Stark bedroht trotz starker Haftung
Im Aquarium des Kölner Zoos wurde gestern das Zootier des Jahres 2024, der Gecko, vorgestellt.
Zu Pulver zermahlen, als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt – so endet mancher Gecko und wird damit Opfer eines Aberglaubens, welcher den Tieren besondere Heilkräfte zuschreibt. Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise, doch die Nachfrage nach diesen vermeintlichen Medikamenten steigt dramatisch. Generell sind Geckos mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungen konfrontiert. Diese reichen von der Verschmutzung und dem Verlust des Lebensraumes, Schäden durch invasive Arten, dem Klimawandel bis hin zur übermäßigen Absammlung für den Heimtierhandel oder der Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin und als Delikatesse.

 

Zudem haben einige Geckoarten nur sehr kleine Lebensräume, weswegen negative Einflüsse einen großen Effekt auf die Überlebensfähigkeit der jeweiligen Populationen haben. „Dabei finden viele Menschen Geckos total faszinierend, weil viele von ihnen mit ihren Haftlamellen sogar an senkrechten Scheiben emporklettern können“, weiß Maximilian Birkendorf, der als Kurator für den Reptilienbestand im Zoo Neuwied verantwortlich ist, „und mit ihren rundlichen Köpfen und großen Augen finden selbst weniger reptilienaffine Menschen sie geradezu niedlich.“
Die „Zootier des Jahres“- Artenschutzkampagne wurde 2016 von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) mitbegründet, um sich für stark gefährdete Tierarten einzusetzen, die nicht so bekannt sind und deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. So konnten in der Vergangenheit beispielsweise wichtige Projekte für den Erhalt von Rotohraras in Bolivien, Scharnierschildkröten in Kambodscha oder Java-Pustelschweine in Indonesien realisiert werden. Als Premium-Partner der ZGAP unterstützt der Zoo Neuwied neben mehreren längerfristigen In-situ-Projekten auch die „Zootier des Jahres“-Kampagne, die neben Lobbyarbeit für Geckos allgemein und die besonders bedrohten Arten im Besonderen auch gezielt konkrete Artenschutzprojekte vor Ort unterstützt.

Mit den Kampagnengeldern werden verstärkt Schutzmaßnahmen für verschiedene Geckoarten in Vietnam und Tansania umgesetzt und Umweltbildungsmaßnahmen gestartet. Spendengelder, die im Laufe dieses Jahres gesammelt werden, verstärken die Reichweite der Aktivitäten. In mehreren Regionen Vietnams werden etwa neue Erhaltungszuchtstationen errichtet oder bestehende Haltungen erweitert. Für die Projektarbeit werden benötigte Ausrüstungsgegenstände und Transportmittel finanziert. In Tansania wird mit den Kampagnengeldern ein neues Schutzgebiet ausgewiesen und aufgebaut, um den sehr kleinen Lebensraum der Himmelblauen Zwergtaggeckos zu vergrößern und die bisher getrennten Geckopopulationen wieder zusammenzubringen.
„In Vietnam kommen über hundert verschiedene Geckoarten vor, darunter die Vietnam-Goldgeckos und Tokehs, die wir in unserem Exotarium halten“, berichtet Birkendorf. „Tokehs sind als besonders farbenfrohe und große Geckos beliebte Terrarientiere, und vielen Südostasienurlaubern bekannt, da sie häufig in menschlichen Behausungen anzutreffen sind, wo sie sich nachts als fleißige Insektenfänger betätigen und ihre namensgebenden Rufe ‚To-keeh‘ hören lassen.“ Was die meisten nicht wissen: Die charismatischen Tokehs werden zu Hunderttausenden gefangen, getötet und zu angeblichen Wunderheilmitteln verarbeitet, was ihre Bestände zunehmend gefährdet. Mittlerweile sieht man die einst weit verbreitete Geckoart daher leider immer seltener. „Vietnam-Goldgeckos sind ebenfalls stark bedroht, obwohl sie nicht als Medizin, dafür aber als lokale Delikatesse gehandelt werden. Sie werden in Schlingfallen gefangen und auf Märkten als Lebensmittel angeboten“, schildert der Reptilienkurator die alarmierende Lage.  
Im Untergeschoss des Neuwieder Exotariums können sich Besucher von Tokehs und Vietnam-Goldgeckos verzaubern lassen und sich davon überzeugen, dass diese faszinierenden Arten unbedingt schützenswert sind. „Und dazu kann man ganz leicht selbst beitragen, durch eine Spende ab einem Betrag von einem Euro, ganz bequem auf www.zootierdesjahres.de.