Das Konzert in der Marktkirche in Neuwied am Sonntag, 10. September war sehr gut besucht und endete mit minutenlangen Standing Ovations.
Eingereiht in den Schöpfungsweg, der momentan in Neuwied stattfindet, konnte der Besucher nun das passende Konzert dazu besuchen. Und das Konzept der Veranstaltungsreihe war mehr wie stimmig, wenn man auf den Text des Oratoriums geachtet hat.
Aber wie immer hat die Entstehung solch eines Meisterwerkes seine eigene Geschichte, und diese hier ist recht interessant.
Immer wieder ein Erlebnis - Konzert in der Marktkirche in Neuwied
Schon 63 Jahre war Joseph Haydn, als er anfing, die Schöpfung zu komponieren. Und das war 1795, als die Lebenserwartung noch eine ganz andere war, wie die heutige. Doch dieses Mal tat er sich mit dem Komponieren im Gegensatz zu sonst, echt schwer. Vielleicht auch, weil sein eigener Anspruch an dieses Werk sehr groß war, hat er doch 1791 anlässlich der Händelfestspiele den „Messias „ und „Israel in Ägypten“ mit 1000 Choristen (man beachte die Zahl) besucht, und war zutiefst gerührt und ergriffen, und bezeichnete Händel als den Meister von allen.
Als er dann 1795 von seiner zweiten Englandreise zurückkam, brachte er englisches Textbuch eines unbekannten Autors zu dem Thema Schöpfung mit, eine Sammlung von verschiedenen Texten und Quellen. Eigentlich war dies für Händel bestimmt, der hatte es aber nie verwendet.
Dieses Textbuch gab er dem Wiener Baron Gottfried von Swieten, der ihn maßgeblich unterstütze und den Text zum Oratorium schrieb.
Doch ganze drei Jahre dauerte die Erstellung der „Schöpfung“. Haydn selbst sagt, dass er noch nie so fromm gewesen sei, wie während dieser Entstehungszeit, und betete jeden Tag um die Kraft der glücklichen Ausführung des Werkes.
Und es wurde ein riesiger Erfolg, schon zur damaligen Zeit.
Am Sonntag nun durften die Neuwieder das tolle Werk hören, und das in Starbesetzung unter der Leitung von KMD Thomas Schmidt.
Marina Unruh – Sopran (Gabriel, Eva)
Prof. Thomas Heyer – Tenor (Uriel)
Thomas Herberich – Bass (Raphael, Adam)
Andrea Seeberg – Alt (im Schluss-Chor)
Neuwieder Konzertchor
Schöneck-Ensemble
Konzertmeister: Thomas Kraemer
Peter Uhl-Cembalo
Leitung: KMD Thomas Schmidt
Unterstützung mit Mitteln des Kirchenkreises Wied und des Fördervereins für Kirchenmusik e.V., sowie der Sparkasse.
Von links: Prof. Thomas Heyer, Thomas Herberich, Andrea Seeberg, Marina Unruh
Sie alle schenkten uns ein wundervolles Konzert. Dabei muss auch noch erwähnt werden, dass es schon erschwerte Bedingungen gab. Einige Tage lang bescherte uns der September Tage über 30 Grad, sodass von einer kühlen Kirche nicht mehr gesprochen werden konnte. Es war warm und es wurde durch die Menge der Menschen noch wärmer, insbesondere im Altarraum. Und alle waren wunderschön in Schwarz gekleidet, die männlichen Solisten und KMD Thomas Schmidt sogar im schwarzen Smoking mit weißer Weste. Und die Aufführung ging zwei Stunden – da musste manchmal ein Taschentuch für eine trockene Stirn herhalten.
Drei Teile umfasst das 1798 in Wien uraufgeführte Oratorium „Die Schöpfung“, und beginnt mit einem Paukenschlag zur Entstehung von Himmel und Erde und der Beschreibung des vorher herrschenden Chaos.
Die Solisten repräsentieren die Erzengel Gabriel, Uriel und Raphael), die die Entstehung der Schöpfung beschreiben, und immer wieder mit dem Chor abwechseln. Der erste Teil endet mit der Entstehung von Tag und Nacht, also die ersten vier Tage.
Der zweite Teil widmet sich den Erschaffungstagen fünf und sechs, also die Schaffung der Geschöpfe und des Menschen.
Im dritten Teil hingegen haben wir einen Wandel. Hier wird nicht der Ruhetag beschrieben, sondern es erfolgt ein Wechsel hin zu Adam (Thomas Herberich -Bass) und Eva (Marina Unruh – Sopran).
Man begleitet die beiden, wie sie händchenhaltend die Welt und die Wunder der Schöpfung entdecken, bewundern und loben. Man kann wirklich mitempfinden, wie schön unsere Welt und Natur ist. Die Musik dazu ist luftig, leicht und fröhlich.
Uriel (Prof. Thomas Heyer – Tenor) besingt es so:
„ Aus Rosenwolken bricht, geweckt durch süßen Klang, der Morgen jung und schön.
Vom himmlischen Gewölbe strömt reine Harmonie zur Erde hinab.
Seht das beglückte Paar, wie Hand in Hand es geht! Aus ihren Blicken strahlt des heißen Danks Gefühl.
Bald singt in lautem Ton ihr Mund des Schöpfers Lob; lasst unsere Stimme dann sich mengen in einem Lied.“
Der Apfel und der Sündenfall hingegen werden ausgespart. Allerdings besingt gegen Ende Uriel eine Art Vorsehung oder Warnung, auf das, was da kommt.
„O glückliches Paar, und glücklich immerfort, wenn falscher Wahn euch nicht verführt, noch mehr zu wünschen, als ihr habt, und mehr zu wissen, als ihr sollt!“
Und damit fügt sich dieses Konzert nahtlos in die Veranstaltungsreihe zum Thema Schöpfung ein, besonders in den Schöpfungsweg mit den von Friedhelm Kurtenbach gestalteten Fahnen, die noch bis zum 24. September in Neuwied - Marktkirche, Engerser Straße, Mittelstraße, Luisenplatz, Heddesdorfer Straße und Matthiaskirche zu sehen sind, die auch mit genau dem letzten Zitat beschrieben werden könnten.
Insgesamt wieder ein wundervolles Konzert und tolle Leistungen aller Beteiligten.
Weiter Konzerte in der Marktkirche findet man hier: ➦ https://www.marktkirche.de/konzertkalender/
KMD Thomas Schmidt nach dem erfolgreichen Konzert