Mitte November werden acht Chöre im Berliner "Humboldt Forum" unter dem Motto "Vielstimmig 2024" Lieder von "Hanns Eisler bis Udo Lindenberg" singen. Der "Sonderzug nach Pankow" wird allerdings in zensierter Version präsentiert. Das Wort "Oberindianer" wird nämlich aus dem Text entfernt. "Auch wenn das Wort in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt", heißt es in der Begründung.
Das Sympathische an diesem Song ist doch die schnoddrige Respektlosigkeit Lindenbergs gegen dem damaligen DDR-Staatsratsvorsitzendenden. In der damals vorgenommenen verkniffenen rechtlichen Einschätzung der Stasi hieß es, dass die Bezeichnung Honeckers als „Oberindianer“ und „sturer Schrat“ eine Straftat der Beleidigung im Sinne des § 139 Absatz 3 StGB darstelle, wenn der Liedtext in der Öffentlichkeit verbreitet werde. Nun ist „Oberindianer“ eine Lindenberg-typische saloppe Bezeichnung, vergleichbar mit „Obermacker“, „hohes Tier“ oder dem schweizerischen „Oberjuhee“ bzw. berlinerischen „Chef von't Janze“. Auch der Begriff „Schrat“ ist eine rotzfreche Lindenberg-typische Provokation; denn umgangssprachlich ist das die Bezeichnung für einen ungepflegten, äußerlich verwildert wirkenden Menschen. Wer sich an ihn erinnert: Ungepflegt und äußerlich verwildert wirkte Honecker keinesfalls. Insofern finde ich die Zensurentscheidung völlig überzogen.
Es gibt zudem auch Organisationen indigener Bevölkerungsgruppen, die das Wort "Indian" im Namen führen wie das "American Indian Movement", das sich für die Rechte Indigener einsetzt, oder auch den "American Indian Youth Council" und den "National Congress of American Indians".