Experten des GK-Mittelrhein informieren im Rahmen des Brustkrebsmonat Oktober
 KOBLENZ. Anlässlich des Brustkrebsmonats hatten Experten des GK-Mittelrhein im Rahmen der Kooperation „Koblenz wird pink“ Betroffene, Angehörige und Interessierte Anfang Oktober zu einer Infoveranstaltung in das Konferenzzentrum am Kemperhof in Koblenz eingeladen. Dr. med. Arno Franzen brachte bei der Begrüßung der Teilnehmenden die Freude zum Ausdruck, dass nach Corona-bedingten alternativen Veranstaltungsformaten nun endlich wieder der so wichtige persönliche Austausch möglich ist. Der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Kemperhof Koblenz gab zum Einstieg einen Überblick über Ursachen und Verbreitung der Erkrankung und stellte aktuelle Entwicklungen bei Prävention, Früherkennung und Behandlungskonzepten vor.

Anlässlich des Brustkrebsmonats informierten Experten des GK-Mittelrhein im Rahmen der Kooperation „Koblenz wird pink“ Betroffene, Angehörige und Interessierte über das umfassende Behandlungs- und Unterstützungsangebot des zertifizierten Brustzentrums.   Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht

Wie der Leiter des zertifizierten Brustzentrums Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen erläuterte, spielen hier moderne zielgerichtete Therapieansätze eine immer wichtige Rolle. Sie ermöglichen es, eigentlich hochtoxische und damit äußerst wirksame Substanzen mithilfe von Rezeptoren so gering dosiert direkt in der Tumorzelle zu platzieren, dass diese ohne massive Nebenwirkungen erfolgreich am Wachstum gehindert oder sogar zerstört werden kann. Bei den chirurgischen Methoden haben genaueres Wissen über die Tumorbiologie und das daraus resultierende Risiko für die Ausbreitung bzw. Metastasierung von Krebszellen sowie deutlich verbesserte Möglichkeiten der Bildgebung dazu beigetragen, dass inzwischen fast immer brusterhaltend operiert werden kann. Auch bei der Entfernung der Lymphknoten ist dadurch ein behutsameres Entfernen möglich. Bei der sich in der Regel an die Operation anschließenden Strahlentherapie profitieren die Patientinnen ebenfalls vom technischen Fortschritt. Dank moderner 3D-Simulation kann die Bestrahlung deutlich besser adressiert und auch dosiert werden, sodass mögliche negative Auswirkungen für gesunde Zellen deutlich geringer ausfallen.
Während nach Aussage der referierenden Experten chirurgische Maßnahmen bei der Behandlung von Brustkrebs bereits in einigen Jahren keine nennenswerte Rolle mehr spielen könnten, sieht das bei der sogenannten antihormonellen Therapie ganz anders aus: Sie kommt aktuell bei 70 bis 80 Prozent aller Betroffenen zum Einsatz und hat sich in der Praxis als äußert effektive Behandlungsoption erwiesen, wie Brigitte Böwering, Leitende Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am St. Elisabeth, darlegte. Welches Präparat für welche Dauer empfohlen wird, richtet sich individuell nach dem Alter der Patientin, der Verträglichkeit und dem Rezidiv-Risiko, also der Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs erneut auftritt, erklärte die stellvertretende Leiterin des zertifizierten Brustzentrums Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen. Die damit häufig einhergehenden Nebenwirkungen entsprechen den üblichen Begleiterscheinungen der Wechseljahre, die bei jüngeren Frauen durch die Therapie verfrüht einsetzen. Generell gilt: Keine Frau muss eventuelle Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Veränderung der Libido, Stimmungsschwankungen oder Schleimhauttrockenheit oder gar Schmerzen aushalten. Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten können in der Regel immer Mittel und Wege gefunden werden, wie sich diese oder andere Nebenwirkungen lindern lassen. Oft hilft es bereits, bei der Ernährung einige Dinge zu berücksichtigen oder regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen. Gerade letzteres macht sich auch im Hinblick auf eine Senkung des Rückfall-Risikos positiv bemerkbar. Böwering zufolge genügen dazu bereits drei etwa 30-minütige Einheiten pro Woche.
Auch wenn die komplette Entfernung der Brust als Therapie-Option immer seltener wird, spielen verschiedene Rekonstruktionsmöglichkeiten im gesamten Behandlungsspektrum eine nicht zu vernachlässigende Rolle, betonte Dr. med. Nina Kauer. „Generell ist es eine persönliche Entscheidung, ob und wie Betroffene ihr durch die Brustkrebsbehandlung beeinflusstes Körperbild mittels Plastischer Chirurgie verändern möchten“, machte die Leitenden Oberärztin der Klinik für Plastische, Hand-, Ästhetische und Verbrennungschirurgie am Heilig Geist in Boppard deutlich. Wichtig ist jedoch, dass die Frauen die vielfältigen Möglichkeiten kennen: Die Bandbreite reicht vom Einsatz spezielle Implantate über Eigenfett- oder Eigengewebetransfer bis hin zur Rekonstruktion von Brustwarzen mit oder ohne Pigmentierung sowie der Laserbehandlung zur Reduzierung von störenden Narben. Dabei kann jede Patientin frei über Art, Umfang und Zeitpunkt der Rekonstruktion entscheiden, um für sich die beste Lösung zu finden.
Dies gilt im Übrigen auch für das Angebot der psychoonkologischen Begleitung, die bei der Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum zum Standard gehört. Hertha Gienke erläuterte stellvertretend für das Team der Psychoonkologinnen des Brustzentrums, was sich hinter dem Begriff verbirgt: „Wir unterstützen durch Gespräche etwa bei der Verarbeitung der Diagnose, beim Umgang mit Ängsten und Trauer, regen zur Selbstfürsorge an oder beraten, ob und wie Betroffene mit Angehörigen, Freunden und Kollegen über ihre Erkrankung sprechen sollten“, so die Psychoonkologin. Gerade für jüngere Frauen ist es wichtig zu wissen, wie sie kleineren Kindern erklären können, was mit ihnen los ist und was sich durch die Erkrankung in der Familie eventuell ändert. Nach dem stationären Aufenthalt im Brustzentrum können Brustkrebspatientinnen die ambulante Beratung der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz in Anspruch nehmen. Hilfreich ist für viele auch der Austausch mit anderen Betroffenen, der in Selbsthilfevereinigungen wie der Gruppe Lotus für neu an Brustkrebs erkrankte Frauen oder die Frauenselbsthilfe Krebs.
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs, betonten die Referenten in der anschließenden Diskussion. Konkret heißt das: Nur weil eine Freundin, Verwandte oder Nachbarin mit einer bestimmten Therapie besonders gut zurechtgekommen ist oder auch schlechte Erfahrungen gemacht hat, gilt das noch lange nicht für jede Betroffene. Vielmehr ist die Erkrankung so facettenreich, dass eine Verallgemeinerung oder Vergleichbarkeit weder möglich noch sinnvoll ist. Für jede Frau steht in der Region das für sie passende Versorgungs- und Unterstützungsangebot zur Verfügung. Dabei gelte es jeweils, individuell den zu erwartenden Nutzen einer Therapie und die damit möglicherweise verbundenen Nebenwirkungen sorgfältig abzuwägen, so das Fazit des informativen Nachmittags.
Weitere Infos rund um das Thema Brustkrebs und die Behandlungsmöglichkeiten am GK-Mittelrhein gibt es online unter Zertifiziertes Brustzentrum Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen : Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (gk.de). Alle weiteren Termine im Rahmen der Kooperation „Koblenz wird pink“ im Brustkrebsmonat Oktober sind unter www.koblenz-wird-pink.de zu finden.
 



Über die Kooperation „Koblenz wird pink“:
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in Deutschland. Durchschnittlich ist davon jede Achte im Laufe ihres Lebens betroffen.
Um über Früherkennung, Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuklären, wurde bereits in den 80er-Jahren der Oktober als Brustkrebsmonat ins Leben gerufen.
Dieses Ziel hat auch die Gemeinschaftsinitiative „Koblenz wird pink“, zu der sich das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, die Frauenselbsthilfe Krebs, die Selbsthilfegruppen „Lotus Koblenz-Mittelrhein“ sowie „Angehörige bei Krebs“, die Stadt Koblenz mit Gleichstellungsstelle und Stadtbibliothek, die Initiative Herzkissen Rhein-Mosel-Lahn, das Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur, die Paddlerinnen von „Pink Power Kowelenz“ sowie Koblenz Hybrider zusammengeschlossen haben. Gemeinsam mit weiteren Aktiven bieten sie im Oktober vielfältige Informations- und Unterstützungsangebote für Betroffene und Interessierte in Koblenz und der näheren Umgebung an.