Durchbruch in der Herzmedizin: DRK Krankenhaus Neuwied setzt erstmals revolutionäre Ballon-Technologie ein

Im Herzkatheterlabor (HKL) des DRK Krankenhauses Neuwied wurde am 29. August 2024 eine bedeutende Innovation in der Behandlung von koronaren Herzerkrankungen vorgestellt. Dank einer neuen Technologie war es möglich, verengte Herzgefäße zu behandeln, ohne dass ein Stent implantiert werden musste. Erstmals kamen dafür beschichtete Ballons der neuesten Generation zum Einsatz, die mit dem Medikament Sirolimus versehen sind, das bereits erfolgreich in beschichteten Stents verwendet wird.

Das Besondere an dieser neuen Technik ist die Verwendung von Sirolimus in Kombination mit sogenannten Multireservoirs. Diese kleinen, kugelförmigen Reservoirs auf dem Ballon ermöglichen eine präzise und kontrollierte Freisetzung des Medikaments. Dadurch kann eine effektive Behandlung erreicht werden, insbesondere bei schwierigen Gefäßverengungen, wie sie oft in kleineren und peripheren Herzgefäßen auftreten. Die Anwendung dieser Technologie könnte die Anzahl der notwendigen Stent-Implantationen und die damit verbundenen Komplikationen, wie zum Beispiel die Wiederverengung des Gefäßes im Stent-Bereich, deutlich reduzieren.

„Ein bedeutender Fortschritt in der Kardiologie“

Dr. Marek M. Rogowski, Chefarzt der Inneren Medizin II am DRK Krankenhaus Neuwied, beschreibt die Bedeutung dieser Innovation: „Die Beschichtung der Ballons mit Sirolimus stellt einen Meilenstein dar. Während Paclitaxel, ein anderes Medikament, in der Vergangenheit bei Ballons und Stents verwendet wurde, zeigt Sirolimus in klinischen Studien bessere Ergebnisse. Die ersten Anwendungen dieser neuen Ballontechnologie haben gezeigt, dass sie mindestens ebenso wirksam ist wie die herkömmlichen Methoden, möglicherweise sogar überlegen.“

Im Gegensatz zur klassischen Stent-Implantation bietet der Einsatz beschichteter Ballons mehrere Vorteile. So ist die Therapiedauer mit blutverdünnenden Medikamenten kürzer, was das Risiko von Blutungskomplikationen verringert. Zudem bleibt kein Fremdmaterial im Körper zurück, was das Risiko einer erneuten Verengung reduziert. „Die Möglichkeit, kleine und periphere Gefäßverengungen ohne Stent zu behandeln, ist besonders bei Patienten mit anatomisch schwierigen Bedingungen ein großer Vorteil. Es eröffnet uns neue Wege in der individuellen Patientenversorgung,“ so Dr. Rogowski.

Aktuell wird die neue Technologie hauptsächlich in zwei Bereichen eingesetzt: zur Behandlung von In-Stent-Restenosen, also erneuten Verengungen in bereits implantierten Stents, und bei der sogenannten 'small vessel disease', bei der die Herzkranzgefäße besonders klein sind. Diese neue Methode könnte vielen Patientinnen und Patienten helfen, unnötige Stent-Implantationen zu vermeiden und die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Zukünftig könnte diese Technologie auch bei komplexeren Eingriffen eine entscheidende Rolle spielen, indem sie eine Mischung aus Stent- und Ballontherapie ermöglicht und so die Behandlungsergebnisse weiter verbessert.