Neues Blockheizkraftwerk senkt deutlich den Energiebedarf – Gesamtkonzept erstellt
Neuwied. Ein neues Blockheizkraftwerk (BHKW) trägt im Klärwerk nicht nur zur Energiewende und zum Klimaschutz bei: Die Investition spart jährlich enorme Kosten und rund 480 Tonnen CO2 ein. „Nicht zuletzt leisten die Servicebetriebe Neuwied einen wichtigen Beitrag zur Gebührenstabilität“, freut sich Oberbürgermeister Jan Einig.

Warten auf das neue BHKW: Daniel Friedrich, Geschäftsführer der Mendiger „kwk-tec“ (r.) im Gespräch mit Oberbürgermeister Jan Einig. Das Gerät wird mit Methangas betrieben, das in Faultürmen aus Klärschlamm entsteht, dann gespeichert und bei Bedarf genutzt wird. Es trägt deutlich zur Energieeffizienz der Anlage bei, wo bereits vor dem Jahreswechsel die erste faltbare PV-anlage über einem Klärbecken in Betrieb ging.   Bild: Gerd Neuwirth/SWN

Das neue BHKW, für das die SBN rund eine Million Euro investieren, ist eine Ersatzbeschaffung, wie Zacharias Grätz erläutert: „Die alte Anlage hatte einen irreparablen Schaden.“ Bei den Planungen wurde berücksichtigt, dass Kläranlagen bis 2040 energieneutral sein müssen: „Das ist ein sportliches Ziel.“ Doch die SBN sind von der Zwischenmarke, dass bis 2030 die jährlich produzierte Energiemenge aus Erneuerbaren Energien 50 Prozent betragen soll, nicht weit entfernt: „Mit dem BHKW, neuen Maschinen und besserer Verfahrenstechnik kommen wir dann im Mittel bei der Strom- und der Heizenergie bereits auf 45 Prozent.“
 Das neue BHKW kommt von Spezialisten, die gar nicht so weit entfernt produzieren. Die Firma „kwk-tec“ hat ihren Sitz in Mendig. „Die Leistung der Anlage für Strom und Wärme ist um 35 Prozent höher als beim Vorgänger“, so Grätz. Deutlich besser ist der Wirkungsgrad bei der Verbrennung: So verdreifacht sich die jährlich produzierte Menge elektrischer wie auch thermischer Energie.
Das ist nötig, denn Kläranlagen sind wahre Energiefresser: Allein 3,2 Millionen Kilowattstunden Strom werden im Klärwerk 1 benötigt, um z.B. die Becken mit Sauerstoff aus den Gebläsen zu versorgen und die Abwassermassen im Kreislauf zu pumpen.
Das Verfahren des energetischen Kreislaufs ist in allen deutschen Kläranlagen gleich. Unterschiede gibt es in der Effizienz, die die SBN deutlich verbessern wollen. „Wir beschicken mit dem anfallenden Klärschlamm aus den Becken zwei Faultürme, die gemeinsam rund 2900 Kubikmeter fassen.“ Zum Vergleich: Das ist etwa so viel wie das 50-Meter-Becken in der Deichwelle. Beide Faultürme werden 2025 saniert: „Neue Wärmetauscher, neue Pumpen und bessere Isolierung bringen uns dem Ziel für 2030 ebenfalls näher.“
Der Schlamm wird in den Faultürmen auf 38 Grad erhitzt, es entsteht Methan. „Das ist klimaschädlich, aber es entsteht so oder so aus dem Klärschlamm. Entscheidend ist, dass bei uns der Prozess schneller abläuft und wir das Gas auffangen - und nutzen.“ Es wird in einem Gasbehälter für den Betrieb des BHKW gespeichert, das wiederum die Klärbecken und die Betriebsgebäude heizt.
Und was hat das mit der Solaranlage zu tun? „Die PV-Anlage liefert 180.000 Kilowattstunden im Jahr, die wir nicht zukaufen müssen. Mit dem Gasbehälter haben wir zudem einen flexiblen Energiespeicher, der bei Bedarf mit dem BHKW Strom liefert: eben auch nachts oder im Winter.“
Mehr als eine Million Kilowattstunden sparen die SBN künftig allein im Stromeinkauf: „Das entspricht einem stattlichen sechsstelligen Betrag. Pro Jahr, wohlgemerkt“, freut sich der OB. Auch der zugekaufte Gasbedarf sinkt deutlich: „Mit der Investition senken die SBN langfristig die laufenden Betriebskosten, was zur Gebührenstabilität beiträgt. Sie ist ebenfalls eine Stellschraube für die Energiewende in Neuwied und schont das Klima.“ Für die jährlich eingesparten 480 Tonnen CO2 hat Grätz auch einen Vergleich parat: „Das erzeugt ein Auto mit Verbrennermotor pro Jahr, das 75 Mal die Welt umrundet.“
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