2024-03-05T12:49:31

Neuwied/Altenkirchen (ots) -

Die Verkehrsunfallstatistik 2023 fasst das Verkehrsunfallgeschehen des vergangenen Jahres im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Neuwied zusammen und stellt damit die wesentliche Grundlage zur Betrachtung der Unfallentwicklung dar, in deren Folge polizeiliche Maßnahmen, orientiert an erkannten Entwicklungen weitergeführt oder gegebenenfalls in Teilbereichen intensiviert werden müssen.

Im zugrundeliegenden Berichtszeitraum 2023 wurden im Bereich der Polizeidirektion Neuwied insgesamt 9.731 Verkehrsunfälle registriert. Dies stellt einen Anstieg um 646 Verkehrsunfälle oder 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Rund 70 Prozent aller Unfälle ereigneten sich innerhalb der geschlossenen Ortschaft.

Bei 1.013 Unfällen entstand Personenschaden, bei 5 Unfällen starben 5 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich auch bei den Unfällen mit Personenschäden eine leicht steigende Tendenz um 3,3 Prozent. Insgesamt verunglückten 1.340 Verkehrsteilnehmer (+ 2,9 Prozent). Die Anzahl der Schwerverletzten verblieb auf dem Vorjahresniveau von 216 Personen. Als schwerverletzt gilt ein Unfallbeteiligter, wenn er zu einer länger als 24 Stunden andauernden stationären Behandlung ins Krankenhaus verbracht wird.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Flucht nahm um 10,8 Prozent zu und stieg auf 2.130 Unfälle (2022: 1.927 Unfälle). Damit flüchtete wie in den Jahren zuvor jeder Fünfte Unfallbeteiligte von der Unfallstelle. 891 Fälle konnten von der Polizei aufgeklärt werden, was einer Aufklärungsquote von 41,8 Prozent entspricht.

Erfreulich ist ein leichter Rückgang der Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung um 5,0 Prozent auf 96 Unfälle. 84 Kinder verunglückte Kinder wurden insgesamt registriert. Sehr tragisch ist der Unfalltod eines Kleinkindes im vergangenen Jahr. 9 Kinder erlitten schwere Verletzungen und bei 9 Unfällen war ein Zusammenhang mit dem Schulweg zu sehen.

Die Unfallbeteiligung "Junger Fahrender" im Alter von 18 bis 24 Jahren ist im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent leicht gestiegen. Positiv zu vermerken ist aber, dass diese Zahl mit Blick auf das Jahr 2019 um 178 Verkehrsunfälle oder 7,7 Prozent immer noch niedriger liegt. Auch im Bereich der Verkehrsunfälle mit Personenschaden ist bei den jungen Fahrenden ein geringer Anstieg festzustellen (+ 6,5 Prozent). Oftmals treffen bei dieser Risikogruppe mangelnde Fahrerfahrung und erhöhte Risikobereitschaft aufeinander und führen zu teilweise folgenschweren Verkehrsunfällen. Unverändert zum Vorjahr blieb die Anzahl der schwerletzten Jungen Fahrenden (30 Schwerverletzte). Auch in der langfristigen Betrachtung bewegt sich die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung Junger Fahrender auf gleich hohem Niveau.

Ebenfalls war eine Zunahme der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren ab 65 Jahren um 7,5 Prozent auf 2.132 Unfälle festzustellen (2022: 1.983 Unfälle). Senioren sind inzwischen an mehr Verkehrsunfällen beteiligt als junge Fahrende. Die Jahresunfallbilanz weist 162 verletzte Senioren auf. Zwei Senioren starben.

Das Fahrrad wird als Fortbewegungsmittel immer beliebter. Das zeigen auch die Verkehrsunfallzahlen. So wurden 190 Verkehrsunfälle mit Radfahrenden im vergangenen Jahr registriert, davon 35 mit Beteiligung eines Pedelecs. Das sind 6,7 Prozent mehr als zum Vorjahr (2022: 178 Radfahrerunfälle). In rund 78 Prozent dieser Unfälle kam es zu Personenschäden. 148 Radfahrende verunglückten. Erfreulich ist, dass kein Radfahrer ums Leben kam, jedoch verletzten sich 32 Radler schwer. Leider tragen immer noch sehr viele Radfahrende keinen Schutzhelm, obwohl diese Schutzausrüstung nachweislich das Risiko, eine schwere Kopfverletzung zu erleiden, deutlich minimiert.

Das Motorradfahren gehörte auch 2023 wieder mit zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. Die Polizei registrierte in der Risikogruppe der Motorradfahrenden insgesamt 183 Verkehrsunfälle. Damit verbleibt diese Zahl auf dem Vorjahresniveau. Bei 133 Unfällen war Personenschaden zu beklagen. Ein Biker starb, 40 wurden schwer verletzt. Bei etwas mehr als einem Drittel handelte es sich um "Alleinunfälle". In diesen Fällen war eine nichtangepasste Geschwindigkeit weit überwiegend als unfallursächlich anzunehmen.

Verkehrsunfälle mit Beteiligung eines LKW bleiben auch im langfristigen Vergleich auf hohem Niveau bei 1.079 Unfällen. Das Jahresmittel liegt bei 1.053 Unfällen. In 94 Prozent der Fälle handelte es sich um reine Sachschadensunfälle. Unter den wenigen Personenschadensunfällen (67 Unfälle) mit insgesamt 91 verunglückten Personen sind bedauerlicherweise auch zwei getötete Menschen zu beklagen. Positiv ist, dass die Anzahl der Personen, die bei einem Unfall mit Beteiligung eines LKW verletzt wurden, um rund 33 Prozent zurückgegangen ist.

Mit Blick auf die Unfallursachen ist ein unzureichender Sicherheitsabstand Hauptunfallursache Nr. 1. Inzwischen gehen rund 35 Prozent (3.441 Unfälle) aller registrierten Unfälle auf die Missachtung der Abstandsregeln zurück, obwohl die technische Sicherheitsausrüstung in den Fahrzeugen immer weiter fortschreitet.

Auch das Fahren mit nicht angepasster oder zu hoher Geschwindigkeit gehört nach wie vor zu den Hauptunfallursachen. Mit einer Steigerung von rund 15 Prozent auf 771 Unfälle wurde im Vergleich zu den vergangenen Jahren ein neuer Höchststand erreicht. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist auch weiterhin Hauptunfallursache für Verkehrsunfälle mit Personenschaden, denn bei jedem vierten Unfall, der auf die Ursache Geschwindigkeit zurückzuführen ist, sind Verletzte zu beklagen. Im vergangenen Jahr starben zwei Menschen infolge des Fahrens mit nicht angepasster Geschwindigkeit.

Eine deutliche Steigerung mit rund 64 Prozent auf 72 Unfälle (2022: 44) ist bei den Ablenkungsunfällen festzustellen. Seit 2021 werden diese Unfälle statistisch erfasst, die sich infolge von Unachtsamkeit in Form einer Ablenkung, beispielsweise durch die Nutzung von Smartphones oder anderen elektronischen Geräten ereignet, haben. Mit gezielten Kontrollmaßnahmen konnten im Direktionsbereich Neuwied unter anderem 723 Ordnungswidrigkeiten wegen Ablenkungsverstößen, ohne dass es zum Unfall kam, festgestellt und angezeigt werden.

Eine weitere ernstzunehmende Unfallursache ist eine Alkohol- oder Drogenbeeinflussung am Steuer. So registrierten die Dienststellen insgesamt 161 Unfälle im Zusammenhang mit einer Alkoholbeeinflussung und 33 Unfälle, bei denen der Fahrer unter dem Einfluss von Drogen stand. 69 Unfälle endeten mit Personenschaden. Im Rahmen von gezielt ausgerichteten Kontrollmaßnahmen konnten im letzten Jahr insgesamt 348 alkoholisierte und 319 drogenbeeinflusste Fahrer aus dem Verkehr gezogen werden, noch bevor es zum einem Unfall kam. Hinzu kommen 32 Fälle bei denen die Beamten eine sogenannte Trunkenheitsfahrt vor Fahrtantritt verhindern konnten.

Verkehrssicherheitsarbeit ist nach wie vor eine Kernaufgabe und zugleich besonderes Anliegen der Polizei. Gerade vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Klimawandel und er politisch eingeleiteten Verkehrswende unter Einbeziehung neuer Arten der Verkehrsbeteiligung sowie der Forcierung von Elektro-Mobilität, ist und bleibt Mobilität altersgruppenübergreifend von zentraler Bedeutung. In der Folge gilt es auch für die Polizei, den Herausforderungen bei steigender Verkehrsdichte, unterschiedlichen Verkehrsbeteiligungsformen und fortschreitender technischer Entwicklung in einer Form gerecht zu werden, die es allen Verkehrsteilnehmenden ermöglicht, weiterhin sicher am Straßenverkehr teilzunehmen.

Die Polizeidirektion Neuwied wird daher ihre Schwerpunkte in der Verkehrssicherheitsarbeit auch weiterhin so wählen, dass der Fokus auf besonders gefährdete und unfallbelastete Risikogruppen gerichtet ist und diesen sowie den übrigen Verkehrsteilnehmenden durch verschiedenste, gezielte Maßnahmen eine sichere Verkehrsteilnahme ermöglicht wird.

Weitere Informationen und Details zu den Verkehrsunfallzahlen und deren Entwicklung können Sie dem beigefügten Jahresbericht zur Verkehrsunfallstatistik 2023 der Polizeidirektion Neuwied entnehmen.