Patienten profitieren von etablierter Linksschenkel-Stimulation
KOBLENZ. Unser Herz schlägt mehr als 100.000 Mal am Tag und rund 42 Millionen Mal im Jahr. Kommt es aus dem Takt, kann die moderne Medizin helfen. Im Ev. Stift St. Martin widmet sich die Klinik für Innere Medizin – Kardiologie hauptsächlich der Diagnostik und Therapie von koronarer Herzkrankheit, Herzklappenfehlern, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen. Ein Schwerpunkt ist dabei die invasive und nicht invasive Rhythmologie zur Diagnostik und Therapie von gut- und bösartigen Herzrhythmusstörungen.
Michael Hess hat im Ev. Stift neue Lebensqualität gewonnen. Sein Herz pumpt dank des neuen Schrittmachersystems wieder im Rhythmus. Mit ihm freuen sich Dr. med. Bernd Jergas (Mitte) und Dr. med. Dietmar Burkhardt. Mit der innovativen Behandlungsmethode kann vielen Herz-Patienten erfolgreich geholfen werden. Foto: GK-Mittelrhein/Petra Dertinger
Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich stetig weiter und die behandelnden Ärzte sind neuen Innovationen gegenüber sehr aufgeschlossen. So auch im Bereich der Herzschrittmachertherapie. „Wir haben ein Herzkatheterlabor der neuesten Generation und jährlich steigt die Zahl der rhythmologischen Eingriffe“, sagt der Chefarzt Dr. med. Dietmar Burkhardt. „Es freut mich besonders, dass wir mit unserem Leitenden Oberarzt Dr. Jergas einen sehr engagierten und erfahrenen Implantologen haben, der sich auf die Anwendung neuester Technologien im Bereich der Schrittmachertherapie spezialisiert hat.“
Konkret geht es um die sogenannte Linksschenkel-Stimulation. „Grundsätzlich wird für einen gewöhnlichen Herzschrittmacher eine Schrittmachersonde, gegebenenfalls auch zwei, in örtlicher Betäubung über einen etwa vier Zentimeter großen Hautschnitt durch die große Schlüsselbeinvene eingeführt. Unter Röntgensicht wird sie in die großen Körpervenen zum Herzen vorgeführt und dort an geeigneter Stelle eingeschraubt. Nach der Fixierung der Sonden wird der Herzschrittmacher an der Eintrittsstelle mit den Sonden verbunden und unter das Unterhautfettgewebe, manchmal auch unter den großen Brustmuskel, implantiert. Klassischerweise werden die Sonden im Bereich der rechten Herzspitze eingesetzt. Neu ist jetzt, sie in der Linksschenkelregion zu implantieren“, erklärt Dr. med. Bernd Jergas. Laut einer Registerstudie gibt es bereits Hinweise, dass diese Art der Stimulation des Herzens besser ist als die klassische Schrittmacherstimulation. „Es wird schon länger nach Alternativen zu der klassischen Variante gesucht, da für rund 20 Prozent der Patienten durch unphsyiologische Stimulation von der Herzspitze aus ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer Herzschwäche besteht. Der Vorteil des neuen Verfahrens liegt darin, dass das natürliche Reizleitungssystem relativ einfach direkt stimuliert werden kann. Die Erregung der Ventrikel, also der Herzkammern, läuft dadurch physiologischer und nahezu synchron ab“, so der Leitende Oberarzt.
Zusätzlich können sogar auch unter Herzschwäche leidende Patienten dieses innovative Herzschrittmachersystem erhalten. Die in diesem Kontext in den letzten Jahrzehnten weltweit etablierte CRT-Herzschrittmachertherapie (System mit drei Herzschrittmachersonden) hilft nicht jedem Patienten gleich gut. Daher kommt das Verfahren der Linksschenkelstimulation seit über einem Jahr im Ev. Stift bei Patienten, bei denen die klassische CRT-Variante nicht möglich ist, zum Einsatz. „Das betrifft rund zehn Prozent unserer Patienten. Da passt es anatomisch nicht oder die Stimulationspfade arbeiten nicht optimal.“ Der Eingriff selbst dauert rund 90 Minuten und wird im Herzkatheterlabor durchgeführt.
Gerda Knoth, eine unter Herzschwäche leidende Patientin, hat im Ev. Stift im Mai dieses Jahres ein solches innovatives Schrittmachersystem von Dr. med. Bernd Jergas implantiert bekommen. Ihr Fazit: „Vor dem Eingriff habe ich nur beschwerlich und mit großer Luftnot gehen können. Richtig schlafen und flach liegen war auch nicht möglich. Heute geht beides wieder sehr gut. Das Herz pumpt synchron und das Herzschwächehormon, zuvor deutlich erhöht, liegt nun im Normbereich.“ Auch Michael Hess freut sich über die neue innovative Therapiemöglichkeit. Beim ihm wurde vor Jahren auf konventionellem Wege versucht, einen CRT-Schrittmacher zu implantieren. Dies war damals nicht gelungen. Nun arbeitet seit Juli 2023 das neue Schrittmachersystem für ihn und auch sein Herz pumpt wieder synchron.