
„Kinderfreundliche Kommune“: Neuwied baut Ganztagsangebote an Grundschulen aus
(Foto:Melanie Lange ) - Wie können Kinder in Neuwied künftig noch besser gefördert und Familien stärker unterstützt werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion, zu der die Stadtverwaltung jüngst eingeladen hatte. Hintergrund ist der geplante Ausbau der Ganztagsangebote an den städtischen Grundschulen. Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt bundesweit ein Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Erstklässler. Die Stadt Neuwied arbeitet intensiv daran, den Weg dafür zu ebnen und Schritt für Schritt zusätzliche Plätze zu schaffen. Auch mit der Einrichtung von Familiengrundschulzentren, einer verlässlichen Schulsozialarbeit und zahlreichen Ferien- und Freizeitangeboten für Kinder sowie Kursen für Eltern und Familien investiert die Kinderfreundliche Kommune in die Zukunft.
„Ein verlässlicher Ganztag bietet mehr Zeit zum Lernen und Leben – und ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit“, betont Bürgermeister Peter Jung. Viele Familien wünschen sich flexible und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote. Aktuell verfügen vier der zwölf Neuwieder Grundschulen über ein solches Angebot, weitere Standorte sollen wohnortnah folgen. Dazu hat die Stadt eine Cluster-Struktur der Schulstandorte erarbeitet, die dafür sorgt, dass das Angebot zukünftig für alle gut erreichbar ist. Mit Informationsveranstaltungen und Dialogformaten möchte die Verwaltung transparent zeigen, wie der Ausbau gestaltet wird und welche Möglichkeiten bestehen. Grundlage für die sinnvolle Umsetzung sind Schulentwicklungsplanung, Elternbefragungen und Gebäudebewertungen.

Foto:Melanie Lange - Teilnehmer der Podiumsdiskussion, von links: Bernhard Fuchs (Jugendamtsleiter), Tobias Klag (Bildungsministerium), Christian Schmidt (Elternvertreter), Sebastian Krings (Schulleiter Margaretenschule), Sandra Thannhäuser (Leiterin Amt für Schule und Sport), Manuel Mouget (Schulleiter Marienschule) und Bürgermeister Peter Jung.
Ein zweiter Baustein auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit sind die entstehenden Familiengrundschulzentren an drei Standorten in der Innenstadt und Heddesdorf. Der Auftakt fand im November mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen Oberbürgermeister Jan Einig, Bildungsminister Sven Teuber und den beteiligten Schulen statt. Die Zentren befinden sich im Aufbau. Sie sollen künftig Beratung, Lern- und Freizeitangebote sowie Unterstützungsformate für Eltern bündeln – mit dem Ziel, Familien zu stärken und Barrieren abzubauen. „Es ist unser Anliegen, gemeinsam mit den Eltern zu handeln und sie zu befähigen, ihre Kinder bestmöglich zu begleiten“, erklärt Jung.
Auch der Bereich Kita bleibt ein zentrales Handlungsfeld. Zwar konnten zuletzt mehr Kinder betreut werden – im April 2025 waren es 2.842 und damit 144 mehr als im Vorjahr –, dennoch fehlen weiterhin rund 355 Plätze stadtweit. Der Fokus des Landes auf einen Platz ein Jahr vor der Einschulung, steigende Bedarfe und bauliche Herausforderungen stellen die Stadt vor große Aufgaben. Der Bedarfsplan nennt zahlreiche Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen bis 2028, um langfristig zukunftsfähige Kitas zu sichern.
Vor diesem Hintergrund macht Bürgermeister Peter Jung deutlich, dass die kommunale Ebene bei der Umsetzung vor großen strukturellen Herausforderungen steht: „Wir stehen zu den Zielen von mehr Chancengerechtigkeit – aber wir müssen offen ansprechen, was die Umsetzung vor Ort erschwert. Viele Vorgaben werden auf Landes- und Bundesebene beschlossen, ohne die Kommunen frühzeitig einzubeziehen. Das führt zu Zeitplänen und Anforderungen, die in der Praxis kaum realistisch sind. Gleichzeitig reichen die bereitgestellten Mittel nicht aus, um Personal, Räume und Angebote langfristig zu sichern“, so Jung.
Hinzu komme: Die bestehenden Systeme greifen noch nicht so ineinander, wie Familien es brauchen. Insbesondere das System von Schule und Jugendhilfe war in der Vergangenheit nicht ausreichend verzahnt. „Genau daran arbeiten wir inzwischen sehr intensiv – durch die Etablierung der Familiengrundschulzentren, die Stärkung der Schul- und Kita-Sozialarbeit und den Ausbau stabiler Übergänge von der Kita über die Grund- und weiterführende Schule bis hin zu Ausbildung und Beruf. Unser Ziel ist ein durchgängiges Unterstützungssystem in Form von Präventionsketten, das Kinder und Eltern kontinuierlich begleitet und an keiner Stelle abreißt. Wenn wir Chancengerechtigkeit nachhaltig verbessern wollen, brauchen wir realistische Rahmenbedingungen, verlässliche Finanzierung und eine stärkere Einbindung der kommunalen Ebene. Nur dann kann das, was politisch gewollt ist, vor Ort auch tatsächlich gelingen“, betont der Bürgermeister.
Ergänzend tragen weitere Angebote dazu bei, mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit in der Deichstadt zu erreichen. Eine gut ausgebaute Kita- und Schulsozialarbeit begleitet Kinder und Eltern in herausfordernden Lebenssituationen und stärkt wichtige Übergänge – etwa zwischen Grundschule und weiterführender Schule. Ferienprogramme und Spieletreffs des Kinder- und Jugendbüros entlasten Familien, schaffen sichere Orte der Begegnung und ermöglichen jungen Menschen sinnvolle Freizeitgestaltung. Vom Startchancenprogramm profitieren mit der Marienschule, der Geschwister-Scholl-Schule und der Friedrich-Ebert-Schule bereits drei Neuwieder Standorte von zusätzlichen Angeboten und Ressourcen. All diese Maßnahmen zahlen darauf ein, Mädchen und Jungen unabhängig von ihrer Herkunft und Lebenssituation bessere Bildungswege zu eröffnen und Eltern auf diesem Weg zu unterstützen.


