Prof. Dr. Finja Grospietsch hat an der Universität Koblenz zum 1. Oktober 2024 die Professur für Didaktik der Biologie übernommen.
Grospietsch befasst sich mit dem Lehren und Lernen von Biologie und untersucht sowohl Lernstrategien von Schüler*innen als auch konkrete Methoden, Medien und Lernhilfen, die Lehrkräfte ihnen im Biologieunterricht an die Hand geben können. Aktuell beschäftigt sie sich zum Beispiel vermehrt mit Apps für die digitale Artbestimmung, mit biologischen Rätseln und interaktiven Lernstiften. Auch die Wirksamkeit ihrer Lernangebote für angehende und praktizierende Biologielehrkräfte, also universitäre Lehrveranstaltungen und Fortbildungen, steht in ihrem Forschungsfokus.
Seit dem 1. Oktober 2024 an der Universität Koblenz tätig: Biologiedidaktikerin Prof. Dr. Finja Grospietsch. Foto: Mona Krüger - the lightart
Grospietsch widmet sich derzeit vor allem der Verlagerung laufender Förderanträge und Forschungsprojekte an die Universität Koblenz. „Bereits beantragte Promotionsstellen sollen keine isolierten Forschungsinseln bleiben, sondern durch die interdisziplinären Kooperationen an der Universität Koblenz weiter an Stärke gewinnen“, betont die Biologiedidaktikerin. Mit ihrer Arbeitsgruppe möchte sie vor allem drei Arbeitsschwerpunkten nachgehen:
1. Diagnose- und Förderkonzepte für eine verbesserte Gestaltung der Übergänge von der Kindertagesstätte zur Grundschule und dann zur weiterführenden Schule mit Fokus auf die Themen Gesundheitsbildung und Umweltbildung
2. Kohärenz zwischen Fach, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften sowie Lernen durch Engagement in der Lehrkräftebildung Biologie mit Schwerpunkt auf innovative Theorie-Praxis-Verzahnung in Studium und Fortbildung
3. Transfer von Mind, Brain, and Education Science (Neurodidaktik versus Neuromythen) in die Bildungspraxis und schulbezogene Transferforschung zum Einsatz digitaler Medien im Sach- und Biologieunterricht
In der Lehre setzt Grospietsch mit neu zu konzipierenden Lehrveranstaltungen auf ein Wechselspiel aus biologiedidaktischer Breite und praxisnaher Tiefe, intensive Betreuung der Studierenden sowie die evidenzbasierte Gestaltung und empirische Beforschung (weiter-)entwickelter Lehrveranstaltungen.
Da sie sich in ihrer Dissertation intensiv mit Vorstellungen von Biologielehramtsstudierenden zum Thema „Gehirn und Lernen“ befasst hat und die zugehörigen Forschungsergebnisse ein eher transmissives statt konstruktivistisches Bild vom Lernen sowie eine hohe Zustimmung zu Fehlvorstellungen zum Thema „Gehirn und Lernen“, sogenannte Neuromythen, zeigen, ist es ihr wichtig, Lehramtsstudierende nicht nur mit Frontalunterricht, wie zum Beispiel mit Vorlesungen und Seminaren mit Vorträgen oder Referaten, zu konfrontieren.
Grospietsch fokussiert deshalb auf kognitiv aktivierende Begleitmaterialien und konstruktivistisch orientierte Lehr-Lern-Konzepte wie Lernen mittels Konzeptwechsel, problembasiertes Lernen, erfahrungsbasiertes Lernen, forschendes Lernen und Lernen durch Engagement. Veranstaltungsübergreifend legt sie großen Wert auf die zeitgemäße Einbindung digitaler Medien, die Förderung von nachhaltigem Lernen und das Rekurrieren auf aktuelle Forschungsbefunde aus der Didaktik der Biologie.
Auch das Thema Wissenschafts-Praxis-Transfer liegt ihr sehr am Herzen. Sie möchte sich in Koblenz besonders dafür engagieren, dass die an der Universität generierten Forschungserkenntnisse ihren Weg in das Lehramtsstudium, die Schulen der Region, die wissenschaftliche Community und die Gesellschaft finden.
Zur Person
Nach ihrem Studium für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Biologie und Deutsch an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promovierte Prof. Dr. Finja Grospietsch zum Thema „Berücksichtigung von Studierendenvorstellungen zum Thema Gehirn und Lernen in der Lehrkräfteausbildung“ im Fachgebiet Didaktik der Biologie an der Universität Kassel, wo sie anschließend als Postdoc und Lehrkraft für besondere Aufgaben tätig war. Darauf folgte eine Postdoc-Zeit an der Exzellenzuniversität Hamburg, bevor sie zuletzt am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel an einer Schnittstelle zwischen Didaktik der Biologie und fachbezogenem Erkenntnistransfer tätig war. Über die unterschiedlichen Standorte hinweg leitete Grospietsch bereits zahlreiche disziplinäre wie auch interdisziplinäre Forschungsprojekte und bringt innovative Netzwerke, zum Beispiel Kolleg Didaktik:digital, mit nach Koblenz.
In ihrer Freizeit zieht es Grospietsch oft zu Badeausflügen an die heimatliche Ostsee und mit ihrem Hund auf den Agility-Platz. In Koblenz ist ein eigener Garten angedacht, wo die Forscherin ihre Biologie(didaktik)kenntnisse in Ernteerfolge überführen will.