie noch nie. Seit dem Beginn dieser Käufe vor etwa 30 Jahren ist das also ein Rekordwert. Zuvor noch, im Jahr 2022, hatte der Wert „nur“ 830 Mill. Dollar betragen.

Der Bezug von Kernbrennstoffen wurde nämlich ausdrücklich aus der Sanktionsliste ausgenommen, während die USA ansonsten den Import aus Russland seit Kriegsbeginn von 14,44 Mrd. Dollar 2022 auf 4,57 Mrd. Dollar 2023 reduzierten, um bei den Sanktionen des Westens federführend zu wirken. Hinzu kommt als Problem eine besondere stärkere Abhängigkeit der mehr osteuropäischen Staaten Finnland, Tschechien, Ungarn, Slowakei und Bulgarien von russischen Brennelementen. Je nach Reaktortyp haben die Brennelemente unterschiedliche Formen und Zusammensetzungen, und 18 Reaktoren in diesen Ländern der EU können nur mit den sechseckigen russischen Brennelementen betrieben werden. Damit die Glaubwürdigkeit im Kampf um Frieden und Freiheit für Europa nicht leidet, sollte der Politiker der Freien Wähler seine Erklärung unter Einbezug der von mir genannten Fakten ganz schön kräftig revitalisieren.