Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich / historische Entwicklung seit 1930
(Bildquelle: HwK Koblenz (Dausner-Verlag Boppard)) KAMMERBEZIRK/KOBLENZ. Vor 125 Jahren nahm die Handwerkskammer (HwK) Koblenz den Betrieb auf, zu Beginn des Jubiläumsjahrs 2025 zählt sie 21.939 Betriebe. Damit setzt sich ein Trend fort, der über zwei Jahrzehnte anhält. Zu Jahresbeginn 2024 waren es 21.747, ein Jahr zuvor 21.306 Handwerksunternehmen. Vor 20 Jahren registrierte die Handwerksrolle der HwK 18.180 Mitgliedsbetriebe.
Rückblick: Zahl der Unternehmen steht für historische Umbrüche und wirtschaftspolitische Veränderungen
Eine verlässliche Zahl der Handwerksbetriebe im HwK-Gründungsjahr 1900 gibt es nicht, da ein Register erst zu Jahresbeginn 1930 eingeführt wurde. Bis dahin hatten sich 19.000 Betriebe bei der HwK angemeldet, über die systematische Erfassung stieg diese Zahl 1930 auf 21.000. Die Betriebsstrukturen sahen allerdings ganz anders aus als heute und wiesen neben dem Betriebsinhaber wenig bis gar keine Mitarbeiter aus. In Folge der Weltwirtschaftskrise 1929 suchten bis dahin angestellte Mitarbeiter in eigenständiger Arbeit ihr Glück, was sich auch in der Statistik der Betriebszahlen niederschlug.
In Folge beider Weltkriege gingen aufgrund von Einberufungen von Handwerkern und kriegsbedingten Zerstörungen von Werkstätten auch die Betriebszahlen deutlich zurück. Viele Betriebe schlossen ganz oder wurden als „ruhend“ gemeldet. So gab es 1936 21.314 Betriebe, zu Beginn des letzten Kriegsjahres 1945 waren es nur noch 15.000.
Nach Kriegsende und mit dem Wiederaufbau stieg die Zahl der Betriebe beachtlich, auch weil es neben einer starken Nachfrage handwerklicher Leistungen über eine Neuordnung von Gebieten Zuwächse gab. Betriebe des Ober- und Unterwesterwaldes, der Region Unterlahn sowie St. Goarshausen wechselten von der Handwerkskammer Wiesbaden nach Koblenz. Ein unmittelbares Plus von 5.000 Handwerksbetrieben auf nun 23.486 war die Folge.
Einen markanten Strukturwandel erlebte das Handwerk in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren. Der Aufschwung trieb auch die Konjunktur im Handwerk an. Die Betriebszahlen stiegen auf über 25.000 und das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz konnte seine Umsätze deutlicher steigern als Industrie und Handel. Doch parallel zu diesen Erfolgsmeldungen durchlief das Handwerk einen Strukturwandel, der im Ergebnis weniger Betriebe und mehr Mitarbeiter zur Folge haben sollte. Verantwortlich dafür war eine Verschiebung durch technische Entwicklungen und des Wettbewerbs im Markt aufgrund von Massenwaren der Industrie.
Mit einer Verdreifachung des Umsatzes im HwK-Handwerk zwischen 1962 und 1974 durchlief das Handwerk diese Phase, stark geprägt von einer wirtschaftlichen Abkühlung 1966/67 und der Ölkrise 1973. Die Betriebszahlen sanken innerhalb von 13 Jahren auf 14.879 (1975) – und damit um sagenhafte 40 Prozent.
Diese Mitgliedszahl blieb bis zur Wiedervereinigung 1990 (15.000) relativ stabil, stieg in den Folgejahren leicht und kontinuierlich – und damit gesund – an. 2020 wurde die Marke von 20.000 nach oben durchbrochen, seitdem liegen die Zahlen darüber.
(Bildquelle: HwK Koblenz (Dausner-Verlag Boppard)) Die „Nic. Kuns – Klempnerei“ wurde 1889 gegründet und ist in der Handwerksrolle der HwK Koblenz als eine der ältesten Eintragungen mit der Nummer 8347 abgelegt. Das Unternehmen in der Bopparder Oberstraße 92 bestand bis 1969 in zwei Generationen. Das Werk von Vater Nicolaus setzte ab 1939 Sohn Ludwig Kuns fort, der ehrenamtlich auch als Obermeister aktiv war. Dessen Schwester Margarete Kuns – im Bild als junges Mädchen im Vordergrund – betrieb nach der Schließung der Klempnerei 1969 am gleichen Standort mit Schwester Maria ein Porzellangeschäft. Heute befindet sich in der Oberstraße 92 ein Eiscafé. Die Besitzerin des Hauses, Elisabeth Fußhöller, ist die Nichte des letzten Handwerksmeisters Ludwig Kuns und berichtet über das Foto: „Das war die Werkstatt auf dem Hof, die später abgerissen wurde. Direkt darunter befindet sich ein römischer Weinkeller, der unmittelbar neben der Römermauer aus dem 4. Jahrhundert liegt und noch heute begehbar ist. So hatten die Kuns ihren Handwerksbetrieb vor fast 136 Jahren dort errichtet, wo bereits 15 Jahrhunderte vorher die Römer ihre baulichen Spuren hinterlassen haben.“