Kinderklinik im Kemperhof erhält Simulationspuppe zur Aufklärung und Prävention
KOBLENZ. (Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht) Sie sieht aus und fühlt sich an, wie ein echtes Baby – bis auf das durchsichtige Köpfchen, das den Blick ins Gehirn freigibt: die sogenannte Schüttelpuppe. Auf Knopfdruck beginnt sie zu schreien und macht deutlich, was passiert, wenn man sie dann zur Beruhigung schüttelt: Die Hirnareale, die dadurch bei einem Säugling oder Kleinkind massiv geschädigt würden, leuchten rot auf. Sie sind unter anderem verantwortlich für das Sprechen, Hören, Sehen oder Atmen.
Eine solche Simulationspuppe wurde nun auch im Rahmen einer bundesweiten Kampagne der Berliner Charité vom Löhr Center Koblenz an die Kinderklinik im Kemperhof übergeben. Sie soll künftig dazu genutzt werden, um Eltern und andere Personen, die mit Babys und Kleinkindern zu tun haben, über die Gefahren eines Schütteltraumas aufzuklären. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Spende dazu einen Beitrag leisten können“, sagt Centermanagerin Cornelia Ludlei. „Vielen ist tatsächlich nicht bewusst, dass Schütteln zu massiven, dauerhaften Behinderungen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod des Kindes führen kann“, bestätigt Kathrin Wittig, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Kemperhof. Allein von den rund 200 Babys, die jedes Jahr in Deutschland mit solchen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden, sterben zwischen 10 bis 30 Prozent. Die Dunkelziffer der Kinder, die ein Schütteltrauma erleiden, dürfte sogar noch wesentlich höher sein.
Auftakt für ein wichtiges Aufklärungsprojekt: Cornelia Ludlei, Managerin des Löhr Centers in Koblenz (links), überreicht eine spezielle Simulationspuppe, mit der Schädigungen im Gehirn durch Schütteln deutlich gemacht werden können, an Oberärztin Kathrin Wittig von der Kinderklinik im Kemperhof. Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht
„Das Schütteln gehört damit zu den häufigsten Misshandlungen im Säuglingsalter – meist ausgelöst durch anhaltendes Schreien“, sagt Wittig. Auch wenn dies für Eltern schwer auszuhalten ist, sollten sie niemals ihr Kind schütteln. Da das Baby den Kopf noch nicht selbstständig halten kann, wird dabei das Gehirn buchstäblich durchgerüttelt, wodurch die Blutgefäße platzen und sich Hämatome bilden, deren Druck Teile des Gehirns dauerhaft schädigen kann. Wenn sich das Baby gar nicht beruhigen lässt, rät die Expertin gestressten Eltern daher dazu, es an einen sicheren Ort wie in das Gitterbett oder auf den Boden zu legen, kurz den Raum zum Durchatmen zu verlassen und sich bei Bedarf Unterstützung zu holen.