HwK Koblenz: Prüfungsstücke der Tischler überzeugen in Gestaltung und Ausführung

KOBLENZ. Ein Kickertisch als Meisterstück – das gab es noch nie bei einer Abnahme der Meisterstücke durch den Prüfungsausschuss bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Nikolas Hayer aus Wittlich ist selbst leidenschaftlicher Tischfußballspieler, doch sein Meisterstück ist noch unbenutzt. „Das erste Spiel muss warten, bis das Möbelstück abgenommen ist. Gebrauchsspuren würden den guten Gesamteindruck mindern“, bremst er den Spielenthusiasmus aller, die am Tisch stehen und am liebsten gleich zugreifen möchten. Nach der zweitägigen Bewertung durch die Prüfer steht dann fest: die praktische Meisterprüfung ist mit der Umsetzung des Kickertisches bestanden und Hayer gewinnt damit den zusätzlich vergebenen Design-Preis.

Sie stellten sich der diesjährigen Meisterprüfung im Tischlerhandwerk bei der Handwerkskammer Koblenz, rechts hinten die Mitglieder des Meisterprüfungsausschusses und die Meister-Ausbilder der HwK. / Quelle: HwK Koblenz / Jörg Diester

19 Absolventen, die sich diesem Teil der vierstufigen Meisterprüfung stellten, präsentierten im HwK-Bildungszentrum ihre Arbeiten, in die sie bis zu 116 Stunden investieren durften. Entstanden sind Schränke, Tische und eben der Kickertisch als absolute Unikate. Nach dem Aufbau schlug die Stunde der Jury, die zwei Tage Zeit in eine gründliche Begutachtung der Arbeiten investierte. Dabei wurde präzise vermessen, begutachtet, geprüft – von der Maßgenauigkeit über die Oberflächenbehandlung hin zu den eingesetzten Techniken. Vorgeschrieben waren einige Elemente und Verfahren, so Holzverbindungen wie Zapfen oder auch Scharniere, Oberflächenbearbeitungen von Intarsien bis Lackierarbeiten. Das war das Pflichtprogramm. Bei der Kür konnten sich die Meisterschüler dann nach Herzenslust austoben. Die Hälfte der Teilnehmer hatte für den Meistervorbereitungskurs bei der Koblenzer Kammer weite Wege auf sich genommen und stammt gar nicht aus dem Kammerbezirk. Bonn, Remagen, Wittlich oder Gerolstein sind Heimatorte von den Tischlern, die nun auf einen Koblenzer Meisterbrief zusteuern.

Peter Kulmus aus Andernach erreichte mit seinem Meisterprüfungsstück, einem Schrank aus Eiche und Schiefer, die höchste Bewertung unter den eingereichten 19 Arbeiten. / Quelle: HwK Koblenz / Jörg Diester

Für die meisten Prüfungsstücke wird es nach dem Meisterkurs eine praktische Verwendung geben. In Wohn- oder Arbeitszimmern werden sie über Jahre, womöglich Jahrzehnte genutzt und erzählen ihre Geschichte von 116 ereignisreichen Arbeitsstunden. „Es hat schon einige Überraschungen gegeben, mit denen man eigentlich nicht rechnet“, erzählt Peter Kulmus aus Andernach. Mit seinem Schrank hat der 23-Jährige 98 von 100 möglichen Punkten und damit das beste Ergebnis eingefahren. Das Motto seiner Arbeit: Schrank aus Eiche trifft Schiefer. So hat er Materialien seiner Heimat stilvoll kombiniert, wobei nicht nur die Maserung des Holzes und des Gesteins beeindrucken, sondern auch die innenliegende Beleuchtung. Doch auch wenn nicht alles wie erwartet lief, hat er sich auf das Wesentliche konzentriert und auch die kleinen Probleme fachlich sauber gelöst. Leider galt das nicht in allen Fällen, denn fünf eingereichte Arbeiten haben die hohen Ansprüche an ein Meisterstück nicht erfüllt.

Noch nie wurde ein Kickertisch als Meisterstück angefertigt und Nikolas Hayer aus Wittlich hat die herausfordernde Kombination aus Gebrauchsmöbel mit ästhetischen Ansprüchen so gut umgesetzt, dass er mit dem ersten Design-Preis ausgezeichnet wurde. / Quelle: HwK Koblenz / Jörg Diester

„Wir legen Wert auf sehr hochwertige, handwerkliche Fähigkeiten, denn wer Meister seines Faches ist, wird selbst Maßstäbe im Handwerk setzen und entsprechend auch die nächste Generation ausbilden“, erklärt Hans-Peter Höfer, Fachbereichsleiter für dieses Handwerk bei der HwK und ebenfalls Mitglied im Meisterprüfungsausschuss die Qualitätsansprüche einer Meisterprüfung. Er freut sich umso mehr, dass der Meisterjahrgang 2024 mit sehr unterschiedlichen Ideen und ihrer hochwertigen Umsetzung gut abschneiden konnte. Auch „Meister-Coach“ Matthias Altmaier, bei der HwK zuständig für die Ausbildung der jungen Tischler, ebenfalls Mitglied im Meisterprüfungsausschuss, freut sich über das gute Abschneiden seiner Schützlinge, die er im Vollzeit-Meistervorbereitungskurs betreut hat. „Viele der Absolventen planen nun den nächsten Karriereschritt, ob als angestellte Meister in leitenden Funktionen oder sogar als Chef einer eigenen Firma. Sie sind theoretisch wie auch praktisch gut darauf vorbereitet und wir haben ein gutes Gefühl, sehen wir diese Planungen.“

David Jungels aus Hohenstein-Essingen erreichte mit seinem drehbaren Bartisch eine hohe Benotung und den zweiten Platz beim Design-Preis. / Quelle: HwK Koblenz / Jörg Diester


Bestanden haben die Meisterprüfung im Tischlerhandwerk:
Thomas Josef Alef aus 56743 Mendig
Tim Fögen aus 56867 Briedel
Nikolas Hayer aus 54516 Wittlich (Designpreis Platz 1)
Daniel Josten aus 56076 Koblenz
David Jungels aus 54570 Hohenfels-Essingen (Designpreis Platz 2)
Lukas Kortmann aus 53424 Remagen
Philipp Krupp aus 53177 Bonn
Peter Kulmus aus 56626 Andernach (beste Meisterprüfung mit 98 Punkten)
Fabian Mohr aus 56626 Andernach
Philipp Müller aus 57539 Führten
Christian Oschlies aus 54568 Gerolstein
Florian Ott aus 54570 Hohenfels-Essingen
Jan-Ole Schumann aus    57610 Gieleroth
Florian Thönnes aus 56761 Kaifenheim (Designpreis Platz 3)

Florian Thönnes aus Kaifenheim, gerade einmal 22 Jahre alt, wurde für seinen Wandschrank mit dem dritten Platz beim Design-Preis ausgezeichnet. / Quelle: HwK Koblenz / Jörg Diester

Der nächste Meistervorbereitungskurs für Tischler beginnt im Dezember 2025 (Vollzeit) oder als berufsbegleitende Teilzeit-Maßnahme im April 2026.
Infos und Anmeldemöglichkeiten bei der HwK über Aleyna Güclü, Tel. 0261 398-319, aleyna.gueclue@hwk-koblenz.de