Fachübergreifendes Forum für öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige im Handwerk
KOBLENZ. Jede Menge Sachverstand traf sich vor Kurzem im Zentrum für Ernährung und Gesundheit der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, denn die hatte zum Sachverständigentag eingeladen. Sachverständige, die öffentlich bestellt und vereidigt sind, gewährleisten eine objektive und sachkundige Bewertung von handwerklichen Arbeiten, Produkten und Dienstleistungen sowie dazugehörigen Preisen. Ihre Veranstaltung präsentierte sich als fachübergreifendes Forum, bei dem sich Sachverständige im Handwerk weiterbildeten, Erfahrungen austauschten und Kontakte pflegten. Im Mittelpunkt standen spannende Vorträge zu den Themen Nachwuchsgewinnung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

HwK-Präsident Kurt Krautscheid (2. von rechts) vereidigte die drei neuen Sachverständigen Marco Börschinger (links) und René Perpeet (rechts) für das Maler- und Lackierer-Handwerk sowie Mathias Hermann (2. von links) für das Tischler-Handwerk. / Quelle: HwK Koblenz / Dagmar Schweickert

Wie wichtig und wertvoll ihre Arbeit ist, betonte HwK-Präsident Kurt Krautscheid in seiner Begrüßung: „Die Sachverständigen sind nach wie vor das wichtigste Beweismittel vor Gericht. Durchschnittlich benötigt etwa jeder zweite Zivilprozess die Expertise eines Sachverständigen. Sie als hochqualifizierte Sachverständige im Handwerk tragen eine erhebliche Verantwortung.“ Er wies darauf hin, welchen Nutzen das Amt auch für die Sachverständigen selbst hat: „Die öffentliche Bestellung zum Sachverständigen im Handwerk bietet Handwerksmeistern die Chance, ihre Fähigkeiten zu erweitern und ihr Wissen über handwerkliche Themen hinaus einzubringen. Ihre Gutachten helfen, Streitigkeiten zu vermeiden und in gerichtlichen Verfahren gerechte Entscheidungen zu treffen.“ Krautscheid dankte den Sachverständigen und hoffte mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung, dass sich auch in Zukunft immer fachlich und persönlich geeignete Handwerker finden, die bereit sind, dieses wichtige Amt auszufüllen. Umso erfreulicher war daher die erste Amtshandlung vor dem Einstieg in den Weiterbildungsteil der Veranstaltung: Kurt Krautscheid vereidigte die drei neuen Sachverständigen Marco Börschinger und René Perpeet für das Maler- und Lackierer-Handwerk sowie Mathias Hermann für das Tischler-Handwerk.und gab ihnen mit auf den Weg: „Das Amt des Sachverständigen ist auch eine Vertrauensstellung. Es ist ein Vertrauen in ihre Objektivität, Neutralität und Fachkunde.“

Die Veranstaltung im Zentrum für Ernährung und Gesundheit präsentierte sich als fachübergreifendes Forum, bei dem sich Sachverständige im Handwerk weiterbilden konnten, Erfahrungen austauschten und Kontakte pflegten. / Quelle: HwK Koblenz / Dagmar Schweickert

Während die drei frisch Vereidigten am Anfang ihrer Zeit als Sachverständiger stehen, dankte der HwK-Präsident anschließend dem altgedienten Sachverständigen der HwK Koblenz Gerd Schimmelfennig aus Bad Marienberg. Er ist seit 40 Jahren als Sachverständiger aktiv und hat vor Kurzem sein 750. Gerichtsgutachten erstellt. Für die HwK Koblenz ist Schimmelfennig auch mit 80 Jahren noch als Dozent für angehende und neue Sachverständige aktiv. Kurt Krautscheid unterstrich: „Sie haben eine kontinuierliche Hingabe und Expertise in die Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger eingebracht. Ihre Erfahrung und Ihr Wissen haben unzähligen Menschen, die vor Gericht auf Klarheit und Gerechtigkeit angewiesen waren, geholfen.“
Die rund 60 Sachverständigten tauschten sich anschließend über Aktuelles aus dem Sachverständigenwesen aus, erfuhren Neues über das Mentorenprogramm des Bundesverbands der Sachverständigen BVS und Wissenswertes aus dem Bereich der Digitalisierung, des Datenschutzes und „Wie generative KI die Arbeitswelt verändert“ – ein Fachvortrag über Sprache im digitalen Zeitalter. Gern nutzten die Teilnehmer auch die Gelegenheit, sich persönlich untereinander und mit den Experten auszutauschen über ihre vielfältige und wertvolle Arbeit.

HwK-Präsident Kurt Krautscheid (links) dankte dem altgedienten Sachverständigen der HwK Koblenz, Gerd Schimmelfennig aus Bad Marienberg. Er ist seit 40 Jahren als Sachverständiger aktiv und hat vor Kurzem sein 750. Gerichtsgutachten erstellt. / Quelle: HwK Koblenz / Dagmar Schweickert



Öffentlich bestellte Sachverständige verpflichten sich in einem Eid, ihre Aufgaben unabhängig, gewissenhaft und unparteiisch zu erfüllen und die Vertraulichkeit zu wahren. Dadurch werden sie bevorzugt in gerichtlichen Verfahren eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehören neben Gerichtgutachten auch Privatgutachten, Beweissicherungen und Schiedsgutachten. Um öffentlich bestellter Sachverständiger zu werden, durchlaufen Bewerber ein verwaltungsrechtliches Verfahren: Sie müssen besondere Fachkenntnisse, praktische Erfahrung und persönliche Eignung nachweisen. Das wird bei der Erstbestellung und nach fünf Jahren bei der Wiederbestellung überprüft. Nach der öffentlichen Bestellung können sie dann Gerichten, Privatpersonen, Versicherungen und Anwälten helfen.
Informationen zum Sachverständigenwesen gibt es bei der HwK Koblenz unter recht@hwk-koblenz.de, Telefon 0261 / 398-200 und www.hwk-koblenz.de/artikel/sachverstaendigenwesen-52,0,266.html