Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind für über ein Drittel aller Todesfälle verantwortlich und die Sterblichkeit an diesen Erkrankungen ist höher als an Krebs. So zählt das Statistische Bundesamt unter den zehn häufigsten Todesursachen in Deutschland allein fünf Herzerkrankungen. Eine koronare Herzkrankheit bezeichnet eine Verengung der Herzkranzgefäße, die der Durchblutung des Herzmuskels dienen. Eine Durchblutungsstörung des Herzens ist die Folge. Gefäßveränderungen führen dazu, dass sich Blutgefäße verschließen. Passiert das am Herzen, erleiden die Betreffenden einen Herzinfarkt. Ein Gefäßverschluss im Gehirn führt zu einem Schlaganfall. Diese Erkrankungen stehen mit Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit (Diabetes) in enger Verbindung und entwickeln sich im Laufe von Jahren, auch beeinflusst durch einen ungesunden Lebensstil.
Bürgermeisterin Ulrike Mohrs spricht bei der Auftaktveranstaltung „Koblenz auf Ziel 55“ und geht auf die Wichtigkeit für Koblenz ein. Foto: DGFF / Johanna Peter
Im Bereich der Fettstoffwechselstörungen kommt dem LDL-Cholesterin eine entscheidende Rolle zu. Erhöhte LDL-Cholesterinwerte sind bekanntermaßen ein höchst relevanter Risikofaktor für atherosklerotische Gefäßveränderungen mit den Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die aktuellen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) aus dem Jahr 2019 empfehlen für Hochrisikopatienten eine LDL-Senkung von >50% des Ausgangswertes und einen LDL-Zielwert von <55mg/dl.
Um die Zielwerterreichung ist es jedoch in Deutschland sehr schlecht bestellt: Weniger als 20% der Risikopatienten erreichen den aktuellen Zielwert. Deshalb startete die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. eine bundesweite Kampagne „Auf Ziel“. Der Kick-Off mit „Jena auf Ziel“ erfolgte im Dezember 2020 in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Jena.
Mittlerweile haben Ärztinnen und Ärzte in vielen Städten in der Bundesrepublik sich dieser Problematik angenommen und die Kampagne „Auf Ziel“ unter Federführung der DGFF auf den Weg gebracht. So auch die Stadt Koblenz, die als 43. Region jetzt den Startschuss gegeben hat.
Ziel der Kampagne ist, dass in allen Städten und Gemeinden und damit letztendlich in allen Bundesländern interdisziplinäre Netzwerke bestehend aus Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen aus Klinik und ambulantem Bereich, Repräsentantinnen und Repräsentanten von Institutionen im Gesundheitssektor sowie Patientenorganisationen ins Leben gerufen werden sollen. Durch Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Kooperation soll es gelingen, die Behandlung von Patienten mit Fettstoffwechselstörungen bei kardiovaskulären Risikopatienten bundesweit zu optimieren.
So haben sich Ärztinnen und Ärzte in Koblenz auf den Weg gemacht, um unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Dietmar Burkhardt, Chefarzt der Abteilung Innere-Medizin / Kardiologie am Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein – Ev.Stift dieses Netzwerk für die Bevölkerung der Region ins Leben zu rufen.
Im Rahmen einer gut besuchten wissenschaftlichen Veranstaltung trafen sich über 70 ärztliche Kolleginnen und Kollegen aus verschiedensten Fachdisziplinen im Diehls Hotel in Koblenz-Ehrenbreitstein zu einer wissenschaftlichen Tagung. Nach einem Grußwort der Bürgermeisterin der Stadt Koblenz, Frau Ulrike Mohrs, wurden in mehreren Impulsvorträgen aus haus- und fachärztlicher Sicht die diversen Aspekte der Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen beleuchtet und rege diskutiert. Weitere Veranstaltungen sowohl für ärztliche Kolleginnen und Kollegen als auch für betroffene Patientinnen und Patienten werden folgen und sollen dazu beitragen, dass im Rahmen der Kampagne „Koblenz auf Ziel 55“ möglichst alle Hochrisikopersonen diesen Grenzwert erreichen. Unterstützend wird hier ein Patientenpass zur Anwendung kommen, der den betroffenen Patienten ausgehändigt wird und in dem alle relevanten zu bestimmenden Laborwerte eingetragen und entsprechend überprüft werden können.
Burkhardt zeigt sich nach der Veranstaltung sehr zufrieden ob des großen Zuspruchs von seiten der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen aus der Region: „Wir werden hiermit einen wesentlichen Beitrag zur Prävention leisten. Nur im gemeinsam getragenen Teamnetzwerk von Ärztinnen und Ärzten aus verschiedensten Fachdisziplinen werden wir das Ziel der optimalen Behandlung von Fettstoffwechselstörungen erreichen und damit effizient zur Verhinderung von Herz-Kreislauferkrankungen beitragen. Nach der heutigen Veranstaltung zeigt er sich zuversichtlich, dass dies in Zukunft für die Koblenzer Bevölkerung gelingen wird.“
Sein Dank galt dem Engagement aller Referentinnen und Referenten sowie der Bürgermeisterin der Stadt Koblenz für die Unterstützung dieses Projekts.