Frauen zur Führung motivieren: Landkreis würdigt Engagement der Wissenschaftlerin, Geschäftsfrau und Beraterin
Kreis Neuwied. „Modern und dennoch geerdet, selbstbewusst aufgrund der eigenen Potentiale und sympathisch zugleich: Was den Landkreis Neuwied auszeichnet, spiegelt sich auch in den Menschen wider, die entsprechende Merkmale verkörpern. Insofern ist Prof. Dr. Katrin Winkler eine idealtypische Repräsentantin unserer Heimat, die mit solchen Persönlichkeiten überregional Ausstrahlung entfaltet“.
Sein Lob für die Wissenschaftlerin, Geschäftsfrau und Beraterin verband Landrat Achim Hallerbach bei der Verleihung des diesjährigen Ehrenpreises der Johanna-Loewenherz-Stiftung im Röntgenmuseum gerne mit dem Angebot zu einem Zusammenwirken über die Tageaktualität hinaus. Der Ehrenpreis wird im 2-Jahres-Rhythmus verliehen und ist in diesem Jahr mit 3.000 Euro dotiert.
Nach eigenen Worten „überwältigt“ war die neue Loewenherz-Ehrenpreisträgern Prof. Dr. Katrin Winkler von der ihr entgegengebrachten Wertschätzung, über die sich auch Landrat Achim Hallerbach und die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neuwied, Daniela Kiefer, sehr freuten. Fotos: Martin Boden / Kreisverwaltung Neuwied.
In der Tat nimmt sich die Vita der gebürtigen Bayerin, die mittlerweile in Kölsch-Büllesbach im nördlichsten Zipfel des Landkreises eine Heimat gefunden hat, beeindruckend aus.
Vor 14 Jahren im Jahr 2009 erhielt die pädagogische Psychologin die Professur für Personalmanagement, Personalentwicklung und Wissensmanagement an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kempten (Allgäu). Dort setzt sich Katrin Winkler in der betriebswissenschaftlichen Fakultät seit vielen Jahren auch als zentrale Beauftragte für die Gleichstellung von Frauen ein.
Aus ihrer Forschungsarbeit zum Thema „Digitalisierung, Führung und Frauen in Führung“ entstand das von ihr geleitete Institut für digitale Transformation in Bildung und Gesellschaft, an dem derzeit sechs Nachwuchswissenschaftlerinnen Erfahrungen sammeln.
Seit 2022 teilt sich Katrin Winkler mit einer Kollegin eine Forschungsprofessur mit dem Fokus auf Digitalisierung. Schon ein Jahr zuvor war sie zur Leiterin der „Kempten Business School“ berufen worden, an der sie den Pilotkurs „Woman in Leadership“ initiierte. Im Juni 2022 wurde sie in den Aufsichtsrat der „aconso AG“ gewählt. Dort arbeitet sie daran, in einem männlich geprägten Umfeld das Thema der Diversität weiterzuentwickeln.
Die Interessen von Frauen vertritt die neue Ehrenpreisträgerin mit einer selbstbewussten Dynamik von nachhaltiger Wirkung, wusste Laudator Thomas Schweins, einst noch ihr Vorgesetzter im Medizin-Technik Unternehmen Qiagen, aus eigener Erfahrung von der Powerfrau mit Strahlkraft zu berichten. „Bereits ihre Bewerbung damals hat mich beeindruckt und ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben“.
Dass die Solidarität untereinander mit einer Reflektion der eigenen Stärken einen wesentlichen Antrieb dieser Winkler´schen Energie ausmacht, wird wohl mit einem Denkansatz der Ehrenpreisträgerin 2023 am besten erfasst: „Mit ihrem Credo des `Lifting each other up´, also der Aufforderung sich unter Frauen gegenseitig positiv zu pushen und dadurch Motivation zu erzeugen, hat Professorin Winkler einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Frauen selbstbewusster werden und sich Führung zutrauen“, würdigte auch die Gleichstellungsbeauftragte Daniela Kiefer, deren Vorgängerin Doris Eyl-Müller, ebenfalls unter den Ehrengästen war, das Wirken der Hobbygärtnerin, die sich von der ihr entgegen gebrachten Wertschätzung ganz überwältigt zeigte.
In ihrer kurzen Dankesrede legte Frau Professor Winkler aber zugleich den Finger in die emanzipatorische Wunde. So würden Frauen sich sehr viel schwerer als Männer tun, sich gegenseitig zu unterstützen, sich gegenseitig zu beflügeln und sich Erfolge zu gönnen. Umso mehr mache sie jede Frau stolz, die sie auf ihrem Weg zu Sichtbarkeit und Erfolg im Sinne fortschreitender Gleichberechtigung unterstützen könne. „Diese Auszeichnung nehme ich somit im Namen all derjenigen Frauen und Männer an, die sich im Großen und Kleinen für Frauen einsetzen und einander beflügeln“, freute sich die Loewenherz-Preisträgerin des Jahres 2023, deren Grundeinstellung auf die volle Zustimmung von Landrat Achim Hallerbach stieß.
„Wer weiterhin geschlechtliche Merkmale zum Maßstab macht, lebt in den Denkstrukturen von gestern. Was zählt, sind Talent, Können und Persönlichkeit. Dieses Denken möchten wir auch im Landkreis und in unserer Verwaltung mit Leben erfüllen. Es wäre schön, wenn uns unsere neue Ehrenpreisträgerin dabei hilft“, betont Achim Hallerbach. Zu Ehren von Frau Professor Winkler hatte die Gleichstellungsbeauftragte Daniela Kiefer mit Sopranistin Hannah Maier und Michael Obenaus am Flügel zwei vielversprechende und gleichberechtigte junge Kreative für die musikalische Ausgestaltung des Festaktes gewinnen können.
Zu Johanna Loewenherz und ihrer Stiftung
„Zweck der Johanna Loewenherz Stiftung ist es, Frauen zu ehren, die `besondere wissenschaftliche, künstlerische oder literarische Leistungen vollbracht haben oder sich in sonstiger Weise um die Stellung der Frau in Staat und Gesellschaft besonders verdient gemacht haben´“ führte die Gleichstellungsbeauftragte der Landkreises Neuwied, Daniela Kiefer, in Ihrer Rede aus. In ihrer 1895 veröffentlichten Studie „Production oder Prostitution, Eigentum oder Ehe“ habe die Rheinbrohlerin Johanna Loewenherz den Zusammenhang zwischen gleichwertiger Bezahlung, Teilhabe und Machtverhältnissen erläutert und aufgezeigt, wie Frauen systematisch ausgebeutet und klein gehalten werden, um das patriarchale System zu erhalten. Nach wie vor sei nur jede dritte Führungskraft weiblich! Damit seien häufig weniger Verdienst und geringere Karrierechancen verknüpft.
Der Johanna-Loewenherz-Preis wurde erstmals im Jahr 1987 vergeben. Die gleichnamige Stiftung des Landkreises Neuwied ist im Übrigen die einzige kommunale Stiftung in Rheinland-Pfalz, die Ehren- und Sachpreise an Frauen vergibt, die sich für andere Frauen in besonderer Weise engagiert haben.