HwK Koblenz fordert stärkere Verankerung des Handwerks in einer gesamteuropäischen Wirtschaftsstrategie
KOBLENZ/BRÜSSEL. - Foto-Quelle: Michael Jordan - Die jüngste Entscheidung der Europäischen Union (EU), keinen Beauftragten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu ernennen, schockiert und kritisiert das Handwerk. Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, erklärt dazu:
„99,6 Prozent der Wirtschaftsunternehmen in den EU-Mitgliedsstaaten sind dem Mittelstand zuzurechnen, weniger als ein Prozent der Industrie. Vor diesem Hintergrund ist es völlig unverständlich und ein klarer Wortbruch, dass die EU-Kommission keinen neuen KMU-Beauftragten ernennen will. Seit 2019 wird diese wichtige Position versprochen, jetzt rückt Kommissionspräsidentin von der Leyen von ihrer eigenen Zusage ab. 

Das rheinland-pfälzische Handwerk hat sich noch vor wenigen Tagen mit Vertretern der EU-Politik in Brüssel getroffen und die Stärkung der KMU-Wettbewerbsfähigkeit diskutiert. Über die Wichtigkeit herrschte Konsens unter den Beteiligten. Aus unserer Sicht ist dafür ein zentraler, starker Ansprechpartner als EU-Vertreter unerlässlich. Denn immer wieder hat sich gezeigt, dass in den Gesetzgebungsprozessen der Betriebsalltag von Millionen von Betrieben und Unternehmen nicht oder völlig unzureichend berücksichtigt wird und bürokratische Monster fernab der betrieblichen Praxis auf den Weg gebracht werden. So kann es nicht weitergehen und um solchen Entwicklungen wirksam entgegenzutreten, muss Handwerkspolitik stärker innerhalb der EU-Wirtschaftsstrategie verankert werden!

Ralf Hellrich ist Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz und kritisiert, dass in einer gesamteuropäischen Wirtschaftspolitik die Bedeutung des Mittelstandes viel zu wenig berücksichtigt wird.  Foto-Quelle: Michael Jordan

KMU sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Sie brauchen eine Stimme auf höchster Ebene, die ihre Interessen vertritt. Die Politik schuldet den 24 Millionen Handwerksbetrieben und Mittelständlern in Europa einen KMU-Beauftragten und eine rasche Besetzung dieser Schlüsselrolle. Daher muss die EU-Kommissionspräsidentin von diesem Vorgehen so schnell wie möglich wieder abrücken.“
Für die HwK Koblenz spielt der europäische Markt und ein enger Austausch mit EU-Politikern gleich aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle. Zum einen liegt der Kammerbezirk im Herzen Europas, viele Nachbarstaaten zählen damit auch zu Märkten von Handwerksunternehmen „und die grenzüberschreitend tätigen Unternehmen leiden unter wachsender Bürokratie. In der Großregion sind Handwerksbetriebe und Mittelständler besonders auf unbürokratische und praxistaugliche Lösungen angewiesen.“
Zum anderen kennt die HwK die Rolle der EU auch für nationale Gesetzgebungsverfahren und hat im Haus eine Stabsstelle zur EU-Politik eingerichtet. Regelmäßige Treffen mit Vertretern der EU in Brüssel oder in Koblenz werden von hier für einen Austausch und auch Praxisbezug koordiniert und bearbeitet.
Weitere Informationen bei der Handwerkskammer Koblenz gibt deren EU-Beauftragte Christiane Zügner, Tel. 0261/ 398-241, christiane.zuegner@hwk-koblenz.de