Amnesty-International hatte zu einer eindrucksvollen Veranstaltung am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalismus“ eingeladen
 Fotos: Jürgen Grab Neuwied. (jüg)
Neuwied (jüg)„Der Begriff „Holocaust“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Brandopfer“. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bzw. vor der systematischen Tötung von Juden in Deutschland bzw. in den von den deutschen Soldaten annektierten Gebieten wurde das Wort manchmal verwendet, um den Tod einer großen Gruppe von Menschen zu beschreiben. Seit 1945 ist es praktisch zu einem Synonym für die Ermordung der europäischen Juden während der Willkürherrschaft der Nationalsozialisten geworden. Juden sprechen auch von der Shoah, das ist das hebräische Wort für „Katastrophe“ (entnommen dem Internet-Lexika „Wikipedia“) .

Nunmehr wurde in Deutschland zum 79. Mal der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau begangen, was auch für die Neuwieder Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty-International ein Anlass war diesen Gedenktag für die Gequälten und Toten der Nazi-Tyrannei gemeinsam mit Bürgern der Stadt am Mahnmal für die Opfer des Faschismus an der Friedrichstraße zu gedenken. Am Mahnmal eröffnete AI-Mitglied Inge Rockenfeller die Gedenkstunde gemeinsam mit zahlreichen Bürgern und Bürgerinnen, u.a. auch mit Bürgermeister Peter Jung (leider mit nur wenigen Ratsmitgliedern), „Wir dürfen nie vergessen, dass unter Hitler ein Völkermord an den Juden begangen wurde, bei dem 6 Millionen Menschen bestialisch ermordet wurden.

AI-Mitglied Manfred Kirsch erklärte in seiner Ansprache nach der offiziellen Eröffnung dieses Gedenktages, dass die Demokratie in Deutschland noch nie so gefährdet sei wie in diesen Tagen, wo rechtes Gedankengut sich in der Öffentlichkeit breitmacht und es nunmehr darauf ankommt, dass die Kirchen, Gewerkschaften und demokratische Parteien sowie alle mündigen Frauen und Männer verstärkt den Widerstand organisieren und sich gegen „rechtes“ Gedankengut entschieden wehren. Nicht zuletzt durch faschistische Kräfte ist unser Rechtsstaat unbedingt gefährdet und durch sie ist zweifellos auch die Zahl der Zunahmen antisemitischer und rassistischer Übergriffe beängstigend angestiegen“, betonte Manfred Kirsch, der jedoch gemeinsam mit seinen Freunden von Amnesty International die Hoffnung hegt, dass die Menschen in unserem Land „wach“ werden und sich verstärkt an entsprechenden Demonstrationen „gegen Rechts“ beteiligen. Bürgermeister Peter Jung ergänzte diese nachhaltigen Worte von Kirsch mit den Worten „Nie wieder ist Jetzt- Dieser Satz hallt dieser Tage durch die Straßen unserer Republik. Das macht mich betroffen.

Es gibt mir allerdings auch die Hoffnung, dass die Menschen in unserem Land „aufstehen, laut werden und füreinander einstehen“. Diese Attribute stehen ein für Respekt, für das Grundgesetz und für die Demokratie. Wir sind gefordert, Farbe zu bekennen, denn in Neuwied ist kein Platz für Hass und Hetze durch Demokratiefeinde und Extremisten“, erklärte Peter Jung, Er machte deutlich, dass Juden u n d Moslems gleichermaßen ein Recht auf Heimat (auch und insbesondere in Neuwied) haben. In seiner vielbeachteten Rede sprach Pfarrer Wilfried Neusel von der Güte und Versöhnungsbereitschaft der Holocaust-Überlebenden. In seiner ausführlichen Ansprache verwies Neusel auf die Versöhnungsbereitschaft der Überlebenden des Holocaust. Dies sei sogleich eine beschämende wie auch eine ermutigende Erfahrung, die beachtenswert ist. „Wir lernen, wie tief Vorurteile und Machtstrukturen in unserem Denken und im gesellschaftlichen und politischen Leben verwurzelt sind.

Das gilt für die Wahrnehmung unserer Geistesgeschichte, für die Geschichte der Kirchen, wie auch für die politischen Ideologien. Und es gilt immer, dass die Würde aller Menschen unantastbar ist. „Wir sollten erkennen, wie tief Vorurteile, Überheblichkeit und Ignoranz in unserem Denken verwurzelt sind und sollten über unsere eigenen, oftmals unreflektierten Anschauungen nachdenken und erkennen, dass nur Handeln im humanitären Geist einen menschwürdigen Sinn ergeben“, gaben sowohl der anwesende auswärtige Geistliche als auch der städtische Bürgermeister Peter Jung zu erkennen. AI-Mitglied Tsiko Amesse stellte die Frage, ob wir für den universellen Frieden in der Welt gerüstet und aus deren Beantwortung hieraus auch entsprechend bereit sind bei entsprechenden Wahlen keinesfalls für die „modernen“ Faschisten unserer Zeit zu stimmen. Amesse mahnte: „Lasst uns heute wachsam sein und eine lebendige Barriere gegen Rassismus, Faschismus und Ausgrenzung aufbauen- denn: Wer in der Demokratie schläft, kann schnell in der Diktatur aufwachen...!“

AI-Sprecherin Susanne Kudies erinnerte in ihrem Schlusswort an das Schicksal von Dietrich Bonhoeffer, den evangelischen Pfarrer und Vorbild eines engagierten Christentums, der von Hitlers Schergen wegen seiner Überzeugung und seines aktiven Widerstandes gegen das Terror-Regime im Konzentrationslager ermordet wurde. Nächstenliebe und der Einsatz gegen rassistische Parolen sind durchaus Zeichen für ein mutiges Eintreten gegen rechte Tendenzen in unserer Gesellschaft. „Seid mutig und zeigt Zivilcourage für die Demokratie und für die Zukunft“, lautet das Vermächtnis des Theologen und Märtyrers und an dessen mahnende Wort können sich auch heute noch die Menschen dieser Zeit mit ihrem Votum gegen den aufkommenden Rechtsradikalismus ein Beispiel nehmen.