Pfaffendorfer Brücke: So hat sich die neue digitale Verkehrsführung bisher bewährt
Seit Ende August wird der Verkehr auf der Pfaffendorfer Brücke mit LED-Tafeln und einer Wechselverkehrsführung gesteuert. Nicht immer lief dabei alles nach Plan, doch das Das bisherige Gesamtfazit der Stadtverwaltung fällt positiv aus. Die ersten Wochen brachten aber auch Erkenntnisse für Optimierungen, die zwischenzeitlich auf den Weg gebracht wurden.
Der Leiter des Koblenzer Tiefbauamtes, Dr.-Ing. Kai Mifka, zeigt sich mit der Ende August installierten neuen digitalen Verkehrsführung an der Pfaffendorfer Brücke zufrieden. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke hat es unumgänglich gemacht, dass die in den vergangenen Jahren gewohnten vier Fahrspuren, von denen jeweils zwei in jeder Fahrtrichtung zur Verfügung standen, nicht mehr möglich sind. Die Arbeiten für den dringend notwendigen Neubau der Rheinquerung ragen nehmen in den bisherigen Fahrbahnbereich in Teilen hinein in Anspruch, sodass die Fahrspuren verschwenkt und auf drei reduziert werden mussten. Um dem morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr gerecht zu werden, hat sich das Tiefbauamt der Stadt Koblenz, das das Jahrhundertprojekt betreut, dazu entschieden, auf die sogenannte 2+1-Verkehrsführung mit einer Wechselverkehrsanlage zu setzen, die per LED-Tafeln den Verkehr auf der Brücke regelt. So stehen am Morgen stadteinwärts in Richtung Friedrich-Ebert-Ring zwei Fahrstreifen zur Verfügung, stadtauswärts führt in dieser Zeit nur eine Fahrspur. Um kurz nach 10 Uhr wechselt die Verkehrsführung dann, sodass in Richtung Glockenberg-Tunnel zwei grüne Pfeile auf den LED-Tafeln zu sehen sind, während in umgekehrter Fahrtrichtung Richtung Innenstadt nur ein grüner Pfeil eine freie Fahrspur signalisiert. In der Nacht folgt dann der erneute Rückwechsel.
Die LED-Tafeln auf der Pfaffendorfer Brücke regeln die Freigabe der einzelnen Fahrspuren. Auf Fahrstreifen mit grünen Pfeilen darf gefahren werden. Rote Kreuze bedeuten dagegen, dass die Fahrspur gesperrt ist. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
„An den meisten Tagen hat die Wechselverkehrsanlage bisher reibungslos funktioniert. Störungen können allerdings dann auftreten, wenn zum Beispiel äußere Einflüsse die Anlage beschädigen“, sagt Dr.-Ing. Kai Mifka, der Leiter des städtischen Tiefbauamtes. Bisher kam es erst viermal zu Störungen, bei denen die Anlage automatisch in den Notbetrieb umstellt. Von den insgesamt drei Fahrspuren steht dann lediglich eine Fahrspur in jede Fahrtrichtung zur Verfügung. Die mittlere Spur bleibt frei bzw. wird mittels eines roten Kreuzes auf den LED-Tafeln als nicht befahrbar angezeigt. Während der erste Notbetrieb, der zu Rückstaus führte, unmittelbar nach Inbetriebnahme der Anlage Ende August auf einen Programmierfehler zurückzuführen war, sorgte ein Gewitter im September dafür, dass ein Blitz in die Wechselverkehrsanlage einschlug und eine LED-Tafel sowie ein Steuergerät beschädigte. Die Folge: Gleich zweimal wechselte die Anlage in den Notbetrieb, was jedes Mal binnen weniger Stunden wieder repariert werden konnte. „Das kann bei einer solch komplexen Anlage einfach passieren“, sagt Kai Mifka.
Vielmehr ärgert es den ihn, wenn Vandalismus zum Ausfall führt und für Chaos im Berufsverkehr sorgt, so wie es bereits einmal im September geschehen ist. „Wenn Bürger sehen, dass sich jemand an der Anlage zu schaffen macht, sollen sie bitte umgehend die Polizei rufen, denn die Folgen sind für alle Verkehrsteilnehmer sehr unangenehm“, bittet der Koblenzer Tiefbauamtsleiter die Bürgerinnen und Bürger um Wachsamkeit.
Gleichzeitig will Kai Mifka mit einem Mythos aufräumen, der in den vergangenen Wochen immer wieder in Gesprächen rund um die neue Verkehrsführung auftauchte: „Hier steht niemand zwei Mal am Tag und drückt einen Knopf, um die Anlage umzuschalten. Das läuft voll automatisch.“ Bei einem Fehler bedarf es erst einer Fehlersuche, bevor die Reparatur starten kann, wie der Tiefbauamtsleiter erklärt: „Das lässt sich nicht ad hoc beheben, denn die Anlage ist rechnergesteuert und wird von einer beauftragten Firma unseres Verkehrssicherers gewartet.“
Sollte die Wechselverkehrsanlage beim Umschalten einen Fehler erkennen und in den Notbetrieb umschalten, wird bei der zuständigen Firma automatisch eine Meldung ausgelöst. „Dann geht es auf die Fehlersuche, die zunächst per Fernwartung erledigt wird“, sagt Mifka. Erst wenn der Fehler feststeht, kann dieser auch behoben werden - entweder computergesteuert aus der Ferne oder es müssen Bauteile ausgetauscht werden. Wenn die Anlage nur im Notbetrieb läuft, brauchen Bürgerinnen und Bürger übrigens keine Nachrichten über die Sozialen Netzwerke oder E-Mails an die Stadtverwaltung zu senden. „Unser Baubüro wird bei einer Störung ebenfalls direkt informiert. Wir informieren dann auch beispielsweise Feuerwehr, Polizei und die Straßenverkehrsbehörde. Die Meldeketten funktionieren hier gut“, so Mifka.
Generell sollten Verkehrsteilnehmende die angezeigte Spurenführung, auch im Falle eines Notbetriebs beachten, um Unfälle oder sehr gefährliche Situationen zu vermeiden, wie es vereinzelt bereits vorgekommen ist. „Sollte die Polizei bei zu großen Rückstaus entscheiden, den Verkehr auf der Pfaffendorfer Brücke selbst zu regeln, dann haben die Anweisungen der Beamten natürlich Vorrang vor allem anderen“, erklärt Kai Mifka.
Für den Chef des städtischen Koblenzer Tiefbauamtes ist es wichtig zu betonen, dass die Stadt insgesamt einen enormen finanziellen Aufwand betreibt, damit während des Neubaus der Pfaffendorfer Brücke überhaupt der motorisierte Verkehr bei 30 km/h weiter über die derzeitige Brücke fahren kann und auch Fußgänger sowie Radfahrer die Rheinquerung passieren können. „So kostet allein der Bau in Parallellage die Stadt Koblenz zwischen 25 und 30 Millionen Euro. Die Alternative hierzu wäre gewesen, dass wir die bestehende Brücke abreißen und über mehrere Jahre mit der Südbrücke und der Bendorfer Autobahnbrücke nur zwei Querungen für den motorisierten Verkehr über den Rhein gehabt hätten. Für Fußgänger und Radfahrer wären dann nur die Fähre und die Horchheimer Eisenbahnbrücke geblieben. Das wäre sehr schwierig geworden. “, gibt Kai Mifka einen Einblick in die Überlegungen zur aktuellen Verkehrsführung. Für Fußgänger und Radfahrer wären dann nur die Fähre und die Horchheimer Eisenbahnbrücke geblieben. Das wäre sehr schwierig geworden. Rund fünf Millionen Euro des insgesamt rund 181 Millionen Euro teuren Gesamtprojekts fallen allein für die gesamte Verkehrssicherung an, zu der unter anderem die Wechselverkehrsanlage samt LED-Anzeigen gehört. Statt einer jahrelangen Sperrung, wird somit ermöglicht, dass es lediglich am Ende beim Verschub der neuen Brücke an ihren endgültigen Standort zu einer rund sechswöchigen Sperrung kommen wird.
Ein Interview mit Dr.-Ing. Kai Mifka zur neuen Wechselverkehrsführung auf der Pfaffendorfer Brücke findet sich im Internet unter bit.ly/wechselverkehr