Projekte der Stiftung Natur und Umwelt schützen und erhalten die einzigartige Flora und Fauna im Landkreis
20.10.2023 PD-Nr. 373-2023
KREIS MYK. Wer den Kreischef kennt, weiß, dass Landrat Dr. Alexander Saftig die Naturschutzgebiete (NSG) im Kreis sehr am Herzen liegen. Umsorgt werden diese Gebiete durch die Biotopbetreuung des Landes. Auf Teilflächen einiger Naturschutzgebiete führen die Stiftung für Natur und Umwelt im Kreis Mayen-Koblenz und die Untere Naturschutzbehörde verschiedene Projekte durch, die dazu beitragen, dass die einzigartige Flora und Fauna erhalten, geschützt und weiterentwickelt wird. Gemeinsam mit Tanja Stromberg, Leiterin des Referats Naturschutz und Wasserwirtschaft und Geschäftsstellenleiterin der Stiftung, besuchte der Landrat drei der insgesamt 30 Naturschutzgebiete in MYK, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Der Biologe Jörg Hilgers, der die Projekte von Beginn an begleitet, war für die beiden dabei ein kompetenter Ansprechpartner. Besichtigt wurden die Naturschutzgebiete „Kuhstiebel“ bei Kobern-Gondorf sowie „Nettetal“ und „Ausoniusstein“ bei Lehmen.
Biologe Jörg Hilgers (links) erläuterte Landrat Dr. Alexander Saftig und Tanja Stromberg die Besonderheiten des Naturschutzgebietes Kuhstiebel und was in den nächsten Jahren zu tun ist. Foto: Kreisverwaltung/W.Schäfer
Hierbei konnte sich der Landrat von den besonders geschützten Lebensräumen, die schon längst verschollen geglaubte Tier- und Pflanzenarten beherbergen, überzeugen. Besonders stolz ist Dr. Saftig auf die Arbeit der kreiseigenen Stiftung. „Wir tun mit der Stiftung nachhaltig etwas für die Natur und Landschaft in Mayen-Koblenz und tragen mit dazu bei, die Einzigartigkeit unserer schönen Heimat für nachfolgende Generationen zu bewahren“, betonte der Landrat. „Gleichzeitig bietet die Stiftung Vorhabenträgern, die beispielsweise durch Baumaßnahmen in Natur und Umwelt eingreifen, geeignete Kompensationsmöglichkeiten in Form von Ökokonten oder Projektflächen an.“
Massenbestand des Gefleckten Knabenkrauts. Für den Erhalt ist eine einmalige Mahd im Herbst notwendig. Foto: Jörg Hilgers
NSG Kuhstiebel bei Kobern-Gondorf
Rund 2,2 Hektar klein ist die Fläche innerhalb des NSG „Kuhstiebel“, die durch die kreiseigene Stiftung betreut wird. Das Kompensationsprojekt dient dem Erhalt der ehemaligen Quarzkiesgrube als Standort seltener Pflanzen und als Lebensraum bestandsbedrohter Tiere. Die Flächen der ehemaligen Abgrabung sind seit Projektbeginn mit Magerrasen, Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren bewachsen. Gehölze wurden reduziert und Stillgewässer offengehalten. Hierzu sind regelmäßige Freistellungsarbeiten sowie die Bekämpfung gebietsfremder Pflanzen, wie beispielsweise der Goldrute, erforderlich. Doch die Arbeit zahlt sich aus: „In diesem El Dorado für Biologen tummeln sich über 31 tagaktive Schmetterlingsarten sowie zahlreiche Pflanzenarten, darunter auch bundes- und landesweit sehr seltene und besonders geschützte Arten. Hierzu zählen unter anderem der Kaisermantel, der kleine Eisvogel, das Gefleckte Knabenkraut (eine Orchideenart) sowie das Tausendgüldenkraut. Dies verdeutlicht den hohen naturschutzfachlichen Wert dieser kleinen Fläche“, erklärte der Biologe Jörg Hilgers während des gemeinsamen Besuchs. Durch die durchgeführten Pflegemaßnahmen wurden die arten- und blütenreichen Grünlandbestände vergrößert und der Nährstoffgehalt des Bodens verbessert.
Der Segelfalter sowie der Apollofalter sind beides seltene Schmetterlingsarten, die offene Strukturen und freigestellte Trockenmauern benötigen. Fotos: Jörg Hilgers
NSG Ausoniusstein bei Lehmen
Das Gebiet ist mit seinen offenen Felsfluren ein wichtiger Lebensraum für seltene Schmetterlings- und Pflanzenarten. Hierzu zählen beispielsweise der Segelfalter sowie Diptam und Federgras. Damit dieses wichtige Biotop erhalten bleibt, wurde für die Entbuschung und Pflege von Teilflächen gesorgt. „Der Segelfalter darf sich wieder über einen idealen Lebensraum freuen, denn er benötigt offene Strukturen und freigestellte Trockenmauern. Diese sind auch für Mauereidechsen und weitere Insekten von entscheidender Bedeutung“, berichtete Hilgers. Damit Flora und Fauna weiterhin gedeihen können, ist es essenziell, dass die Hänge auch in Zukunft offengehalten werden. „Deshalb sind hier weitere Freistellungsarbeiten angedacht“, so Hilgers, der die Bemühungen durch ein Monitoring begleitet. Nur so kann festgestellt werden, wie sich die Bestände einzelner Arten entwickeln. Darüber hinaus plant die kreiseigene Stiftung in dem Gebiet Maßnahmen zur Rettung des seltenen Mosel-Apollofalters.
Die Küchenschelle gilt als besonders charakteristisch für offene Teilräume wie die Felskuppen im Nettetal in Welling. Foto: Jörg Hilgers
NSG Nettetal bei Welling
Auf drei Teilflächen führt die Untere Naturschutzbehörde das Ersatzzahlungsprojekt „Felskuppen bei Welling“ durch. Über einen Zeitraum von 15 Jahren werden Freistellungsmaßnahmen auf den Projektflächen durchgeführt, um ein abwechslungsreiches Biotopmosaik mit offenen Felsbereichen sowie Halbtrockenrasen, angrenzenden Gebüschen und Saumstrukturen zu entwickeln. Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Die Flächen beherbergen insgesamt 34 Schmetterlingsarten. Neun dieser Arten gelten als besonders geschützt. Hierzu zählen beispielsweise der Schwalbenschwanz und der Große Fuchs. „Der Erfolg der nachhaltigen Entwicklungspflege in diesem Gebiet ist enorm“, sagte Hilgers. „Dazu zählt unter anderem der Reproduktionsnachweis eines Segelfalters, der im Nettetal eigentlich gänzlich verschwunden war.“ Weiter haben die für das Gebiet charakteristischen Pflanzenarten, die Küchenschelle und der Fünfmännige Spark, durch die kontinuierlichen Freistellungs- und Entwicklungsmaßnahmen enorm profitiert und sind mittlerweile vermehrt im Naturschutzgebiet zu finden.