Experten des GK-Mittelrhein informieren über Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten
KOBLENZ. „Auch wenn die Diagnose erst mal ein Schock ist – gegen Brustkrebs kann man Einiges tun. Wenn Sie diese Kernbotschaft heute mitnehmen, hat sich der Abend schon gelohnt.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. med. Arno Franzen, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Kemperhof Koblenz eine Infoveranstaltung für Betroffene, Angehörige und Interessierte im Konferenzzentrum des Kemperhofs. Zum
Abschluss des diesjährigen Brustkrebsmonats unter dem Motto „Koblenz wird pink!“ konnten der Leiter des zertifizierten Brustzentrums Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen und sein Team rund 20 Teilnehmende begrüßen. Auf der Agenda stand ein umfassendes Update zu den vielfältigen, auf aktuellen Forschungsergebnissen basierenden Therapiekonzepten.
Anlässlich des Brustkrebsmonats informierten Experten des GK-Mittelrhein im Rahmen der Kooperation „Koblenz wird pink“ Betroffene, Angehörige und Interessierte über das umfassende Behandlungs- und Unterstützungsangebot des zertifizierten Brustzentrums. Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht
Generell gilt, dass sich bei der Erforschung von modernen, schonenderen Behandlungsmöglichkeiten insbesondere in den letzten Jahren viel getan hat und weiterhin tut. Ein Beispiel dafür ist etwa die neoadjuvante Chemotherapie, bei der zunächst getestet wird, auf welche Behandlung der Tumor wie reagiert, um anhand dieser Erkenntnisse den individuellen Fahrplan für die weitere Therapie zu gestalten. Dazu muss übrigens nicht immer eine Bestrahlung gehören, wie die Experten ausführten. Je nach Alter der Patientin, Größe und Art des Tumors werden bei der Entscheidung Nutzen und Nebenwirkungen dieser Behandlungsform sorgfältig abgewogen. Und wenn doch eine Bestrahlung als sinnvoll eingestuft wird, profitieren die Patientinnen inzwischen dank gezielter Dosierung und spezieller Verteilung der Bestrahlungseinheiten von einer deutlichen Reduzierung der unerwünschten Nebenwirkungen.
Die so genannte antihormonelle Therapie, der älteste spezifische Behandlungsansatz bei Brustkrebs, stellt nach wie vor eine äußerst effektive Option dar – mit hohem Nutzen für die Betroffenen bei meist guter Verträglichkeit. Welches Präparat für welche Dauer empfohlen wird, richtet sich individuell nach dem Alter der Patientin, der Verträglichkeit und dem Rezidiv-Risiko, also der Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs erneut auftritt, erklärte Brigitte Böwering, stellvertretende Leiterin des zertifizierten Brustzentrums Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen. Die damit oftmals verbundenen Nebenwirkungen entsprechen den üblichen Wechseljahressymptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder Stimmungsschwankungen, die übrigens auch bei Männern auftreten, die ebenso – wenn auch erheblich seltener als Frauen – an Brustkrebs erkranken können. Betroffenen rät die Leitende Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am St. Elisabeth, diese Probleme mit ihren behandelnden Ärzten zu besprechen. In der Regel steht eine Vielzahl von Mitteln und Wegen zur Verfügung, wie sich diese oder andere Beschwerden lindern lassen. Oft hilft es bereits, bei der Ernährung einige Dinge zu berücksichtigen oder regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen.
Auch wenn radikale operative Eingriffe bei der Behandlung von Brustkrebs inzwischen meist keine Rolle mehr spielen, kann es dennoch gute Gründe dafür geben: Wird etwa bei vermehrtem Auftreten von Brustkrebserkrankungen in der Familie eine spezielle genetische Veranlagung entdeckt, entscheiden sich Frauen mitunter dafür, sich eine oder beide Brüste abnehmen zu lassen. Dr. med. Anja Pelzl, Koordinatorin des zertifizierten Brustzentrums und Expertin für das Thema Brustkrebs und Vererbung, plädiert in dem Zusammenhang dafür, sich im Falle eines Falles gut beraten zu lassen und das eigene Risiko individuell abzuwägen. So bedeutet selbst ein positives Testergebnis nicht zwingend, dass man an Brustkrebs erkrankt – vor allem nicht bei älteren Frauen, bei denen sich viele Jahre lang bisher noch kein Tumor gebildet hat. Umgekehrt heißt aber auch ein negativer Test nicht, dass man keinen (auch genetisch bedingten) Brustkrebs bekommen kann, da noch längst nicht alle Gene bzw. Mutationen erforscht sind. Zudem gibt es immer auch ein Recht auf Nichtwissen, so dass jede Frau individuell für sich entscheiden darf, wie sie mit dem Thema umgehen möchte. Was Betroffene aber in jedem Fall kennen sollten, sind die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen das Körperbild nach einem solchen Eingriff wiederhergestellt werden kann. Die moderne plastische Chirurgie bietet dazu eine große Bandbreite, wie Can Yüksel, Oberarzt der Klinik für Plastische, Hand-, Ästhetische und Verbrennungschirurgie am Heilig Geist in Boppard, darlegte.
Weitere Infos rund um das Thema Brustkrebs und die Behandlungsmöglichkeiten am GK-Mittelrhein gibt es online unter Zertifiziertes Brustzentrum Kemperhof Koblenz & St. Elisabeth Mayen : Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (gk.de).
Über die Kooperation „Koblenz wird pink“:
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in Deutschland. Durchschnittlich ist davon jede Achte im Laufe ihres Lebens betroffen.
Um über Früherkennung, Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuklären, wurde bereits in den 80er-Jahren der Oktober als Brustkrebsmonat ins Leben gerufen.
Dieses Ziel hat auch die Gemeinschaftsinitiative „Koblenz wird pink“, zu der sich das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, die Herzkissen – gemeinsam gegen Krebs gUG, Pink Power Kowelenz – Paddeln gegen Brustkrebs, die Selbsthilfegruppen „Lotus Koblenz-Mittelrhein“ sowie „Angehörige bei Krebs, der Landesverband der Frauenselbsthilfe Krebs, die Stadt Koblenz mit der Gleichstellungsstelle, die Sonnenschein-Apotheke, das Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur sowie das Mammographie-Screening-Programm Mittelrhein zusammengeschlossen haben. Gemeinsam bieten sie jedes Jahr im Oktober vielfältige Informations- und Unterstützungsangebote für Betroffene und Interessierte in Koblenz und der näheren Umgebung an.