Sonntagabend. Das fast ausverkaufte JuSch, der Veranstaltungsort der Kleinkunstbühne Neuwied, verwandelt sich in einen Ort des beherzten Lachens und der musikalischen Entdeckung, als die bemerkenswerte Liedermacherin Marie Diot ihr Programm „Unwahrscheinliche Hits“ präsentiert.
Marie Diot zieht das Publikum mit ihrem Charisma, mit witzigen und intelligenten Liedern sowie selbstironischen Ansagen in ihren Bann. Begleitet wird sie von ihrem Partner Fabi(an) Großberg auf Gitarre und Schellenkranz. Die Kombination aus zweistimmigem Gesang und virtuoser Instrumentierung ließ die Grenzen zwischen Liedermacher, Indie-Pop und Chanson verschwimmen und wandelt textlich zwischen Melancholie und Albernheit.
„Unwahrscheinliche Hits“ heißt das Programm, weil es sich mit Dingen beschäftigt, über die es noch keine Hits gibt oder auch nicht hitverdächtig sind. Marie Diot räumt selbst ein, dass viele Lieder wohl keine großen Hits werden. Dies ist ohnehin nicht planbar.
Die Lieder, selbstironische Alltagsbeobachtungen, erzählen vom Leben, jeder kann sich darin wiedererkennen. Sie bringt das alltägliche pointiert auf den Punkt, singt von Gegensprechanlagen, Mühlen, erfolgloses Angeln oder darüber, dass es ein Wunder ist, dass wir Erwachsenen nicht wie Säuglinge heulen aufgrund des vielen Schlimmen um uns herum. Doch auch die nachdenklichen Lieder kommen leicht und humorvoll daher.
Marie Diot leitet gekonnt und komisch zwischen den Liedern über und berichtet beispielsweise von ihrer Begegnung mit Rolf Zuchowski. Aber sie erzählt auch von vergangenen Besuchen in Neuwied, als sie von einem Liedermacher-Kollegen nach einem Sago-Seminar durch die Neuwieder Innenstadt gefahren wurde und mehrfach das Flippermuseum umkreiste. Auch am Auftrittstag fuhr sie wieder mehrfach an diesem vorbei.
Auch sonst nahm sie sich nie zu ernst und kommentierte scherzhaft, nachdem sie sich ausgerechnet bei dem Lied in der ersten Zeile versang, bei dem sie zuvor erklärt hatte, wie die Strophenanfänge angelegt sind.
Die beiden Musiker verstehen es meisterhaft, ihr Neuwieder Publikum zu begeistern, das aufmerksam zuhört und trotzdem – oder gerade deshalb – über das Gehörte nachdenkt. Das Konzert ist eine willkommene Auszeit in einer Welt, die oft von Ernsthaftigkeit geprägt ist. Nein, hier wurde nicht geweint, hier wurde gegen das Schlimme angelacht, um die „Weltverschlossenheit“ hinter sich zu lassen.
Und so werden Marie und Fabi mit viel Applaus belohnt. Nicht nur, weil es das Brot des Künstlers ist, sondern weil es ein kurzweiliger, abwechslungsreicher und rundum gelungener Abend mit unbeschwerter Freude ist. Marie Diots charmante Art und die ansteckende Begeisterung für die kleinen Dinge des Lebens hinterlassen beim Publikum einen bleibenden Eindruck. Und so wird dieser erste Besuch bei der Kleinkunstbühne Neuwied sicher nicht der letzte bleiben.
Bis es soweit ist, werden noch andere Künstler die Kleinkunstbühne Neuwied besuchen. Informationen zum Programm und Karten gibt es unter www.kleinkunstbuehne-neuwied.de.
Die Kleinkunstbühne wird getragen vom gleichnamigen gemeinnützigen Verein. Wer den Verein unterstützen möchte, außergewöhnliche (Klein-)Künstler, die sonst wohl kaum den Weg hierher finden würden (wie Marie Diot), nach Neuwied zu holen oder Auftrittsmöglichkeiten für junge, noch unbekannte Künstler zu schaffen, kann unter www.kleinkunstbuehne-neuwied.de ein Antragsformular zur Mitgliedschaft im Verein finden.