Freude über Förderung in Neuwied getrübt – Kinder erhalten über „Zukunftspaket 2“ weniger Fördermittel als 2023
Mit Zuschüssen ist es immer so eine Sache. Wenn Land, Bund oder EU (viel) Geld zur Verfügung stellen, ist das schön. Verbunden sind damit aber immer auch Auflagen. Umfangreiche Anträge müssen bearbeitet werden. Und dann ist die Unterstützung meist nur als Anschub konzipiert - also endlich. Langfristige Verlässlichkeit bieten Zuschüsse selten.
Unter dem Strich: Förderprogramme sind oft zur Finanzierung unumgänglich, müssen aber nicht immer die beste Lösung sein.
So ist es auch bei der Fortführung des in Neuwied erfolgreich umgesetzten Bundesförderprogramms „Bewegung, Gesundheit und Kultur“, dem sog. Zukunftspaket. Im Jahr 2023 hat die Stadt Neuwied mehr als 100.000 Euro für mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe benachteiligter Kinder und Jugendlicher in der Innenstadt erhalten. Mit diesem Geld stellten die Kinder und Jugendlichen aus der Innenstadt mit den kompetenten und verlässlichen Kooperationspartnern aus Schule, Kitas, Vereinen und Institutionen insgesamt 86 Angebote mit fast 11.000 Teilnehmern auf die Beine. „Alle Angebote wurden von den Jugendlichen positiv bewertet und gerade die Ausflüge waren für viele Kinder etwas ganz Besonderes“, freuen sich Jürgen Gügel und Stephan Amstad vom städtischen Kinder- und Jugendbüro, schränken aber im gleichen Atemzug ein, dass der bürokratische Aufwand dahinter bereits im vergangenen Jahr „extrem hoch“ war.
Genau das sprach Bürgermeister Peter Jung im Dezember auf Einladung des Bundesfamilienministeriums auch auf der Armutskonferenz in Berlin an. „Offensichtlich ohne Erfolg“, seufzt er ein halbes Jahr später. „Aus dem erst im Februar vorgestellten neuen Förderprogramm für 2024 hat der Zukunftsausschuss für Neuwied lediglich 30.000 Euro erhalten. Laut dem Förderbescheid, der erst im Ende Mai beim Kinder- und Jugendbüro eingegangen ist, müssen die Mittel bis Ende 2024 verausgabt sein“. Eine Mittelübertragung ins Folgejahr hat der Fördergeber bisher ausgeschlossen. Das ist für die Kinder und Jugendlichen, die bereits seit Ende vergangenen Jahres wieder viel Zeit und Arbeit in ihre Ideen investiert haben, frustrierend.
Die Mitarbeitenden im Kinder- und Jugendbüro, aber insbesondere auch die Ehrenamtlichen, die sich gerne auch in diesem Jahr an die Seite des Zukunftsausschusses stellen, sehen dies ähnlich: Gelingende Partizipation funktioniert nur mit einer längeren und abgesicherten Planbarkeit. Und genau deshalb hat sich die „Kinderfreundliche Kommune“ Neuwied bereits vor dem Auslaufen des ersten „Zukunftspaketes“ entschieden, eigene Wege zu gehen bei der Unterstützung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen.
„Wir wollen dauerhaft niedrigschwellige Angebote für Teilhabe und Chancengerechtigkeit für junge Menschen nicht nur in der Innenstadt, sondern auch im Raiffeisenring, in Heddesdorf und den Stadtteilen anbieten. Deshalb haben wir als kurzfristige Maßnahme für 2024 unseren Haushaltsansatz von 15.000 einmalig auf 30.000 Euro erhöht“, führt Bürgermeister Peter Jung aus und freut sich, dass der Jugendhilfeausschuss diesem Vorschlag zugestimmt hat.
Doch ohne die Unterstützung von Förderern und Gönnern wird es perspektivisch schwierig. Mit dem vom Jugendhilfeausschuss genehmigten eigenen Förderpaket in Höhe von 30.000 Euro kann das Programm zunächst einmal für 2024 grundsätzlich fortgesetzt werden. Mit potentiellen Unterstützern und Förderern wollen wir nach interner Planung nachhaltige Projekte und Angebote für das Jahr 2025 konzipieren. Erste Gespräche hierzu hat es bereits gegeben.
Gerne können sich weitere Unterstützer und Förderer an das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Neuwied (kijub@neuwied.de) wenden.
Um eine langfristige, nachhaltige und niedrigschwellige Grundlage für mehr Teilhabe und Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen in der Stadt Neuwied zu haben, hat die Stadtverwaltung bereits mit der Erarbeitung eines Konzeptes für „Teilhabe und Chanen für alle“ begonnen. In diesen Prozess werden weitere wichtige Kooperationspartner, Institutionen und andere Behörden eingebunden. Das Konzept ist eine der wichtigsten Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung des Aktionsplans der „Kinderfreundlichen Kommune“. „Hinsichtlich Teilhabe und Chancengerechtigkeit ist die derzeitige Diskussion über die Kindergrundsicherung grundsätzlich wichtig. Nur mehr Geld an die betroffenen Familien auszahlen, löst das Problem aber nicht. Idealerweise sollten die hierfür vorgesehen finanziellen Mittel unmittelbar an die Kommunen vor Ort gezahlt werden. Die Beteiligten vor Ort wissen genau, wie eine niedrigschwellige und unbürokratische Förderung für die Kinder und Jugendlichen erfolgen muss. Nur gute und miteinander vernetzte Bildungs- und Teilhabeangebote tragen dauerhaft zu mehr Chancengerechtigkeit bei“, resümiert Bürgermeister Peter Jung.