
Im Berufsbildungswerk (BBW) Neuwied kann dank einer von Auszubildenden selbst gebauten PV-Ladestation jeder sein E-Bike oder seinen E-Scooter kostenlos laden.
(Foto: Julia Steffenfauseweh) - Wer morgens mit dem E-Bike oder mit dem E-Scooter zum BBW Neuwied kommt, fährt am besten direkt hinter das dortige Handwerkerzentrum. Am Ende des Weges befindet sich gut sichtbar die neue Ladestation, die von Schülern, Auszubildenden und Mitarbeitern genutzt werden kann, um Fahrräder und Scooter mit nachhaltigem Strom zu versorgen. Das Besondere: Die Station ist komplett selbst gebaut und wurde ausschließlich aus vorhandenen Materialien errichtet – die PV-Module beispielsweise stammen von einem Elektrohändler als Restposten, die früher oder später hätten entsorgt werden müssen. Der bemalte Ladeschrank war früher Teil der Lüftung des BBW, und auch sonst wurde möglichst viele gebrauchte Bestandteile genutzt. So wurden ausgediente oder nicht mehr verkäufliche Komponenten zu einer voll funktionsfähigen Photovoltaikanlage und Ladestation kombiniert, die für das gesamte Berufsbildungswerk einen echten Mehrwert bietet.
Nach monatelangem Tüfteln und Lernen ist das Projekt seit Juli 2025 erfolgreich im Einsatz: Zwei Fahrzeuge können zeitgleich geladen werden. Die von den jungen Erwachsenen installierte Anlage erreicht mit ihren vier Panels eine Spitzenleistung von rund 1600 Watt. Morgens das E-Bike oder den E-Scooter parken und den Stecker anschließen – nachmittags ist der Akku voll und die Heimfahrt gesichert. Im Ladeschrank stehen verschiedene Steckdosen zur Verfügung, und jeder Nutzer bringt sein eigenes Netzteil mit. Der Schlüssel zur Station ist im Handwerkerzentrum erhältlich, die Nutzung bleibt kostenfrei. Hinter dem Ladeschrank ist die eigentliche Leistung der Auszubildenden versteckt: Im dort befindlichen Abstellraum des BBW ist die Technik untergebracht: Batterien, Wechselrichter, Puffer, Speicher und Sicherungen – alles von den Auszubildenden selbst geplant, gebaut und installiert. Dabei wird die Ladestation komplett autark vom Versorgungsnetz betrieben und ihr Betrieb wird durch die Auszubildenden weiter analysiert und optimiert.

Ausbilder Paul Best (v.l.n.r.), die beiden Auszubildenden Max Braam und Timo Lutter sowie Geschäftsführer Dirk Rein testen die neue Ladestation am BBW. - Foto: Julia Steffenfauseweh
Heinrich-Haus Geschäftsführer Dirk Rein zeigt sich begeistert: „Das Projekt hat einen hohen Lerneffekt. Die Auszubildenden haben nicht nur in den Lehrbüchern nachgelesen, sondern selbst gebaut und Neues geschaffen.“ Fachliche Fragen zu Batteriespeicher, Blitzschutz, Materialwahl oder zur Optimierung der Energienutzung bzw. Speicherung wurden unter Anleitung von Ausbilder Paul Best eigenständig gelöst. Die Gruppe dokumentiert und koordiniert alles über die Lernplattform Moodle, wodurch auch die digitalen Kompetenzen gestärkt werden.
Für Geschäftsführer Dirk Rein und Ausbilder Paul Best ist das Projekt noch nicht abgeschlossen: „Wir schauen gemeinsam mit den Azubis, wie es weitergeht. Sicher wird dies nicht das letzte Projekt und nicht die letzte Ladestation mit Upcycling-Gedanken sein.“


