liefert zuverlässig Energie fürs Klärwerk

OB Einig: Investitionen für stabile Gebühren - Ertrag entspricht der Prognose – Auch neues BHKW arbeitet effizient  
Neuwied. (Foto: Gerd Neuwirth) Die erste faltbare Solaranlage ist vor einem Jahr in Neuwied ans Netz gegangen. Sie liefert zuverlässig die prognostizierte Energie für den Betrieb der Kläranlage (die bis 2029 umfassend technisch und energetisch saniert wird). Das gilt auch für das neue Blockheizkraftwerk (BHKW), das ebenso Teil des Konzepts ist.

„Die Akzeptanz für die Energiewende wird steigen, wenn sie dazu beiträgt, dass die Menschen in unserer Stadt nicht ständig mehr bezahlen müssen. Wir haben hier ein Konzept, das maßgeblich zu stabilen Abwassergebühren beiträgt“, sagt Oberbürgermeister Jan Einig, Vorsitzender des Verwaltungsrats der SBN.
Diesen Beitrag hat die faltbare PV-Anlage bereits im ersten Jahr geleistet, wie Zacharias Grätz erklärt: „Anhand der aufgezeichneten Daten aus dem ersten Jahr 2024 bestätigt sich die Prognose von 180.000 Kilowattstunden weitestgehend. Mit 175.403 Kilowattstunden weichen wir nur um 2,55 Prozent ab.“ Zudem fiel im vergangenen April eine Bahn über einen Zeitraum von sechs Wochen aus: „Sonst läge der Ertrag noch einmal um 2000 Kilowattstunden höher.“


Die faltbare PV-Anlage liefert zuverlässig Strom für den Betrieb der Kläranlage. SBN-Vorstand Stefan Herschbach und OB (und Verwaltungsratsvorsitzender) Jan Einig ließen sich von Zacharias Grätz den Stand der Sanierung erläutern.  Foto: Gerd Neuwirth

Innovation ja, Luftschlösser nein. „Solche Investitionen gehen auch wir mit der gebotenen Skepsis an“, sagt SBN-Chef Stefan Herschbach. „Wir haben hier die erste Anlage in Deutschland, aber es ist eine Technologie, die sich in der Schweiz bereits bewährt hatte.“  Die Abweichung vom prognostizierten Ertrag liege unterhalb der kalkulierten Schwankungen von plus oder minus drei Prozent.
Das Projekt verbreitete sich deutschlandweit wie ein Lauffeuer bei Betreibern von Kläranlagen, denn sie benötigen enorm viel Energie im Betrieb und herkömmliche große Solaranlagen benötigen viel Platz. Die SBN überbauten jedoch eines ihrer 1600 Quadratmeter großen Klärbecken mit einer PV-Anlage, die bei Bedarf wie eine Ziehharmonika eingefahren werden kann. Schweizer Seilbahntechnik macht es möglich.
„Wir haben Neuwied einen Leuchtturm geschaffen“, freut sich der OB. „Nicht umsonst haben wir den Deutschen Solarpreis gewonnen.“ Die Erwartung, man könne nun leichthin weitere Flächen überbauen, bremst der gelernte Bauingenieur Einig: „Im Nachhinein ist der Überbau immer teurer.“ Die Heddesdorfer Anlage rechnet sich innerhalb von weniger als 10 Jahren bei einer erwarteten Betriebsdauer von 25 Jahren: „Allerdings nur, weil wir eine Förderung beantragt und erhalten haben.“ Ähnlich verhalte es sich mit der Deichwelle, deren Parkplatz noch in diesem Jahr mit einer Solaranlage überbaut werden soll: „Wir erhalten eine Million Euro aus den KIPKI-Mitteln, dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation. Entscheidend ist: Man muss diese Mittel auch beantragen. Das machen wir natürlich.“
Drei Millionen Kilowattstunden Strom „frisst“ allein die Kläranlage 1 nahe der B42. Zum Sanierungskonzept gehört daher eine umfassende Erneuerung, so SBN-Mitarbeiter Zacharias Grätz: „Ein Blockheizkraftwerk wurde bereits ausgetauscht, moderne Steuerungstechnik und eine Sanierung der Faultürme folgen.“ Dann wird der Klärschlamm aus den Becken in den Türmen gären und Methan erzeugen, das direkt im BHKW für die Stromerzeugung genutzt wird. Erfreulich ist: Das neue BHKW lieferte im Dezember und im Januar mit je 45.000 Kilowattstunden fast 86 Prozent mehr Strom als sein Vorgänger.
Bis 2029 wird es dauern, bis das Konzept komplett umgesetzt ist. Vom Austausch der fast 30 Jahre alten Steuerungs- und Pumpentechnik bis zur Betonsanierung und Dämmung der Faultürme. „Zumindest diese Investitionen, fast 10 Millionen Euro, schaffen wir gebührenneutral und werden für mehrere Jahrzehnte die Energieeffizienz erheblich steigern“, so Herschbach. Laut Einig zeigen die SBN damit Innovationskraft und Weitsicht im unternehmerischen Handeln: „Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Gebühren auch in Zukunft bezahlbar bleiben.“