Historisches Zeichen wirbt am Mittelrhein aktuell für Demokratie
Neuwied. Ein besonderes Symbol ist auf einigen Fahnen bei den jüngsten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Neuwied aufgefallen: Drei weiße, diagonale Pfeile flatterten da auf rotem Grund. Für manche Teilnehmende ein Grund, sich bei den Trägern zu erkundigen, was dieses auffällige Zeichen bedeutet. Einer davon, der bekannte Neuwieder Kämpfer gegen Extremismus Manfred Kirsch, erkannte das Zeichen durch sein Wissen über die Geschichte beim ersten Sehen – er will nun die Fahne auch selbst in Zukunft häufiger zeigen.
Historische Symbolik ganz aktuell: Der "Dreipfeil" wirbt auch heute wieder – wie hier in Neuwied – für die Demokratie. Foto: S. Hachemer
Er bekam sie von einem Vertreter von Deutschlands ältester Demokratieschutz-Organisation, die nun auch am Mittelrhein wieder aktiv wird, geschenkt. "Diese Vereinigung wurde vor genau 100 Jahren gegründet von Mitgliedern der demokratischen Parteien der Weimarer Koalition, um die Republik gegen Extremisten aller Seiten aktiv zu schützen", weiß Kirsch, "sie hatte schon vor Beginn der Nazi-Diktatur 1933 zahlreiche Todesopfer durch Gewalt im Umgang mit den Demokratiefeinden zu beklagen. Nach 1933 wurden viele Mitglieder, die nicht fliehen oder sich verbergen konnten, in Lager gezwungen und umgebracht." Manfred Kirsch selbst kannte noch persönlich ehemalige Neuwieder Mitglieder, die Diktatur und Weltkrieg überlebt hatten.
Auch historische Bilder wie hier auf einem aktuellen Ausstellungsplakat belegen die schon frühe kämpferische Verwendung der drei Pfeile gegen Rechtsextremismus. Foto: F. Hachemer
Diese – nach ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten in Vergessenheit geratene – Organisation ist das sogenannte "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", heute mit dem Beinamen "Bund aktiver Demokraten". Den heute eigentümlichen Namen behält man bewusst bei, um zur historischen Verwurzelung zu stehen. Die historische Fahne mit den drei Pfeilen der "Eisernen Front", zu der man sich 1931 gemeinsam mit Gewerkschaften, SPD und anderen gegen die Nazis zusammenschloss, tragen nun auch Mitglieder vor Ort wieder auf Demos gegen Extremismus. „Wir bilden gerade in Rheinland-Pfalz wieder neue Strukturen, denn unsere Aktivitäten sind ja leider wieder nötig geworden“, erklärt der Neuwieder Frank Hachemer, der selbst seit einigen Jahren Mitglied der überparteilichen Organisation ist. Der Sinn: „Über Demos hinaus müssen wir uns auch nachhaltig weiter für unsere Demokratie einsetzen mit Austausch, Information und Aktion. Dazu bieten wir eine solide, überparteiliche Plattform für überzeugte Demokratinnen und Demokraten.“
Auch für das häufigere Verwenden der drei Farben der deutschen Flagge aus dem Namen der Organisation wirbt Hachemer: „Wir wehren uns insbesondere dagegen, dass die rechten Extremisten die Farben unserer Demokratie, der Freiheit und des Grundgesetzes, für sich vereinnahmen. Denn sie sind kein nationalistisches Symbol“, so Hachemer. Daher werde man Schwarz-Rot-Gold, als die Farben der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, mit Selbstbewusstsein auch auf Demonstrationen gegen Rechtsextremismus führen, „denn unsere Farben von Demokratie, Freiheit und unsere weltoffenen Grundwerte werden wir nicht den Anti-Demokraten überlassen!“
Mehr Informationen im Internet: www.reichsbanner.de