Die Jusos im Kreis Altenkirchen kritisieren die politische Konkurrenz heftig, weil in einem „Facebook-Ausfall“ ihr Vorsitzender als „Schoßhündchen“ bezeichnet wurde, und sie fordern für diese „Entgleisung“ eine Entschuldigung.

Wahrscheinlich ist der seinerzeitige britische Premierminister Tony Blair der bekannteste Schoßhund. Eine Kritik an ihm und seiner Regierung lautete: „Leider muss man schließen, dass unser Premierminister und das derzeitige Kabinett es unserem Land gestattet haben, zum Schoßhund der Bush-Regierung zu werden.“ Inzwischen sind selbst damalige Kritiker unserer Schröder-Fischer-Bundesregierung, weil Deutschland sich nicht aktiv am Irak-Krieg beteiligte, still geworden, weil es klar ist, dass dieser Krieg George W. Bushs gescheiterte Mission war:

Abgesehen von der Lüge, Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen, als Kriegsbegründung wurde diese Region zerlegt, der Iran wurde gestärkt, der Islamische Staat konnte im Irak und in Syrien Fuß fassen, die „Flüchtlingskrise“ von 2015 wurde durch diesen Krieg vorbereitet und diese Intervention war ein unglücklicher Beitrag zur inzwischen bedrohlich gewordenen Entfremdung zwischen Russland und dem Noch-Westen. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen! Sollte Dirk Eickhoff, der Bewerber um die CDU-Direktkandidatur im Wahlkreis 1, als er den Juso-Kreisvorsitzenden Colin Haubrich wörtlich als „Schoßhündchen“ bezeichnete, tatsächlich an Tony Blair, Bushs Schoßhund, gedacht haben, wäre das somit zweifelsfrei eine Beleidigung gewesen. 

Geht man aber davon aus, dass Eickhoff an dieses negative Beispiel überhaupt nicht gedacht hat, was ich eher glaube, dann unterscheidet sich das Schoßhündchen von einem räudigen Straßenköter dadurch, dass es insofern süß ist, als dass es sich freiwillig unterordnet, vielleicht von seiner Abgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler, für die es sich im Juso-Beitrag engagiert, ein bisschen abhängig ist, aber gewiss von ihr gefördert wird, dadurch vielleicht unselbstständig wirkt, aber auf jeden Fall loyal und kooperativ ist. Dann wäre die Bezeichnung als „Schoßhündchen“ aber keine persönliche Abwertung. 

Die Kultur des Islam zeichnete sich bis ins 19. Jahrhundert durch eine Ambiguitätstoleranz aus, was daran deutlich wird, dass ältere Korankommentare mehrere Interpretationen nebeneinanderstellen, ohne eine davon als die „richtige“ darzustellen. In diesem Sinne lege ich den Jusos Gelassenheit nahe, indem sie die wohlwollende Deutung als die „richtige“ aufgreifen. Vielleicht hilft da ein alter Scherz: Beim Spruch „scharf wie Nachbars Lumpi“ kann man sich einen Sexgangster vorstellen, aber auch einen besonders wachsamen Hund, der rechtzeitig anschlägt, wenn die Einbrecher kommen.